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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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»das wollt ich dir mitbringen«, und denkt immerfort: kann doch nicht wahr sein, das kann doch nicht … Er hält hilflos die rote Seide hin, und noch ist nichts in seinem Schädel drin von alledem.
    Sie aber weint und will nichts wissen. Er setzt sich nieder und denkt nach und hat plötzlich furchtbaren Hunger. Da stehen Äpfel von den Bäumen draußen, schöne Haferäpfel, er nimmt sie und isst, denn er muss was tun. Dann aber werden die Hände schlaff und er begreift es. Eine rasende Wut kocht in ihm hoch, er will was kaputtschlagen und läuft hinaus, um den Kerl zu suchen.
    Er findet ihn nicht. Da geht er in die Kneipe. Man begrüßt ihn dort; aber alles ist wie auf Eiern, sie sehen an ihm vorbei und sind vorsichtig im Sprechen, sie wissen es also schon. Er tut zwar so, als ob nichts sei, aber wer hält das aus; er gießt das Zeug hinunter und geht, als einer fragt: »Warst du schon zu Hause?« – und Stille ist hinter ihm, als er die Schankstube verlässt. Er rennt herum, und es wird spät darüber. Dann steht er wieder vor seinem Hause. Was soll er tun, er geht hinein. Die Lampe brennt, Kaffee steht auf dem Tisch, Bratkartoffeln sind in der Pfanne auf dem Herd. Es schlägt ihn schmerzlich nieder, wie schön wäre das, wenn es richtig wäre, sogar ein weißes Tuch liegt auf dem Tisch. Aber so ist es nur schlimmer.
    Die Frau ist da und weint nicht mehr. Als er sitzt, gießt sie Kaffee ein und stellt die Kartoffeln und die Wurst auf den Tisch. Doch für sich selbst stellt sie keinen Teller hin.
    Er sieht sie an. Sie ist blass und schmal. Alles kommt wieder hoch in einer sinnlosen Traurigkeit. Er will nichts mehr davon wissen, er will sich einschließen und sich aufs Bett legen und zu Stein werden. Der Kaffee dampft, er schiebt ihn zurück, die Pfanne auch. Die Frau erschrickt. Sie weiß, was kommt.
    Adolf steht nicht auf, das kann er nicht, er schüttelt nur den Kopf und sagt: »Geh weg, Marie.«
    Sie erwidert kein Wort, sie nimmt ihr Umschlagetuch um die Schulter, schiebt noch einmal die Pfanne vor, zu ihm hin, sagt mit zaghafter Stimme: »Iss doch wenigstens, Adolf –« und geht dann. Sie geht, sie geht, mit ihrem leisen Schritt, lautlos, die Tür schließt sich, draußen blafft der Hund, der Wind saust um die Fenster. Bethke ist allein.
    Und dann die Nacht.
    Ein paar Tage so allein zu Hause zehren an einem Mann, der aus dem Graben kommt.
    Adolf versucht den Kerl zu schnappen, um ihn zum Krüppel zu schlagen; aber der hat rechtzeitig was gemerkt und sich dünne gemacht. Adolf lauert auf ihn und sucht ihn überall – doch kann er ihn nicht kriegen, und das wirft ihn ganz um.
    Dann erscheinen die Schwiegereltern und reden, er solle es sich doch überlegen, die Frau wäre schon längst wieder vernünftig, vier Jahre allein seien auch keine Kleinigkeit, der Kerl habe schuld, und es wären im Kriege noch ganz andere Dinge passiert. –
    »Was soll man bloß machen, Ernst?« Adolf sieht auf.
    »Verdammt noch mal«, sage ich, »so eine Scheiße.«
    »Dazu kommst du nun nach Hause, Ernst!«
    Ich schenke ein, und wir trinken. Da wir keine Zigarren für Adolf mehr im Hause haben und er nicht in die Wirtschaft will, gehe ich, um welche zu holen. Adolf ist ein starker Raucher, und es wird leichter für ihn sein, wenn er Zigarren hat. Ich nehme darum gleich eine ganze Kiste »Waldfrieden« mit, dicke braune Stumpen, die den richtigen Namen haben. Sie sind aus reinem Buchenlaub, aber immer noch besser als nichts.
    Als ich zurückkehre, ist jemand da, und ich sehe sofort, dass es die Frau ist. Sie hält sich gerade, doch ihre Schultern sind weich. Es ist etwas Ergreifendes, der Nacken einer Frau, immer haben sie etwas von Kindern, und man kann ihnen wohl nie ganz böse sein. Abgesehen natürlich von den Dicken, die ein Speckgenick haben.
    Ich sage guten Tag und setze die Mütze ab. Die Frau antwortet nicht. Die Zigarren stelle ich vor Adolf hin, er nimmt aber keine. Die Uhr tickt. Vor dem Fenster wirbeln die Blätter der Kastanien, manchmal raschelt eins gegen die Scheibe, und der Wind presst es dagegen, Die fünf braunen, erdigen Blätter, an einem Stiel vereinigt, drohen dann wie ausgestreckte, greifende Hände von draußen in das Zimmer herein, braune Totenhände des Herbstes. Endlich rührt Adolf sich und sagt mit einer Stimme, die ich nicht an ihm kenne: »Nun geh doch, Marie.«
    Sie erhebt sich gehorsam wie ein Schulkind, sieht vor sich hin und geht. Der weiche Nacken, die schmalen Schultern, wie ist das alles nur

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