Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Daniels
hätte das erleben sollen .«
    »Den kenne ich nicht«, sagte
sie matt. »Kommt er öfters her ?«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Ich möchte Pete Bliss sprechen. Es ist sehr wichtig. Ist er
irgendwo in der Nähe ?«
    »Ich werde mich erkundigen«,
versprach sie und watschelte in die Dunkelheit.
    Während ich eine Zigarette von
Anfang bis Ende rauchte und mir darauf eine neue anzündete, geschah nichts.
Dann saß plötzlich das große schlanke Mädchen mit dem langen blonden Haar, das
ihr Gesicht wie treibendes Seegras umrahmte, auf dem Stuhl mir gegenüber am
Tisch.
    »Pete ist heute
abend nicht da«, sagte sie leichthin. »Ist es sehr wichtig? Ich weiß
nicht genau, wann er zurückkommt .«
    »Es ist sehr wichtig«,
versicherte ich ihr. »Sie wissen nicht, wo ich ihn treffen kann ?«
    Sie schüttelte langsam den
Kopf. »Ich glaube, er muß über irgendwas wegkommen, und ich weiß nicht, wie
lange es dauern wird .«
    »Singt er Mother, Mother, Make My Bed für die
Leiche, die neulich früh angeschwemmt worden ist ?« fragte ich beiläufig.
    Ihre Augen weiteten sich voll
Erstaunen. »Von was reden Sie da ?«
    »Von Jenny Holt«, sagte ich.
    Plötzliches Interesse glitzerte
in ihren blauen Augen. »Die liebestolle Jenny? Wollen Sie wegen der mit Pete
sprechen ?«
    »Wenn Sie damit Jenny Holt
meinen, dann ja«, pflichtete ich bei.
    »Vielleicht kann ich Ihnen
helfen«, sagte sie eifrig. »Ich bin Kathie Bliss — Petes Schwester .«
    »Ich heiße Rick Holman«, sagte
ich. »Vielleicht können Sie mir helfen .«
    »Jetzt können wir uns nicht
unterhalten .« Sie zog einen Augenblick die Stirn
kraus, blickte aber gleich darauf wieder heiter. »Das Lokal schließt in einer
Viertelstunde. Ich muß dann die Kasse machen, aber das dauert nicht lange.
Danach können wir zu mir gehen und reden .«
    »Das finde ich prima .«
    »Wunderbar!« Sie stand auf,
wobei sie ihren Körper mit unbewußter Anmut bewegte.
»Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee, während Sie warten ?«
    »Wenn es nicht unbedingt sein
muß — dann nicht«, sagte ich behutsam, worauf ich das leise Gurgeln ihres
Lachens vernahm, als sie wegging.
    Punkt Mitternacht räumten die
beiden Kellnerinnen das Lokal in einem Mordstempo auf, wobei sie erst einfach
die Tische abräumten, gleichgültig, ob die Gäste ihren Kaffee ausgetrunken
hatten oder nicht, und dann die Stühle auf den Tisch stellten. War der Stuhl
noch besetzt, stellten sie sich zu beiden Seiten auf, nahmen eine drohende
Haltung ein und unterhielten sich laut darüber, wie unvernünftig doch manche
Menschen sein können.
    Wie versprochen, erschien
Kathie Bliss, zehn Minuten nachdem der letzte Gast hastig durch die Vordertür
vertrieben worden war, an meinem Tisch. Sie hatte einen alten Trenchcoat über
ihre Schultern gelegt, und in ihrer Rechten trug sie eine mitgenommen
aussehende Gitarre.
    »Wir können jetzt gehen«, sagte
sie. »Eines der Mädchen schließt zu .«
    Draußen ging ein feiner vom
Meer herüberziehender Nieselregen nieder, aber die Nacht war noch immer warm.
Wir gingen ungefähr acht Häuserblocks weit und blieben dann vor einem
dreigeschossigen Haus stehen, das einmal elegant gewesen war, dem man aber
inzwischen die Hypotheken ansah. Schließlich fand Kathie Bliss den Schlüssel.
    Innen waren der Flur und die
beiden Treppen mit einem schäbigen schokoladefarbenen Linoleum belegt.
    »Das nennt sich ein
Atelier-Appartement«, sagte sie, als sie die Tür aufschloß und das Licht
anknipste. »Vermutlich, weil die Wohnung ein Oberlicht hat, durch das es
jedesmal durchregnet. Ich mag die Wohnung, weil Pete seine direkt darunter hat
und ich jederzeit Gitarre spielen kann, ohne daß sich jemand beklagt .«
    Sie legte die Gitarre auf den
Fußboden, schüttelte den Mantel von ihren Schultern und warf ihn achtlos über
eine Stuhllehne. »Setzen Sie sich und machen Sie sich’s gemütlich, Rick. Sie
haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie so nenne? Ich hasse alle diese trüben
Formalitäten, die einzig und allein dazu da sind, die Leute daran zu hindern,
sich gegenseitig kennenzulernen! Bitte nennen Sie mich Kathie .«
    »Mir bleibt keine andere Wahl«,
sagte ich gravitätisch. »Wer kann schon andauernd >Miss Bliss< sagen .«
    Sie lachte entzückt. »Ich weiß.
Jedesmal, wenn jemand es sagt, klingt es nach der Hauptattraktion im örtlichen
Puff, und das macht mich fertig .«
    Ich sank in die behaglichen
Tiefen einer Polstercouch, die vor vierzig Jahren für die

Weitere Kostenlose Bücher