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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sei Dank, nächste Woche ist Ostern», sagte er mit vollem Mund, sodass
     von dem Ei etwas in seinen dichten Bart fiel. «Dann kommt endlich wieder Fleisch auf den Tisch. Ohne Fleisch gehe ich ein.
     Habt Ihr schon gehört, dass sich Iseult zu Ostern taufen lässt?»
    «Sie hat es mir erzählt», sagte ich kurz angebunden.
    «Gefällt es Euch nicht? Seht es doch einfach als eine gründliche Wäsche an. Dann ärgert Ihr Euch vielleicht nicht so sehr.»
    |400| Noch vor Iseults Taufe kehrte ich Æthelingæg den Rücken, zumal ich mir die vielen Gebete, frommen Gesänge und Predigten zu
     Ostern ersparen wollte. Von Steapa und fünfzig Männern begleitet, ritt ich über die Hügel Richtung Cippanhamm, denn Alfred
     hatte befohlen, den Dänen während der nächsten Wochen ohne Unterbrechung zuzusetzen. Er wollte den Fyrd von Wessex spätestens
     am Himmelfahrtstag aufgestellt wissen, also schon in sechs Wochen. In dieser Zeit hoffte Guthrum, seine ausgehungerten Pferde
     mit Frühlingsgras hochgefüttert zu haben, und so zogen wir los, um dänische Versorgungstrupps zu überfallen. Damit zwangen
     wir den Feind, alle weiteren Versorgungstrupps mit Dutzenden von Reitern abzusichern, wodurch die ohnehin schon ausgezehrten
     Pferde zusätzlich geschwächt wurden, und das wiederum hatte zur Folge, dass sie noch mehr Futter herbeischaffen mussten. Mit
     unseren Überfällen hatten wir eine Weile Erfolg, doch dann schickte Guthrum seine Versorgungstrupps in den Norden nach Mercien,
     wo sie unbehelligt waren.
    Es war eine Zeit des Abwartens. Auf Æthelingæg lebten inzwischen auch zwei Schmiede, die, obwohl ihnen manches Werkzeug fehlte
     und der Brennstoff für die Öfen knapp war, gute Speerspitzen schmiedeten. Eine meiner Aufgaben bestand darin, mit einer Gruppe
     von Männern loszuziehen und Eschenstangen für die Speerschäfte zu schneiden.
    Alfred schrieb inzwischen Briefe und versuchte zu ermitteln, wie viele Männer aus den einzelnen Grafschaften zu den Waffen
     gerufen werden konnten. Er schickte Priester ins Frankenland, um die dorthin geflohenen Thegn zur Rückkehr zu bewegen. Aus
     Cippanhamm kamen Kundschafter, die bestätigten, dass sich Svein mit Guthrum zusammengeschlossen hatte, dass sich die Pferde
     erholten |401| und dass Guthrum Männer aus den dänisch besetzten Teilen Englands in sein Heer holte. Er befahl seinen westsächsischen Verbündeten
     wie Wulfhere, ihre Männer zu bewaffnen, und versetzte seine Truppen in Wintanceaster, Readingum und Baðum in Kampfbereitschaft.
     Guthrum hatte auch selbst Kundschafter ausgesandt und musste wissen, dass Alfred ein Heer zusammenstellte, und ich glaube,
     dass er diese Nachricht gern hörte. Dieses Heer war Alfreds letzte Hoffnung, und wenn es Guthrum gelang, diesen Fyrd zu schlagen,
     würde damit Wessex fallen, um sich nie wieder zu erheben.
    Ganz Æthelingæg brodelte vor Gerüchten. Guthrum, so hieß es, habe fünftausend Männer. Schiffe seien aus Dänemark gekommen,
     und eine neue Armee von Nordmännern sei von Irland aus auf dem Weg. Die Britonen würden sich zum Kampf rüsten. Der Fyrd von
     Mercien stünde auf Guthrums Seite, und es wurde behauptet, dass die Dänen ein großes Lager bei Cracgelad am Fluss Temes errichtet
     hätten, wo sich Tausende mercianischer Kämpfer, sowohl dänische als auch sächsische, versammelten. Die Gerüchte um Guthrums
     Kampfkraft erreichten auch die Länder jenseits des Meeres. Aus dem Frankenland kam ein Brief von Wilfrith von Hamptonscir,
     in dem er Alfred riet, aus Wessex zu fliehen. «Segelt an diese Küste», riet er, «und rettet Eure Familie.»
    Leofric ritt nur selten mit uns aus. Meist blieb er auf Æthelingæg, denn Alfred hatte ihn zum Befehlshaber der königlichen
     Leibgarde ernannt, worauf er, der ungebildete Spross einfacher Bauersleute, sehr stolz sein konnte, denn gewöhnlich erwartete
     Alfred von seinen Befehlshabern, dass sie lesen und schreiben konnten. Hinter dieser Ernennung stand wohl Eanflæds Einfluss,
     denn sie hatte Ælswiths Vertrauen gewonnen. Alfreds Frau legte großen |402| Wert auf ihre Gesellschaft, und selbst in der Kirche saß die ehemalige Hure stets hinter der Königsgemahlin. Ebenso war sie
     stets zugegen, wenn Alfred Hof hielt. «Die Königin mag dich nicht», sagte mir Eanflæd eines Tages, als ich sie ausnahmsweise
     einmal allein antraf.
    «Sie ist keine Königin», erwiderte ich. «So etwas gibt es in Wessex nicht.»
    «Sie sollte aber eine sein. Es wäre richtiger und

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