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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wurde.«
    »He!« Ich nahm ihr das leere
Glas aus der Hand. »Kommen Sie zu sich, Kathie! Kommen Sie, spielen Sie auf
Ihrer Gitarre, oder tun Sie irgend etwas , was Sie in
heiterere Stimmung versetzt. — Ich hole inzwischen die Drinks .«
    »Na, schön.« Sie lächelte
tapfer. »Sie finden alles in der Küche, Rick. Lassen Sie sich Zeit dabei. Ich
singe Ihnen ein Lied, während Sie beschäftigt sind .«
    »Prima !« sagte ich. »Handeln alle Volkslieder von Leuten, die jung ins Gras beißen mußten, ohne dabei darauf zu
verzichten, die Menschen mit den blutigen Details zu langweilen ?«
    »Ich werde sehen, ob ich für
Sie etwas anderes finde«, versprach sie.
    Ich ging in die Küche,
bereitete frische Drinks zu, nahm die Gläser auf und stellte sie dann langsam
wieder hin. »Lassen Sie sich Zeit«, hatte Kathie gesagt. Aber wie lange braucht
man, um zwei Gläser mit Eis und Rye zu füllen? Ich
setzte mich auf einen Korbstuhl neben dem Küchentisch und zündete mir
resigniert eine Zigarette an. Jedenfalls durfte ich nicht zurückgehen, bevor
sie das Lied gesungen hatte, soviel stand fest.
    Die Zigarette war zu Ende und
ebenfalls eins der frischgefüllten Gläser wieder leer, als ich den ersten
Gitarrenakkord hörte. Ich fragte mich, warum sie so verdammt lange gebraucht
hatte — vielleicht hatte sie das Dings erst stimmen müssen oder so was
Ähnliches. Dann begann sie zu singen, und ich vergaß, daß ich Eile gehabt
hatte, mich ins Zimmer zu begeben. In ihrer Stimme war ein neuer Ton zu hören,
etwas, das, wie ich plötzlich bemerkte, zuvor nicht dagewesen war. Die reine
stimmliche Qualität war unverändert, aber irgendwie war irgend
etwas dazugekommen. Eine tiefere, heiserere Modulation, die es mir wie
in warmen erregenden Wellen den Rücken hinunterlaufen ließ. Es gab nur ein
Wort, mit dem sich der Unterschied in ihrer Stimme beschreiben ließ, und das
hieß — sexy. Im gleichen Augenblick begann ich, auch auf den Text zu hören.
     
    »Undress yourself, my darling, says he.
    Undress yourself, und come to bed with me.
    Oh yes, that I will, then says she,
    If you keep all those flash girls away .«
     
    Ich goß frischen Rye in das Glas, das ich eben geleert hatte, tat Eis hinzu,
packte ein Glas in jede Hand und sauste aus der Küche wie eine heimfliegende
Rakete.
    Im Atelier hatten sich die
Dinge, seit ich das letztemal darin gewesen war,
drastisch geändert. Offenbar hatte irgendwie der Strom ausgesetzt, denn bis auf
das matte abgeschirmte Licht einer kleinen Nachttischlampe auf einem Wandbrett
am Ende der Couch war der ganze Raum in Dunkelheit gehüllt. Ich schob mich
vorsichtig in den Raum, wobei ich mich behutsamst vorbewegte, weil ich mit den beiden Gläsern in der Hand nicht über etwas
stolpern und auf die Nase fallen wollte.
    Je weiter ich mich der Stimme
näherte, um so heiserer wurde sie. Mein Rückgrat hört
auf zu kribbeln und begann zu pulsieren, als ob es beabsichtigte, mir im
nächsten Augenblick aus der Haut zu fahren.
     
    »Early next morning my love he arose,
    And so nimbly he put on his clothes —«
     
    Als sie mich nur noch einen
Meter von der Couch entfernt und mit weit offenem Mund dastehen sah, so daß man
befürchten mußte, mein Unterkiefer würde jeden Augenblick gänzlich
herunterfallen, hielt sie plötzlich inne.
    »Hallo, Rick !« sagte sie sanft und sah mich mit strahlendem Lächeln an.
    »Was ist passiert ?« gurgelte ich.
    »Hat Ihnen mein Lied gefallen ?«
    »Es war, hm — sexy !«
    »Und außerdem sehr englisch«,
sagte sie selbstzufrieden.
    »Aber was ist denn passiert ?« fragte ich mit kläglichem Unterton.
    »Ich habe nur getan, was Sie
gesagt haben, Rick !« Ihre Augen waren riesengroß und
blickten mich mit gekränkter mediterraner Bläue an.
    »Was ich gesagt habe ?« Die Worte rangen in meiner Kehle miteinander.
    »>Kommen Sie, spielen Sie
auf Ihrer Gitarre, oder tun Sie sonst irgend etwas ,
das Sie in heiterere Stimmung versetzt<. Das haben Sie gesagt. Erinnern Sie
sich ?«
    Sie saß, mit gekreuzten Beinen,
fast direkt unter dem Licht der abgedunkelten Lampe auf der Couch, so daß deren
Licht einen goldenen Schimmer über das weizenblonde Haar warf, das in Kaskaden
über ihre Schultern fiel und einen halbherzigen Versuch machte, die
korallenfarbenen Spitzen ihrer kleinen, aber festen runden Brüste zu
verschleiern. Von der Taille bis zu ihren Fesseln spielte das Licht der
Nachttischlampe mit geradezu subtiler künstlerischer Emphase. Ein
atemberaubendes Stück

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