Der Weihnachtswunsch
mit dem Foto einer schönen Frau, die an einem Strand entlangjoggte. Darunter stand ein Text, in dem die Vorzüge von Provanti erläutert wurden.
Einen Augenblick später öffnete sich die Tür zu einer mit dunklem Holz getäfelten Lobby, in der luxuriöse Ölgemälde hingen. Dort standen zwei einander zugewandte Ledersofas mit Knopfheftung, deren Füße aus geschnitzten Ananas bestanden.
Eine schöne Frau in einem elegant geschnittenen grauen Hosenanzug und lavendelfarbener Seidenbluse kam auf ihn zu. »Mr Kier? Hier entlang, bitte.«
Sie führte ihn um die Ecke zu einer einzelnen Tür. »Mr Carnes befindet sich in seinem Büro. Er erwartet Sie bereits.«
»Danke.« Er öffnete die Klammer seines Besucherausweises und schob ihn in die Hosentasche, bevor er durch die Tür schritt.
Das Büro war riesig. Im hinteren Bereich stand ein ausladender Schreibtisch aus Nussbaumholz vor einem gigantischen Wandbild, das eine exotische Dschungelszene darstellte. Sämtliche Holzjalousien waren geschlossen, und es herrschte eine indirekte Beleuchtung, die alles besonders edel erscheinen ließ. Carnes, ein gutaussehender, athletisch gebauter Mann, saß in einem dunkelgrünen Ledersessel, der eher einem Thron als einem Bürosessel glich.
»James Kier.« Er stand auf und ging zu den drei Besuchersesseln, die vor dem Schreibtisch standen. »Setz dich.«
Kier setzte sich auf den mittleren Sessel. »Schönes Büro.«
»Danke. Ich habe es selbst entworfen. Die Bücherregale sind aus Makoré-Holz, das aus Ghana importiert wurde. Ich habe sie für meine Sammlung von Erstausgaben anfertigen lassen.« Er ging zu den Regalen, die fast die gesamte Wand einnahmen, und zog ein Buch heraus. »Dies ist mein Schatz, Vom Winde verweht , von Margaret Mitchell signiert. Ich habe auch sechs Steinbecks, natürlich ebenfalls signiert, und ein von Dickens signiertes Exemplar von Eine Weihnachtsgeschichte . Ich sage dir nicht, wie viel mich das gekostet hat, es sei denn, du fragst danach.«
»Beeindruckend«, meinte Kier, der von Carnes’ guter Laune ebenso überrascht war wie von seiner Überheblichkeit. »Also hast du es seit unserer letzten Begegnung weit gebracht.«
Carnes kehrte zum Schreibtisch zurück. »Die Geschäfte laufen gut.«
»Und die Familie? Wie geht’s Heather?«
»Wir haben uns vor rund drei Jahren scheiden lassen.«
»Tut mir leid, das zu hören.«
»Nicht nötig. Die Menschen ändern sich. Wir kommen jetzt besser miteinander aus als zu der Zeit, in der wir noch verheiratet waren.« Er lehnte sich zurück. »Ich bin überrascht, dich zu sehen.«
»Wegen unseres Auseinandergehens?«
»Eigentlich, weil ich dachte, dass du tot bist. Ich habe es in der Tribune gelesen.«
»Die Zeitung hat da was falsch verstanden.«
»Was für ein Pech!«
Kier lächelte. »Dass ich nicht tot bin oder dass die Zeitung es falsch verstanden hat?«
Carnes lächelte ironisch zurück. »Das kannst du dir aussuchen. Du solltest wissen, dass ich eine gewisse Befriedigung empfunden habe, als ich von deinem Tod erfuhr.«
»Du musst jetzt sehr enttäuscht sein.«
»Ich werd’s überstehen. Also was führt dich in mein Königreich?«
»Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass es mir leidtut.«
»Was tut dir leid?«
»Du weißt schon, was.«
»Ja, aber ich will wissen, dass du es weißt. Ich will es aus deinem eigenen aalglatten Mund hören.«
»In Ordnung. Ich habe die Information, die du mir anvertraut hast, zu meinem eigenen Vorteil eingesetzt.«
Carnes nickte. »Das fasst es ziemlich gut zusammen. Bist du sterbenskrank?«
»Nein.«
Carnes musterte Kier. »Also, welche Art von ›Tut mir leid‹ meinst du genau?«
»Ich verstehe die Frage nicht.«
»Tut’s dir leid, dass du ein Dieb bist? Tut’s dir leid, dass du die Art von Kerl bist, der Freunde bestiehlt? Oder tut’s dir leid, weil dich deine Handlungen am Ende eingeholt haben und du etwas von mir brauchst, sodass du deshalb hier bist, um dich zu entschuldigen?«
Kier dachte darüber nach. »Die ersten beiden.«
»Gut. Obwohl ich gehofft hatte, es wäre die dritte Möglichkeit. Ich hätte es himmlisch gefunden, wenn du auf meine Hilfe angewiesen wärest.«
»Darauf wette ich.«
»Also lass mich dir sagen, was ich von dir und deiner Entschuldigung halte«, meinte Carnes, und auf seinem Gesicht erstrahlte ein arrogantes Lächeln. »Ich halte dich für einen Wurm, Kier. Für einen Parasiten und für einen Schandfleck der Menschheit.« Er hob die Hände. »So, da hast du’s.
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