Der weiße Bikini
ihn vorsichtig, las
den Inhalt zweimal ohne Eile durch, steckte den Brief säuberlich in den
Umschlag zurück und warf ihn mir zu.
»Gut.« Er lehnte sich in seinem
Stuhl zurück, und einen Augenblick lang dachte ich, er verschwände vielleicht
vollständig, aber die Rücklehne konnte sich nur bis zu einem gewissen Grad nach
hinten neigen, was ein Jammer war. »Der Große Mann verlangt Unterstützung —
also hält sich Al Fowler daran. Was gibt es Neues, Holman ?«
»Ich habe gehört, Sie hätten
irgendwo in einem Hinterzimmer das größte Rouletterad der Welt«, sagte ich.
»Stimmt. Nur ist es gar nicht
so groß, weil Rouletteräder im allgemeinen nicht so
groß ausfallen. Wollen Sie es sehen ?«
»Danke«, sagte ich. »Wie lange
hat Jenny Holt für Sie daran gewirkt ?«
»Wie soll die geheißen haben ?« Er legte den Kopf auf die Seite. »Ich habe den Namen
nicht verstanden. Was war das ?«
»Jenny Holt«, sagte ich laut.
»Wie lange hat sie an dem Rouletterad gearbeitet ?«
Er schüttelte hilflos den Kopf.
»Ich weiß nichts von einer Jenny Holt. Irgendein Frauenzimmer, was ?«
»Sie sind wirklich
unverwüstlich, Fowler — das reine Unkraut !« knurrte
ich. »Ihr wirklicher Name war Jenny Monteigne, bevor sie einen Burschen namens
Johnny Fedaro heiratete. Erinnern Sie sich an den ?«
»Johnny?« Er nickte. »Über den
haben wir bereits gesprochen .«
»Stimmt !« sagte ich und wartete.
»Jenny, haben Sie gesagt? Mit
Fedaro verheiratet ?« Er überlegte ein paar Sekunden
lang angestrengt. »Ein Frauenzimmer, das das Roulette gemanagt hat?«
»Oder die Provinzler angerissen
hat«, sagte ich. »Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie mich unterstützen, Al .«
»Kann ich was dafür, wenn Sie
alles durcheinanderbringen ?« Er zuckte beredt die
Schultern. »Sie kommen hier rein und fragen nach der Königin von Saba. Was soll
ich denn zu Ihrer Unterstützung tun? Ihnen eine zusammenbasteln ?«
» Wieviel schuldet Ihnen Edgar Rand ?«
Fowler sah zu dem Kraftmeier
hinüber. »Suchen Sie’s heraus«, fuhr er ihn an.
Ich griff nach einem Päckchen
Zigaretten, während er still dasaß und mich anstarrte, als gehörte ich zu einer
besonders üppigen Sorte grüner Schmeißfliegen. Der Kraftmeier kehrte zurück und
reichte Fowler einen Streifen Papier.
»Achtundzwanzigtausend«, sagte
er gleichmütig.
»Was hat er getan? — Eine
Hypothek auf das Haus aufgenommen ?«
»Wollen Sie sonst noch etwas
wissen, Mr. Holman? Ich bin ganz versessen darauf, Sie zu unterstützen«, sagte
er ausdruckslos.
»Können Sie sich noch immer
nicht an ein Mädchen namens Jenny erinnern ?«
»Hier bei mir hat sie nicht
gearbeitet .«
»Dann wollen wir also einmal einen
Blick auf das große Rouletterad werfen .«
Zwei Minuten später stand ich
im Hinterzimmer und betrachtete das größte Rouletterad der Welt — oder
wenigstens das, was Al Fowler als das größte bezeichnete. Es war gar nicht so
groß, aber, wie er schon gesagt hatte, Roulettes pflegen meistens klein zu
sein. Ich vermutete, daß Jenny ein bißchen übertrieben hatte, als sie Pete
Bliss erzählt hatte, sie könne sich darauf mit einem Mann verlustieren und
zugleich setzen. Oder sie mußte eine brandneue Technik entwickelt haben.
Ich blickte das Ding noch
weitere zwei Minuten an und zuckte dann verzagt die Schultern. Es war eben ein
Rouletterad. Als ich mich umdrehte, um das Hinterzimmer zu verlassen, tauchte
Joe Kirk auf.
»Sie sind hier Ehrengast, Rick,
Baby«, sagte er leichthin. »Mr. Fowler hat mich angewiesen, Ihnen meine
persönliche Aufmerksamkeit zu widmen .«
»Alle sind heute
abend so gütig zu mir, Mr. Kirk«, sagte ich beglückt. »Wenn nun auch
noch alle aufhören würden zu lügen, könnte es eine unvergeßliche Nacht werden .«
»Ich werde mich an sie
erinnern, Baby«, sagte er leise. »Sie ist in mein Herz eingegraben .«
»Wie wär’s, wenn wir uns etwas
zu trinken besorgten, Joe ?« schlug ich vor.
»Sie sind der Boss, Mr. Holman .«
Wir fanden eine Ecke in der
Bar, und der schwelende Haß in Kirk verursachte mir ein Gefühl des Unbehagens,
als wenn jemand unmittelbar hinter mir ein brennendes Zündholz auf den Teppich
hätte fallen lassen. Der Barkeeper stellte die Gläser vor uns hin und wartete
eine Sekunde, bis Kirk mit dem Finger schnippte.
»Nun — «, ich hob das Glas,
»einen Toast, Joe ?«
»Wie Sie wünschen, Mr. Holman .«
»Vielleicht sollten wir auf den
armen kleinen Johnny Fedaro trinken«, sagte ich. »Er muß der
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