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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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selbst dazu gemacht und bleibt es jetzt, weil ein solcher Wirrwarr in der Kaserne herrscht, dass keiner Bescheid weiß. Damit ist er fürs Erste versorgt, denn seine Zivilstellung ist futsch. Sein Rechtsanwalt aus Köln hat ihm geschrieben, die weibliche Hilfskraft sei vorzüglich eingearbeitet und billiger, Jupp aber wäre sicher den Büroanforderungen im Feld etwas entwachsen. Er bedauere herzlich, die Zeiten seien hart. Beste Wünsche für die Zukunft.
    »Schöner Mist«, sagt Jupp melancholisch, »all die Jahre hat man nur den einen Wunsch gehabt: weg von den Preußen, und jetzt ist man froh, dass man bleiben kann. Na, so kaputt oder so kaputt – ich reize achtzehn.«
    Willy hat ein Bombenblatt in der Faust. »Zwanzig«, antworte ich für ihn, »und du, Valentin?«
    Er zuckt die Achseln. »Vierundzwanzig.«
    Als Jupp bei vierzig passt, erscheint Karl Bröger. »Wollte mal nachsehen, was ihr macht«, sagt er.
    »Da hast du uns hier gesucht, was?«, schmunzelt Willy und setzt sich behaglich und breit hin. »Ja, die Kaserne ist doch nun mal die wahre Heimat der Soldaten. Einundvierzig!«
    »Sechsundvierzig«, schnaubt Valentin herausfordernd.
    »Achtundvierzig«, donnert Willy zurück.
    Verflucht, das wird ein hohes Spiel. Wir rücken näher. Willy lehnt sich genussreich an die Spindwand und zeigt uns einen haushohen Grand. Aber Valentin grinst gefährlich; er hat ein noch mächtigeres Null aus der Hand in der Flosse.
    Wunderbar gemütlich ist es in der Bude hier. Auf dem Tisch steht ein Kerzenstummel und flackert. Matt schimmern die Bettstellen aus den Schatten. Wir fressen große Stücke Käse, die Jupp besorgt hat. Er teilt jedem seine Portion mit dem Seitengewehr zu.
    »Fünfzig!«, tobt Valentin.
    Da fliegt die Tür auf und Tjaden stürmt herein. »Se… Se…«, stottert er und kriegt vor Aufregung einen mörderischen Schluckauf. Wir führen ihn mit hochgehobenen Armen in der Stube herum. »Haben dir die Huren dein Geld geklaut?«, fragt Willy teilnehmend.
    Er schüttelt den Kopf. »Se… Se…«
    »Stillgestanden!«, kommandiert Willy.
    Tjaden fährt zusammen. Der Schluckauf ist weg.
    »Seelig – ich habe Seelig gefunden«, jubelt er.
    »Mensch –«, Willy heult auf, »wenn du jetzt lügst, werfe ich dich aus dem Fenster!«
    Seelig war unser Kompaniefeldwebel, ein Biest ersten Ranges. Zwei Monate vor der Revolution wurde er leider versetzt, sodass wir ihn bislang nicht fassen konnten. Tjaden erzählt, dass er in der Kneipe »König Wilhelm« Gastwirt sei und hervorragendes Bier habe.
    »Hin!«, rufe ich, und wir drängen hinaus.
    »Aber nicht ohne Ferdinand«, sagt Willy. »Der hat mit Seelig noch wegen Schröder abzurechnen.«
    Wir pfeifen und lärmen vor Kosoles Haus, bis er missmutig im Hemd ans Fenster kommt. »Was fällt euch ein – am späten Abend«, knurrt er. »Wisst ihr nicht, dass ich verheiratet bin?«
    »Das hat Zeit«, schreit Willy, »komm rasch runter, wir haben Seelig entdeckt!«
    Ferdinand wird lebendig. »Tatsache?«, fragt er.
    »Tatsache!«, kräht Tjaden.
    »Gut, ich komme!«, antwortet er, »aber wehe, wenn ihr mich angeschmiert habt. –«
    Fünf Minuten später ist er unten und lässt sich berichten. Wir sausen los.
    Als wir in die Hakenstraße einbiegen, rennt Willy in der Aufregung einen Mann über den Haufen. »Rhinozeros!«, brüllt der vom Boden aus hinter ihm her.
    Willy kehrt rasch um und pflanzt sich drohend vor ihm auf. »Pardon, haben Sie was gesagt?«, fragt er und tippt an seine Mütze. Der andere rappelt sich auf und sieht an ihm empor. »Nicht dass ich wüsste«, antwortet er mürrisch.
    »Ihr Glück«, sagt Willy, »zum Schimpfen haben Sie nämlich nicht den nötigen Körperbau.«
    Wir durchqueren einen Vorgarten und halten vor der Kneipe »König Wilhelm«. Der Name ist bereits überpinselt. Sie heißt jetzt »Edelweiß«. Willy greift nach der Türklinke.
    »Moment!« Kosole zieht ihm die Pfote zurück. »Willy«, sagt er dann beschwörend, »wenn gehauen wird, haue ich! Hand drauf!«
    »Geht in Ordnung!«, bestätigt Willy und reißt die Tür auf.
    Lärm, Qualm und Licht stürzen uns entgegen. Gläser klirren. Ein Musikapparat donnert den Marsch aus der Lustigen Witwe. Die Hähne der Theke blitzen. Ein Schwall von Gelächter wirbelt um die Wanne des Schanktisches, an dem zwei Mädchen die schaumigen Gläser spülen. Ein Haufen Kerle ist um sie herum. Witze knallen. Das Wasser schwappt über. Die Gesichter spiegeln sich zerfetzt darin. Ein Artillerist bestellt

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