Der weiße Bikini

Aufmerksamkeit auf dem Gesicht zu, bis
ich zu Ende war.
    »Kennen Sie meine Funktion
hier, Mr. Holman? Die Sache entwickelt sich zu einer Riesenindustrie, und sie
wird entsprechend kompliziert. Meine Aufgabe besteht einfach darin, dafür zu sorgen,
daß alles in der Stadt so vorteilhaft wie möglich funktioniert. Sie sind doch
sicherlich nicht beleidigt, wenn ich sage, daß Ihre eigene, besondere, hier zur
Diskussion stehende Angelegenheit der Stadt in keiner Weise zum Vorteil
gereicht ?«
    »Nur indirekt«, sagte ich
schnell. »Wenn meine Vermutungen zutreffen, dann sind diese peripheren Aktionen
ganz gewiß nicht von Vorteil für die Stadt und können sehr leicht zu einer
peinlichen Situation führen .«
    Er roch erneut an seiner Nelke
und schloß die Augen, um sich des Dufts bewußt zu werden.
    »Wie einflußreich ist Ihr Kunde, Mr. Holman ?«
    »Es gibt niemanden mit mehr
Einfluß«, sagte ich. »Und das ist keine Übertreibung .«
    Er lächelte oberflächlich. »Daß
die Polizei in die Sache verwickelt wird, scheidet wohl aus? — Hier, meine ich .«
    »Nicht, wenn sich nicht irgend
jemand sehr dumm verhält .« Ich zuckte vorsichtig die
Schultern. »Was natürlich jederzeit und überall passieren kann .«
    »Bitte, Mr. Holman — keine
Propaganda, sondern hübsche, solide kleine Fakten .«
    »Klar .« Ich grinste. »Ich habe mich schon immer gefragt, warum der Weltkrieg Zwei so
abrupt geendet hat. Nun ist es mir klar — weil Sie beschlossen hatten, hier den
Laden zu übernehmen. Wie konnten sie einen Krieg fortführen, wenn sich kein
Kompetenter darum kümmerte ?«
    »All diese
Nachschubschwierigkeiten«, murmelte er. »Und Show Girls waren allmählich so
schwierig zu bekommen !«
    Eine in die Wandvertäfelung
eingelassene Tür öffnete sich plötzlich, und eine prosaisch aussehende
Sekretärin mit pastellfarben umrandeter Brille und normalen Absätzen trat
herein.
    »Ja, Sir ?« fragte sie höflich.
    »Einen persönlichen Brief an
Mr. Albert Fowler«, sagte der Große Mann. »Wenn er unterschrieben ist, geben
Sie ihn bitte Mr. Holman und legen den Durchschlag zu den Akten: >Mr. Fowler!
Mr. Holman führt mit unserer Billigung vertrauliche Nachforschungen durch.
Sorgen Sie dafür, daß er durch Sie und Ihre gesamten Angestellten
uneingeschränkte Unterstützung erhält und daß er zudem jederzeit freien Zugang
zu allen Ihren Räumlichkeiten hat .< Das wird
reichen.«
    »Ja, Sir .« Die Tür schloß sich zwei Sekunden später hinter dem Rücken der Sekretärin.
    »Ich bin Ihnen zutiefst
dankbar«, sagte ich.
    »Die alte Ordnung ändert sich,
aber manchmal nicht schnell genug«, sagte er. »Ich spreche von Al Fowler. Ich
bin Ihnen in hohem Maße entgegengekommen, Mr. Holman. Ich möchte Ihrer
Intelligenz nicht zu nahe treten, indem ich sage, erzwingen Sie nichts mit
Gewalt — aber bei Fowler werden Sie vielleicht nicht anders durchkommen. Ich
möchte also sagen, seien Sie behutsam. Und halten Sie mich auf dem laufenden —
das heißt, natürlich nur, was die mich unmittelbar betreffenden Aspekte
anbelangt .«
    »Selbstverständlich.«
    »Vielen Dank, Mr. Holman.«
    »Darf ich etwas fragen, bevor
ich gehe ?« sagte ich. »Ist Fowler der Besitzer oder
der Geschäftsführer ?«
    »Der Geschäftsführer, Mr.
Holman.«
    »Ah«, sagte ich vergnügt.
    »Allerdings ah.«
    Es gab die verschiedenen Büros,
das Büro des Großen Mannes und das daran anschließende Wartezimmer. Aber wenn
eine Angelegenheit erledigt war oder man, wie ich selber, auf einen Brief
warten mußte, dann wartete man in der Bar. Das Angebot an Getränken war
vorzüglich, die Einrichtung gedämpft polynesisch und das Sonnenlicht künstlich
— aber wer bedurfte schon der Sonnenbräune bei all diesen schönen Mädchen, die
in ihren kurzen Baströckchen und den knappen Leis hinter der Bar standen und an
den Tischen bedienten?
    Innerhalb von Sekunden nach
Betreten der Bar hatte ich einen überlebensgroßen Bourbon auf Eis in der einen
und eine rothaarige Hostess mit Namen Margie noch nicht ganz in der anderen.
Die allzu tüchtig wirkende Sekretärin brachte mir meinen Brief, als ich drauf
und dran war, Margie gegen meinen Drink einzuhandeln, weil ich mir überlegte,
daß eine Hostess in beiden Händen mehr wert ist als fünfzig im Busch,
wenigstens meistens. Fünf Minuten später befand ich mich wieder auf dem Strip
draußen und strebte weg von wahrhaft strahlenden Lichtern und den viele
Millionen Dollar schweren Etablissements, der schmierigeren Gegend