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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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zu groß, daher legte ich meine Hände auf das Fensterbrett und lehnte meine Stirn gegen das kalte Glas. Es brannte auf meiner Haut, aber ich hatte das Gefühl, den Schmerz zu verdienen.
    Es hatte endlich angefangen zu schneien. Große, wunderschöne Flocken fielen vom Himmel herab, und die dünne, weiße Schicht auf der Straße sagte mir, dass der Schnee schon eine ganze Weile fiel. Wahrscheinlich war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, in Selbstmitleid zu zerfließen, um es zu bemerken.
    Ich wollte mich gerade abwenden, als ich das kleine Mädchen von gegenüber in der Auffahrt ihres Elternhauses erblickte. Es fuhr ein brandneues Fahrrad, und sein Vater schritt neben ihm her, als traue er den Stützrädernauf dem rutschigen Asphalt nicht. Nun brannte nicht nur meine Stirn, sondern da war auch wieder dieses verdächtige Brennen in meinen Augen.
    Ich ging zu meinem Bett und ließ mich darauffallen. Luke Skywalker verspottete mich mit der Erinnerung an ein tolles Weihnachtsgeschenk aus der Vergangenheit. Ich bekam die Bilder von dem kleinen Mädchen auf seinem Fahrrad nicht aus dem Kopf. Ich sah, wie sich die Räder drehten und drehten, während das Mädchen seine neu gewonnene Freiheit genoss, die es ihm erlaubte, sich zwei, drei, vielleicht sogar vier Häuser weit zu entfernen. Was musste das für ein wunderbares Gefühl sein!
    Ich konzentrierte mich auf die Decke. Sie war schmutzig. Das Dach hatte undichte Stellen, und jedes Mal, wenn es regnete, sickerte Wasser in den Putz und hinterließ Flecken und Linien. Nichts in meinem Leben war perfekt. Andere Kinder hatten ein neues Fahrrad, Mutter und Vater und Decken, die nicht feucht waren. Das war einfach ungerecht.
    »Eddie!«, rief Mom vom Flur aus, und dann schwang auch bereits meine Tür auf. »Hast du schon aus dem Fenster gesehen? Dads Geschenk für dich ist da ... Es ist ein Weihnachtswunder! So hat es nicht mehr geschneit, seit –«
    Ich hatte zur Decke hinaufgestarrt, brachte es einfach nicht fertig, sie anzusehen, als sie hereinkam. Ich wusste, dass mich mein Gesicht verraten würde. Aber nachdem esfür eine Weile still geblieben war, setzte ich mich auf dem Bett auf, um zu sehen, was vor sich ging. Mom starrte auf den Boden neben meiner Kommode. »Ist das dein Pullover?«, fragte sie leise. Ich hatte ihn dort ohne zu überlegen fallen lassen. Er war zu einem Ball zusammengeknüllt wie etwas, das in den Abfalleimer gehörte.
    »Tut mir leid. Ich hätte ihn weglegen sollen«, sagte ich kleinlaut und machte Anstalten, vom Bett zu klettern.
    »Sieht so aus, als hättest du das schon getan«, erwiderte sie. Da war ein Schmerz in ihrer Stimme und ein enttäuschter Ausdruck auf ihrem Gesicht, was mich eigentlich nicht hätte überraschen sollen, aber es traf mich dennoch unvorbereitet. Nachdem sie wieder für eine kurze Weile geschwiegen hatte, blickte sie von dem Pullover auf, sah mir direkt in die Augen und sagte: »Bitte behandele deinen Pullover nicht so.«
    Ich wusste, dass wir nicht viel Geld hatten, aber mir war nicht klar gewesen, wie schwer dies auf meiner Mutter lastete. Ich sah in Gedanken vor mir, wie sie jeden Tag während ihrer Arbeitszeit bei Sears an den neuen Fahrrädern vorbeikam, wohl wissend, welches ich mir wünschte, und dass sie es sich nicht leisten konnte. Ich sah, wie sie die Pullover anschaute, die ich nicht haben wollte und die sie sich auch nicht leisten konnte, sah sie Wolle aussuchen und jeden Abend stricken, sich dabei einredend, dass ich es irgendwie verstehen und mich über diesen Pullovergenauso freuen würde wie über ein neues Fahrrad, während ihr tief in ihrem Herzen ständig bewusst war, dass ich es niemals fertigbringen würde.
    Ich saß verlegen da und sah schweigend zu, wie Mom den Pullover so behutsam aufhob, als wäre er ein verletztes Kätzchen. Sie faltete ihn langsam zusammen und legte ihn ordentlich oben auf meine Kommode. Sie verweilte noch für einen Moment dort, während ihre Hände den Pullover herabdrückten, als versuche sie, Knitterfalten zu glätten, die gar nicht da waren.
    Ich hatte wirklich nicht gewusst, wie stark der Glaube meiner Mutter an den Zauber der Weihnacht war, bis ich sah, wie sie ihn durch einen zerknüllten Pullover auf meinem Zimmerboden verlor.
    Mom verließ mein Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, und zog die Tür leise hinter sich zu. Meine Augen begannen wieder zu brennen. Ich ging zum Fenster zurück, in der Hoffnung, dass mich der Schnee aufmuntern würde. Ich presste

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