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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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Sie das nicht? Das war eine Sendung für Perverse! In den letzten Jahren hat Papa immer wieder Drohbriefe gekriegt. Komischerweise wurden es mehr, je unwichtiger die Sendung wurde. Wahrscheinlich glaubten die Ratten allmählich, alles gehört ihnen. Mein Vater wollte den Mist schon lange hinschmeißen, aber Simmons hat ihn überredet, weiter zu machen, bis es irgendwann überhaupt nicht mehr zu verkaufen sein würde. Obwohl Papa schon längst ein Wrack war! Eines Abends, da hat er es mir erzählt. Stockbesoffen war er. Und geweint hat er. Simmons geht's doch bloß ums Geld. Und jetzt wird er bestimmt nochmal Millionen machen, wenn die alten Sendungen wiederholt werden. Schön für ihn. Ich bin mir sicher, dass eins der Kamerateams hier aus der Firma kommt. Hat er Sie schon überredet, Ihre Ermittlungen für eine Dokusoap mitzufilmen?«
    »Das sollte er lassen, wenn ihm seine Zähne lieb sind.«
    »Jetzt sind Sie mir fast ein bisschen sympathisch geworden.«
    Sie ging ohne ein weiteres Wort davon.
    Alle starrten den Kommissar an. Die Szene war natürlich nicht unbemerkt geblieben.
    »Simmons«, rief Reemund über die Köpfe der Anwesenden hinweg. »Haben Sie eine Minute?«
    Der Angesprochene zuckte zusammen und wandte sich um. Wedelbeck trottete kopfschüttelnd seinem Chef hinterher, als dieser mit langen Schritten auf den Chef von SIKOmedia zuging.
    Reemund eröffnete das Gespräch mit der ihm eigenen Grazie.
    »Ich hab Sie nicht weinen sehen.«
    »Jeder trauert auf seine Art.«
    »Das ist wahr. Warum hat sie so reagiert?«
    »Wer? Auf was?«
    »Evelyn Koss. Als Sie sie umarmen wollten.«
    »Keine Ahnung.«
    »Ja. Das hat sie zuerst auch gesagt.«
    »Was wollen Sie überhaupt von mir? Das hier ist eine Beerdigung, verdammt noch mal! Zeigen Sie gefälligst etwas Respekt vor dem Toten! Warten Sie doch schon mal beim Buffet. Es gibt bestimmt gleich was zu essen. Sind Sie überhaupt eingeladen worden?«
    »Nein. Aber ich kondoliere gern. Mein Beruf gibt mir reichlich Gelegenheit dazu. Ich hab gehört, Ihre Starsendung war auf dem absteigenden Ast?«
    Simmons lächelte müde.
    »Das stimmt. Die große Zeit ist vorbei.«
    »Was schätzen Sie, wie lange hätte die Sendung noch gehabt?«
    »Ein Jahr, vielleicht zwei. Es war natürlich nicht das einzige Format, das wir produziert haben.«
    »Aber das Erfolgreichste?«
    »Bis jetzt ja. Aber was interessiert Sie das?«
    »Ich versuche, Motive für die Morde an Ihren Kollegen zu finden.«
    Simmons lachte.
    »Und jetzt wissen Sie nicht weiter und stochern blind im Dunkeln herum? Vielleicht sollten Sie uns mal ranlassen. Journalisten sind gut darin, die Arbeit zu machen, die die Polizei nicht hin bekommt.«
    Reemund blieb ruhig. »Jetzt, wo Koss tot ist, kann ich mir vorstellen, dass die Sendungen wieder sehr gefragt sind. Die laufen bestimmt als Wiederholungen. Nachrufe. Vielleicht eine Dokumentation über den ermordeten Helden?«
    »Ach das denken Sie! Ich hätte Koss umgebracht — für Publicity? In Ihnen steckt ja ein Krimischreiber!«
    »Leute haben schon aus seltsameren Gründen gemordet.«
    »Wissen Sie, Sie sollten dringend etwas essen. Ihr Blutzuckerspiegel scheint im Keller zu sein. Ich hab jetzt keine Lust mehr, mit Ihnen zu reden. Guten Tag, Herr Kommissar!«
    »Erster Hauptkommissar«, sagte Reemund.
    »So what?« , knurrte Simmons und verschwand.
    Wedelbeck bestand darauf, zu gehen; etwas zu essen fände sich auch woanders.
    »Aber das ist nicht so gut«, sagte eine Stimme aus meinem Inneren. Die Polizisten fuhren herum.
    Wie schaffte es Rudolph Wassermann bloß, immer genau dort stehen zu bleiben, wo ich war? Ich sprang zur Seite.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Wedelbeck.
    »Essen.« Der beeindruckende Repräsentant der untersten Gesellschaftsschichten hielt einen schmucklosen Pappteller hoch, auf dem einige Häppchen platziert waren.
    »Guten Tag, die Herren Kommissare!«
    »Na sieh mal einer an«, sagte Reemund. »Kannten Sie Eduard Koss?«
    »Glauben Sie etwa, dass alle, die hier sind, den Mann persönlich kannten?«
    »Wie sind Sie überhaupt reingekommen?«, fragte Wedelbeck. »Für die Zeit der Beisetzung sind die Zugänge bewacht.«
    Wassermann lachte.
    »Ja. Albern. Nicht wahr? Der Mann war schließlich kein Staatspräsident. Nur ein weiterer Fernsehmacher, der redete, ohne wirklich zu wissen, worüber. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich habe auf dem Friedhof geschlafen. Es gibt hier lauschige überdachte Ecken. Wenn es nachts zu regnen droht,

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