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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Jüngere hatte seine Truppen nach Exanceaster
     gebracht und sich dort auf eine Belagerung durch die Dänen vorbereitet. Dann aber hatte ihm Svein Verhandlungen angeboten.
     Die Dänen stellten ihre Raubzüge ein, ließen sich in Cridianton nieder und schickten eine Gesandtschaft nach Exanceaster,
     worauf Svein und Odda ihren persönlichen Frieden schlossen.
    «Wir verkaufen ihnen Pferde», erklärte Harald, «und sie bezahlen gut, zwanzig Schillinge für einen Hengst, fünfzehn für eine
     Stute.»
    «Ihr verkauft ihnen Pferde», sagte ich ausdruckslos.
    «Damit sie bald wegreiten», erklärte Harald.
    Ein Diener warf einen schweren Birkenscheit in die Flammen. Die Hunde, die sich an dem Ring aus Steinen |367| der Feuerstelle gewärmt hatten, nahmen vor den stiebenden Funken Reißaus.
    «Wie viele Männer hat Svein?», fragte ich.
    «Viele.»
    «Achthundert», fragte ich, «neunhundert?» Harald zuckte mit den Achseln. «Er ist mit nur vierundzwanzig Schiffen gekommen»,
     fuhr ich fort. «Es können also kaum mehr als tausend sein. Etliche haben wir getötet, und der strenge Winter hat bestimmt
     auch seine Opfer gefordert.»
    «Wir denken, er hat achthundert Mann», sagte Harald widerstrebend.
    «Und wie stark ist der Fyrd? Zweitausend Mann?»
    «Von denen sind allerdings höchstens vierhundert erfahrene Kämpfer», sagte Harald, womit er wahrscheinlich recht hatte. Ein
     Fyrd bestand mehrheitlich aus Bauern, während die Dänen samt und sonders Krieger waren. Trotzdem hätte Svein es nie gewagt,
     seine achthundert gegen zweitausend ins Feld zu schicken, auch dann nicht, wenn ihm der Erfolg sicher gewesen wäre. Die Niederlage
     fürchtete er dabei nicht, sondern dass er den Sieg mit dem Leben von hundert Männern bezahlen musste. Deshalb hatte er alle
     Raubzüge eingestellt und mit Odda Frieden geschlossen. Er wollte sich hier im Süden Defnascirs von seiner Niederlage bei Cynuit
     erholen. Seine Männer sollten sich ausruhen, wieder zu Kräften kommen, neue Waffen herstellen und Pferde erwerben. Svein schonte
     seine Truppen und stärkte sie. «Ich habe das nicht entschieden», verteidigte sich Harald. «Der Aldermann will es so.»
    «Und der König», gab ich zurück, «will, dass Odda Svein aus Defnascir vertreibt.»
    «Was wissen wir schon von den Befehlen des Königs?», |368| fragte Harald bitter, und nun war es an mir, ihn über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen, zu berichten, dass
     Alfred Guthrum entkommen war und sich in die Marschen zurückgezogen hatte.
    «Und irgendwann nach Ostern werden wir die Fyrds der Grafschaften vereinen und Guthrum in Stücke hauen.» Ich stand auf und
     erklärte laut und deutlich, sodass mich jeder, der in der großen Halle anwesend war, verstehen konnte: «Es werden keine weiteren
     Pferde an Svein verkauft.»
    «Aber   …», hob Harald an, schüttelte aber dann den Kopf. Er hatte zweifellos sagen wollen, dass Odda der Jüngere, der Aldermann von
     Defnascir, den Verkauf der Pferde angeordnet hatte, doch die Worte kamen ihm nicht über seine Lippen.
    «Wie lautet der Befehl des Königs?», fragte ich Steapa.
    «Keine weiteren Pferde», donnerte er.
    Stille breitete sich aus, und Harald forderte den Harfner mit einer gereizten Geste auf, ein Lied zu spielen. Jemand fing
     zu singen an, aber weil sich niemand an dem Gesang beteiligte, verhallte die Stimme bald wieder. «Ich muss jetzt nach den
     Wachposten sehen», sagte Harald und warf mir einen Blick zu, aus dem ich schloss, dass ich ihm folgen sollte. Also gürtete
     ich mein Schwert und ging mit ihm über die lange Straße von Ocmundtun bis zu einer Holzhütte, vor der drei Männer mit Speeren
     Wache standen. Harald wechselte ein paar Worte mit ihnen und führte mich dann weiter nach Osten, weg vom Feuer der Wache.
     Mondlicht versilberte das Tal und beschien eine leere Straße, die sich zwischen Bäumen verlor. «Ich habe dreißig waffenfähige
     Männer», sagte Harald unvermittelt. Er gab mir zu verstehen, dass er zu schwach zum Kämpfen war.
    |369| «Wie viele Männer hat Odda in Exanceaster?», fragte ich.
    «Hundert? Hundertzwanzig?»
    «Warum ist der Fyrd nicht längst aufgestellt worden?»
    «Ich hatte keinen Befehl dazu», antwortete Harald.
    «Wolltet Ihr ihn denn?»
    «Natürlich wollte ich.» Ich hatte ihn verärgert. «Ich habe Odda eingehend geraten, Svein zu vertreiben, doch er wollte nicht
     hören.»
    «Hat er Euch von dem königlichen Befehl berichtet, den Fyrd

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