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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fliegen.
    Drei Tage lang stieg über den verbrannten Schiffen Rauch auf. Am zweiten Tag ging Egwine mit vierzig Männern an Bord des gekaperten
     Schiffes, fuhr nach Palfleot und tötete bis auf sechs Männer die überlebenden Dänen. Fünf von den sechs nahm er die Rüstungen
     ab und band sie bei Ebbe an Pfähle, die ins Flussbett gerammt worden waren, sodass sie mit steigender Flut langsam ertranken.
     Egwine verlor drei Männer in diesem Kampf, erbeutete aber Rüstungen, Helme, Waffen und Armreifen und brachte einen Gefangenen
     mit, der allerdings nichts wusste, außer dass Svein nach Exanceaster geritten war. Dieser Gefangene starb am dritten Tag,
     dem Tag, an dem Alfred zum Dank für unseren Sieg Gebete sprechen ließ. Fürs Erste waren wir in Sicherheit. Svein konnte uns
     ohne Schiffe nicht angreifen, Guthrum hatte keine Möglichkeit, in die Sümpfe vorzudringen, und Alfred war zufrieden mit mir.
     
    «Der König ist zufrieden mit dir», sagte Beocca. Noch vor zwei Wochen, so dachte ich, hätte mir der König das selbst gesagt.
     Er hätte mit mir am Ufer gesessen |299| und mit mir gesprochen. Jetzt aber hatte sich eine Art Hof gebildet, und Alfred wurde ständig von Priestern umlagert.
    «Er hat auch allen Grund, zufrieden zu sein», sagte ich. Ich hatte gerade mit den Kampfübungen begonnen. Wir übten uns jeden
     Tag und benutzten Stangen statt der Schwerter. Manche meiner Männer knurrten, dass sie keinen Kampf vorzuspielen brauchten.
     Eben diese forderte ich zum Kampf heraus, und wenn sie vor mir im Schlamm lagen, empfahl ich ihnen, öfter zu spielen und weniger
     zu maulen.
    «Ja, er ist durchaus zufrieden mit dir», wiederholte Beocca und führte mich hinunter an den Fluss. «Allerdings meint er, du
     seist allzu zimperlich.»
    «Zimperlich? Ich?»
    «Weil du in Palfleot deinen Auftrag nicht zu Ende geführt hast.»
    «Ich habe meinen Auftrag zu Ende geführt», erwiderte ich. «Svein hat seine Schiffe verloren und kann uns nicht mehr angreifen.»
    «Aber nicht alle Dänen sind ertrunken», sagte Beocca.
    «Es waren genug», entgegnete ich. «Habt Ihr eine Vorstellung davon, was sie erlitten haben? Wie es ist zu versuchen, der Flut
     zu entkommen?» Ich dachte an meine eigene Angst, die ich in dem erbarmungslos steigenden kalten Wasser ausgestanden, an das
     Entsetzen, das sich in meinem Herzen ausgebreitet hatte. «Warum hätte ich hilflose Männer töten sollen?»
    «Weil sie Heiden sind, weil sie von Gott und den Menschen verachtet werden. Und weil sie Dänen sind.»
    «Es ist erst wenige Wochen her, da wart Ihr noch der Ansicht, sie würden Christen werden und wir könnten all unsere Schwerter
     zu Pflugscharen umschmieden.»
    |300| Beocca zuckte mit den Achseln. «Was wird Svein jetzt tun?», wollte er wissen.
    «Vermutlich wird er die Sümpfe umgehen und sich mit Guthrum zusammenschließen.»
    «Und Guthrum ist in Cippanhamm.» Dessen waren wir uns sicher. Weitere Männer waren zu uns in die Marsch gekommen und hatten
     Neuigkeiten mitgebracht. Manches waren nur Gerüchte, aber viele hatten gehört, dass Guthrum in Cippanhamm überwintern wollte
     und die Stadtmauern ausbauen ließ. Nach wie vor zogen Dänen in großen Horden plündernd durchs Land, doch die größeren Städte
     im Süden, in denen westsächsische Festungen eingerichtet worden waren, mieden sie, so etwa Dornwaraceaster oder Witanceaster.
     Beocca riet dem König, in einer dieser Städte Zuflucht zu suchen, doch Alfred lehnte ab, weil er fürchtete, an einem solchen
     Ort sofort von Guthrum belagert zu werden. Eine Stadt konnte zur Falle werden, aber nicht so das unzugängliche Marschenland,
     das zum Belagern zu groß war und in das Guthrum nicht einrücken konnte. Unvermittelt wechselte Beocca das Thema. «Du hast
     doch einen Onkel in Mercien, oder?», fragte er.
    «Æthelred. Er ist der Bruder meiner Mutter, ein Aldermann.»
    Beocca hörte meiner Stimme an, wie ich zu Æthelred stand. «Du stehst nicht gut mit ihm?»
    «Ich kenne ihn kaum.» Ich hatte ein paar Wochen unter seinem Dach gewohnt, lange genug, um eine ausgeprägte Abneigung gegen
     seinen Sohn zu entwickeln, der ebenfalls Æthelred hieß.
    «Ist er ein Freund der Dänen?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Sie dulden ihn, und er duldet sie.»
    |301| «Alfred hat Boten nach Mercien geschickt», sagte Beocca.
    Ich verzog das Gesicht. «Wenn er erreichen will, dass sich das Volk gegen die Dänen erhebt, hofft er umsonst. Mercien ist
     zu schwach.»
    «Alfred wirbt um

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