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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Höhepunkt ein. Mool erklärte Tez, wie elend er sich fühle, weil er ihren Vater umgebracht habe, und versprach, so etwas nie mehr zu tun.
    Tez’ Gelächter sprang aus dem Holovisionsschirm. »Ja, aber es gibt nur eine einzige Garantie dafür, daß Sie es nie wieder tun werden. Kommen Sie mit mir!«
    Der Schauplatz wechselte, und der trichterförmige Operationssaal erschien, in dem sich Tez und Francis zum erstenmal gesehen hatten. Auf dem Tisch lag ein narkotisiertes Mädchen, das an Bauchfellentzündung litt. Ein kahlköpfiger Chirurg mit einem schönen Obsidianskalpel wollte sie gerade von ihrem Blinddarm befreien. Tez trat ein, Mool im Schlepptau, sah das Skalpell, riß es dem Arzt aus der Hand. In einem mitleiderregenden Fluchtversuch stolperte Mool über seine eigenen in Panik geratenen Füße. Er schlug auf den Boden auf und rührte sich nicht mehr. Tez kniete neben ihm nieder.
    Die Operation, die nun vorgenommen wurde, war unorthodox und grausig, die schlimmste Operation am offenen Herzen, die sichTez je geleistet hatte, aber danach stand sie zufrieden lächelnd auf. Sie hatte soeben einen sehr befriedigenden Mord begangen.
    Die Szene verschwamm, die Gestalten bildeten ein groteskes Tableau. Da war die Chirurgin, das Messer in der Hand, die Lippen zu einem bösen Lächeln verzogen. Da war der niedergemetzelte Patient, in dessen Brust eine ekelerregende purpurrote Höhle klaffte. Und da war das Herz, schön und kerngesund, das mitten auf dem Boden lag wie ein Hundefraß. Francis war nicht überrascht, als sich das Bild verdunkelte und dann in tiefer Schwärze zerschmolz. Er hatte einmal gesehen, wie sich der Mord an einem unschuldigen Jungen in das gleiche gallertartige Schwarz verwandelt hatte. Endlich kannte er jetzt die Quelle des Flusses. Die Quetzalianer ließen ihre giftigen Träume in den Boden hinabfließen, in den Burggraben, so daß sie auf immer aus ihrem Leben verschwanden. Und während die Phantasie-Tez ihr gräßliches Werk vollbrachte, saß die wirkliche Tez ganz still da, ohne daß sich ein Muskel in der steinernen Starre ihres Gesichts regte. Sie merkte es nicht, als Francis über einen Rand des Holovisionsschirms stolperte und sich dann dahinter quetschte. Sie bemerkte nicht einmal, als er sie für einen Augenblick voller Ekel musterte.
    Heuchler! dachte er, als er den Korridor hinablief. »Heuchler!« flüsterte er, als er um Ecken bog und an großen düsteren Felsen vorbeistürmte, als ihn seine trommelnden Beine immer höher und höher hinauftrugen. »Heuchler!« schrie er, als er den Grat der Mauer erreichte, an den Rand trat und sich übergab, in den Fluß, der aus Haß gemacht war.

»Heuchler?« wiederholte Tez. »Nein, das ist das falsche Wort.«
    »Du bist böse«, warf ihr Francis vor.
    Sie schien ihn nicht zu hören. »Du hast einen Frevel in unserem Tempel begangen, und dadurch hast du eine Verpflichtung übernommen.«
    »Eine Verpflichtung?«
    »Du mußt versuchen zu verstehen, warum Zolmec keine Heuchelei ist.«
    »Was ist Zolmec denn sonst?« Die Frage klang feindselig.
    Wenigstens spricht er mit mir, dachte Tez. Das ist schon ein Fortschritt – verglichen mit den letzten beiden Tagen.
    Nach dem Kirchgang war sie nach Hause gekommen, hatte Francis im Gobelinsalon angetroffen. Er hatte neben dunklen Drachen gesessen, unter dunklen Gedanken gelitten. Vier Weinflaschen, zwei davon leer, bildeten einen Zaun zwischen den Liebenden.
    »Heute abend habe ich eure Schwarze Messe in der Mauer besucht«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Widerlich…«
    Sarkasmus war das einzige Gegenmittel, das sie finden konnte. »Widerlich? Genauso widerlich wie ein Mann, der zwei Flaschen Wein in sich hineinschüttet?«
    Worauf Francis eine ungeöffnete Flasche packte, sich anders besann, die zweite nahm und sich für die nächsten zweiunddreißig Stunden in seinem Arbeitszimmer einsperrte, um zu schmollen. Er schlief auf dem Boden. Am nächsten Morgen betrat er das sonnige Frühstückszimmer, beschloß, seinen Stolz ein wenig herunterzuschrauben und zu fragen, ob noch Eier da seien. Dies löste ein langes Gespräch über Eier aus, was keiner von beiden wünschte, gefolgt von einem noch längeren Gespräch über Religion, das beide wünschten. Es fand in ihrem Gerichtshof statt.
    »Heuchelei, Francis, widerspricht dem Glauben, den man zu vertreten behauptet. Was du im Tempel gesehen hast, waren Phantasien und keine Taten. Schlimmstenfalls kann man meinem Volk den Vorwurf machen, daß seine Träume

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