Der Weihnachtswunsch
Partner waren wütend auf Carnes, weil er eine vertrauliche Information preisgegeben hatte, wodurch ihnen ein beträchtlicher finanzieller und substanzieller Schaden entstanden war. Sie schlossen ihn von dem Geschäft aus, und an seine Stelle trat Kier als Mehrheitsgesellschafter. Das Projekt war so erfolgreich, wie die Gruppe erwartet hatte, und brachte Kier Millionen ein.
Carnes stellte Kier wegen seines Verrats nie zur Rede, und Kier hatte seit jener Begegnung in seinem Büro nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.
Die in der Akte angegebene Adresse führte Kier zu einem modernen siebenstöckigen Gebäude am Rand von Orem. Es war weit und breit das einzige Gebäude, das mehr als zwei Stockwerke hatte. Kier parkte in einer Parkbox für Kurzbesucher und stieg die Betontreppen zum Eingang hinauf.
Das Innere des Gebäudes war ebenso beeindruckend wie sein Äußeres: Es hatte ein verglastes Atrium, das bis zum obersten Stockwerk reichte. Die Lobby war hell und geräumig. An einer Wand hing ein etwa achtzehn Meter hohes Vinylbanner mit einer Saftflasche. Der Boden bestand aus schwarzem Marmor.
In der Mitte der Lobby stand eine nierenförmige Empfangstheke aus rostfreiem Stahl und Glas, deren Sockel von strahlend roten Weihnachtssternen gesäumt war. Zwei attraktive junge Blondinen mit Headsets waren damit beschäftigt, die eingehenden Anrufe anzunehmen. Hinter den Frauen befanden sich von hinten beleuchtete Milchglasscheiben mit einem Meter hohen Goldbuchstaben, die das Wort PROVANTI bildeten.
Als Kier sich dem Empfang näherte, sah eine der jungen Frauen auf und fragte ihn lächelnd: »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich bin hier, um David Carnes zu besuchen.«
»Haben Sie einen Termin?«
»Nein. Ich habe einfach gedacht, ich schau mal vorbei.«
Sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu. »Ich muss in seinem Büro anrufen. Wie ist Ihr Name?«
»James Kier. Mr Carnes und ich sind alte Freunde«, antwortete er und dachte, dass es angemessener gewesen wäre, das Wort »alte« stärker zu betonen als die »Freunde«.
»Danke. Einen Moment, bitte.«
Sie drückte einen Knopf auf der Telefonanlage und sprach in ihr Headset. »Shantel, hier ist ein Mr James Kier für Mr Carnes. James Kier. Richtig. Nein, er hat keinen Termin. Er hat gesagt, dass sie alte Freunde sind. Okay.«
Sie sah wieder zu Kier auf. »Sie wird sich erkundigen, ob Mr Carnes zu sprechen ist. Im Moment telefoniert er, sodass es ein paar Minuten dauern wird. Erst einmal möchte ich Sie bitten, sich hier einzutragen. Dann nehmen Sie bitte Platz.«
Kier unterschrieb das Besucherformular mit seinem Namen. »Gehört das ganze Gebäude Provanti?«
»Ja, Sir.«
»Was genau ist Provanti?«
»Wir sind ein Online-Lebensmittelunternehmen. Provanti-Saft ist unser Vorzeigeprodukt. Es ist ein Super-Saft aus brasilianischen Mokkabohnen.«
»Was bewirkt er?«
»Provanti steigert das Wohlbefinden, fördert die Gewichtsreduktion und erhöht die Energie. Mir haben sogar Leute erzählt, dass es Krebserkrankungen heilt.«
»Vielleicht sollte ich mir eine Flasche holen.«
»Das sollten Sie«, sagte sie stolz. »Wir verkaufen Provanti für über eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr.«
Kier sah sie ungläubig an. »Für eine halbe Milliarde Dollar?«
»Das war im vergangenen Jahr. Wir erwarten, dass wir das in diesem Jahr übertreffen. Und im vergangenen Oktober haben wir eine Serie mit Hautpflegeprodukten auf den Markt gebracht, die Mokkabohnen enthalten.«
Kier schüttelte den Kopf. »Eine halbe Milliarde Dollar. Ich bin in der falschen Branche. Und welche Funktion hat Mr Carnes hier?«
Die Frau lächelte. »Mr Carnes ist der Gründer und Firmenchef von Provanti. Einen Moment bitte.« Sie drückte auf einen Knopf. »Ja. Danke, Shantel.« Sie griff unter ihre Schreibtischplatte und zog ein Plastikschild hervor, auf dem das Wort BESUCHER stand. »Mr Carnes empfängt Sie. Hier ist Ihr Besucherausweis. Fahren Sie mit dem Aufzug in den siebten Stock. Shantel holt Sie dort ab und begleitet Sie auch wieder zurück.«
»Carnes ist der Gründer«, wiederholte Kier.
»Ja, das ist er.«
Kier nahm den Ausweis und befestigte ihn an seiner Brusttasche. »Danke.«
»Gern geschehen. Die Aufzüge befinden sich links von Ihnen.«
Kier ging zu den doppelten Aufzügen hinüber und drückte auf den Knopf nach oben. Eine der Aufzugtüren öffnete sich sofort. Er trat ein und drückte auf die Sieben. Das Innere des Fahrstuhls war ringsum verspiegelt bis auf ein Plexiglasposter
Weitere Kostenlose Bücher