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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ewigkeit gebaut
worden war und sich glänzend gehalten hatte.
    »Möchten Sie etwas trinken ?« fragte sie.
    »Bloß keinen Kaffee !« sagte ich, auf der Hut.
    »Ich habe Rye ,
Gin und einen zweifelhaften Absinth, den mir irgend jemand aus Algier mitgebracht
hat«, sagte sie.
    » Rye auf Eis wäre prima«, sagte ich.
    Sie verschwand in der Küche,
kam kurze Zeit später mit den Gläsern wieder und ließ sich neben mir auf der
Couch nieder. Der Rye war gegenüber dem Espresso ein
Fortschritt, und ich seufzte beglückt, als ich fühlte, wie er in meinem Inneren
anfing, Wärme zu verbreiten.
    »Macht das der Alkohol oder die
Couch — oder beides ?« erkundigte sich Kathie
interessiert.
    »Hauptsächlich der Alkohol«,
sagte ich. »Nichtsdestoweniger, die Couch ist prachtvoll .«
    »Sie ist außerdem ein
herrliches Bett«, sagte sie ganz ernst. »Sie hat ein gewaltiges Messingdings
darunter, und wenn man die Rücklehne herunterklappen läßt, gibt es einen
gewaltigen Bums und — presto! Dann habe ich ein Bett, auf dem man Baseball spielen kann .«
    »Ich hoffe nur, daß sich dieses
große Messingdings nicht plötzlich entschließt, sich selbständig zu machen«,
sagte ich etwas unruhig.
    »Bis jetzt hat es bei mir noch
nie versagt«, bemerkte sie stolz. »Sie brauchen nicht beunruhigt zu sein, Rick,
wenn Sie nicht an die Auslösung des Klappmechanismus kommen. Das Ganze ist mit
einer riesigen Messingklammer zusammengehalten .« Sie
trank langsam in kleinen Schlucken aus ihrem Glas, über dessen Rand hinweg ihre
blauen Augen prüfend auf mein Gesicht gerichtet waren. »Warum wollen Sie mit
Pete über Jenny Holt reden ?«
    »Weil er sie gekannt hat .«
    »Ist das ein Grund ?«
    »Ein Mann bezahlt mir eine
Menge Geld, um im Detail zu erfahren, was in den letzten beiden Jahren ihres
Lebens geschehen ist«, sagte ich. »Über die ersten achtzehn Monate weiß ich
inzwischen Bescheid, und so bin ich nun zu Pete gelangt .«
    »Das klingt schon wesentlich
besser, Rick«, sagte sie, »aber ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen das abkaufe .« Ihre Augen funkelten plötzlich. »Sie sind also so eine
Art Detektiv, nicht wahr ?«
    »In dem Fall so etwas
Ähnliches«, pflichtete ich bei. »Dabei fällt mir ein — was war das für eine
Geschichte mit der Liebestollen
Jenny ?«
    »Halten Sie das mal !« mit diesen Worten drückte sie mir ihr Glas in die Hand,
sprang von der Couch hoch und rannte durch den Raum zu ihrer Gitarre. Ein paar
Sekunden später kam sie wieder auf die Couch gehüpft, zog die Beine unter sich
und griff einen Akkord auf der Gitarre.
    »Kennen Sie Hanging Johnny, Rick ?«
    »Ist das ein Volkslied ?«
    »Es ist ein Seemannslied. Die
erste Strophe geht so — « Leise begann sie zu singen:
     
    » They say I hanged my mother
    Away, boys, away!
    They say I hanged my brother,
    Then hang, boys , hang !«
     
    Sie wartete, bis der letzte anhaltende
Ton verklungen war, und sah mich dann erwartungsvoll an.
    »Wenn die Matrosen die ganze
Zeit dieses Zeug singen mußten, kann ich die Meuterei auf der Bounty wesentlich besser begreifen«, sagte ich kühl.
    »Die Worte sind Nebensache, auf
die Melodie kommt es an !« sagte sie ungeduldig. »Sehen
Sie, Jenny Holt erlitt einen tragischen Tod in der klassischen Tradition der
Volkslieder — da sie ertrank, ist in ihrem Fall der Text zu der Melodie eines
Seemannsliedes höchst passend .«
    »Dichten Sie vielleicht ein
Volkslied über Jenny Holt ?« Ich starrte sie an.
    » Die
Ballade von der liebestollen Jenny«, sagte sie stolz. Bisher habe ich erst die erste Strophe. Wollen Sie sie hören ?«
    Ein aufklingender
Gitarrenakkord ließ mir keine Möglichkeit einer Einwendung.
     
    »They called her Loving Jenny,
    Away, boys, away!
    They say she loved to many,
    Then cry , boys , cry !«
     
    Sie legte die Gitarre beiseite
und lächelte mich mit einem atemberaubenden Blitzen ihrer weißen Zähne an. »Wie
finden Sie es, Rick ?«
    »Was ist das mit dem Away , boys , away ! ?« fragte ich
zweifelnd.
    »Seemannslieder wurden immer
als Begleitung zur Arbeit gesungen«, sagte Kathie geduldig. »Wenn die Matrosen
ein Boot ruderten oder das Gangspill drehten oder so etwas Ähnliches. Dafür
mußten sie einen bestimmten Rhythmus haben — einen betonten Takt. — Away , boys , away ! Verstehen Sie ?«
    »Ich nehme es an«, murmelte
ich. »Aber warum mußten die Matrosen weinen? Ich meine das cry , boys , cry ?«
    »Wegen der liebestollen Jenny
natürlich.« Ihre Stimme bekam eine leichte

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