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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schärfe. »Eine Ballade ist immer
traurig. Jenny ist tot, und das macht die Matrosen traurig. Also — «
    »- Cry, boys , cry !« sagten wir unisono.
    Sie starrte mich eisig an.
»Warum sagen Sie nicht gleich, daß es Ihnen nicht gefällt ?«
    »Es gefällt mir«, beteuerte ich
hastig. »Ich wollte nur sichergehen, daß ich die Bedeutung der Worte verstehe.
Wie steht es mit dem Vers — sie habe zu viele geliebt ?«
    Kathie rümpfte nachdenklich die
Nase. »Ich halte diese Verszeile für völlig legitim. Sehen Sie, Jenny bat meinen
Bruder Pete, sie von dem Mann wegzuholen, mit dem sie lebte, und das tat er
auch. Danach lebte sie eine Weile mit Pete zusammen, bis es ihr langweilig
wurde und sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ .« Sie kniff ihre Augen einige Sekunden lang in abwägender Konzentration zusammen.
»Ja«, sagte sie und nickte. »Ich glaube, daß drei Männer in weniger als sechs
Monaten des Guten zuviel sind. Sind Sie nicht der Meinung ?«
    »Natürlich«, sagte ich trocken.
»Das Verhältnis mit Ihrem Bruder dauerte also nicht lange ?«
    »Genau fünf Monate«, sagte sie.
»Ich habe ihr das nicht übelgenommen. Ich kann jedes Mädchen verstehen, das
strauchelt, wenn sie seine bronzene Athletenfigur am Malibu Beach sieht. Was
sie alle nicht realisieren, ist, daß er auch im Gehirnkasten Muskeln hat .«
    »In der Zeitung stand, sie sei
Kellnerin in einem Kaffeehaus gewesen«, memorierte ich laut. »Hat sie bei Ihnen
gearbeitet ?«
    »Während einiger Wochen«, sagte
Kathie. »Unmittelbar bevor sie Pete davonlief. Vermutlich wußte er nicht, was
er den Zeitungsleuten sagen sollte, als sie ihn danach fragten, so sagte er
eben, sie sei Kellnerin gewesen. Während einiger Wochen jedenfalls stimmte es .«
    »Das erzählte er, als er gefragt wurde ?« wiederholte ich langsam.
    »Pete identifizierte die
Leiche«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich dachte das wüßten Sie ?«
    »Nein, das wußte ich nicht«,
gab ich zu. »Wie kam es, daß er als erster gefragt wurde ?«
    »Er war draußen in Malibu
schwimmen. Ein kleiner zwölfjähriger Junge fand die Leiche ungefähr anderthalb
Kilometer nördlich. Es war früh am Morgen, gegen sechs Uhr, und kein Mensch
weit und breit. So rannte der arme Junge, bis er jemanden fand, in diesem Fall
zufällig Pete und ein paar von seinen Freunden. Ich glaube, das ist der Grund,
warum es ihm so nachgeht — der plötzliche Schock des Wiedererkennens und alles .«
    »Eine Leiche, die lange im
Wasser gelegen hat, ist freilich kein angenehmer Anblick«, sagte ich.
    »Darum ging es nicht«,
korrigierte sie mich. »Es wurde festgestellt, daß sie äußerstenfalls sechs
Stunden im Wasser gelegen hatte. Nein, ich glaube, es war der Schock, sie tot
am Strand liegen zu sehen. Pete war verrückt nach ihr, er hat es nie verwunden.
Selbst als sie ihn wegen eines anderen Mannes sitzenließ, änderte das nichts an
seinen Gefühlen .«
    Unter uns wurde ein das Blut
erstarren lassendes Geräusch von zerbrechendem Glas hörbar. Kathies Augen
wurden hellwach, und sie sprang rasch von der Couch auf. »He !« sagte sie atemlos. »Das ist Pete! Er ist zurückgekommen .«
    »Anscheinend gewaltsam, dem
Geräusch nach zu urteilen«, sagte ich.
    »Er schmeißt immer was kaputt,
wenn er Depressionen hat«, erklärte sie. »Entschuldigen Sie, Rick, ich muß mal
ein paar Minuten nach ihm sehen .«
    »Natürlich, gehen Sie nur .«
    Sie begab sich zur Tür, dann
drehte sie sich noch mal für einen Augenblick um. »Vielleicht bringe ich ihn
dazu, daß er selbst heraufkommt und etwas über Jenny erzählt .«
    »Prima !« sagte ich.
    »Ich werde ihn fragen .« Sie zögerte einen Augenblick lang. »Wenn er raufkommt,
tun Sie mir bitte einen Gefallen, Rick? Sagen Sie nichts, was ihn wild macht.
Ja?«
    »Wie käme ich dazu !«
    »Gut, dann gibt es keine
Schwierigkeiten .« Sie machte wieder einen Schritt auf
die Tür zu, dann drehte sie sich erneut um. »Rick? Sie fordern doch hoffentlich
keine Handgreiflichkeiten aus schierer Lust daran heraus ?«
    »Nein«, sagte ich heftig.
    »Da bin ich aber froh«, sagte
sie beglückt. »Ich sage immer zu Pete, daß es wegen Worten zu kindisch ist. Ich
meine, irgendeinen anderen bewußtlos zu schlagen, nur weil es einem guttut und
einen seine Minderwertigkeitskomplexe loswerden läßt!
    Ich...« Plötzlich zeigte sich
in ihren Augen Beunruhigung. »Rick, ist Ihnen nicht gut? Eben als ich mit Ihnen
sprach, sind Sie so blaß geworden .«
    »Es ist nichts .« Ich

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