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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wertsachen zu nehmen und sich wieder auf die See zurückzuziehen. Doch
     die Britonen hatten entlang der Küste überall Wachposten aufgestellt, die uns immer rechtzeitig entdeckten, und sooft wir
     uns einer ihrer Städte näherten, sahen wir bewaffnete Männer auf uns warten. Sie hatten mit den Wikingern umzugehen gelernt,
     weshalb die Nordmänner nun, wie mir Haesten erklärte, in Verbänden aus fünf oder sechs Schiffen segelten.
    «An der anderen Küste werden wir mehr Glück haben», sagte ich. Ich wusste, dass Cornwalum irgendwo im Westen endete und dass
     von dort aus die Sæfern-See zu erreichen war, wo uns bestimmt ein dänisches Schiff begegnen würde, das von Irland kam. Doch
     die Halbinsel von Cornwalum schien niemals enden zu wollen. Sooft wir in der Ferne eine Landzunge ausmachten, hoffte ich,
     die Westspitze erreicht zu haben, und wurde jedes Mal von einer weiteren Klippe enttäuscht, die dahinter aufragte. Manchmal
     gerieten wir in eine so starke Gezeitenströmung, dass wir, obwohl auf westlichem Kurs, nach Osten zurückgetrieben wurden.
     Wikinger zu sein war schwerer, als ich mir vorgestellt hatte. Zu allem Übel überraschte uns dann auch noch ein stürmischer
     Westwind, der das Meer zu hohen Wellen und kochender Gischt aufwühlte, und aus tiefhängenden schwarzen Wolken stürzte peitschender
     Regen auf uns herab. Wir steuerten nordwärts, suchten Zuflucht auf der windabgewandten Seite einer Landzunge und gingen vor
     Anker. Aber auch dorthin verfolgte uns der Sturm, und unsere
Fyrdraca
zerrte wie ein scheues Pferd an der aus Leder gewundenen Trosse.
    Das Unwetter tobte die Nacht hindurch und während |79| des gesamten nächsten Tages. Wir waren halbwegs geschützt vor den hohen Wellen, die krachend und weiß auf den Klippen zerschellten,
     doch unsere Vorräte waren fast aufgebraucht. Ich war drauf und dran, unser Unternehmen abzubrechen und zur Uisc-Mündung zurückzukehren.
     Als es dann aber nach einer weiteren Nacht im Schutz der hohen Felsen Morgen wurde, als der Wind sich gelegt hatte und nur
     noch ein leichter Regen fiel, bog ein Schiff um die Landzunge im Osten.
    «Die Schilde!», brüllte Leofric, und die Männer, frierend und unzufrieden, ergriffen Schilde und Schwerter und reihten sich
     an der Schiffswand auf.
    Das fremde Schiff war sehr viel kleiner als unseres. Es wirkte geradezu klobig mit seinem breiten Bug und dem kurzen Mast.
     Das schmutzige Segel war eingerollt. Sechs Männer saßen an den Rudern, und der Steuermann hielt genau auf uns zu. Als sie
     uns schon fast erreicht hatten, sah ich einen grünen Zweig am Mast hängen.
    «Sie wollen mit uns reden», sagte ich.
    «Hoffen wir, dass sie auch was kaufen wollen», knurrte Leofric.
    An Bord des kleinen Schiffes befand sich auch ein Priester. Dass er Priester war, erkannte ich zuerst nicht, denn er war genauso
     zerlumpt wie seine Begleiter. Doch dann rief er uns in schlechtem Dänisch zu, dass er uns zu sprechen wünsche. Ich ließ sie
     an der windgeschützten Seite unseres Schiffes anlegen, wo sie sich unseren bewaffneten und mit Schilden bewehrten Kämpfern
     gegenübersahen. Cenwulf und ich halfen dem Priester auf unser Schiff. Zwei Männer wollten ihm folgen, doch Leofric drohte
     ihnen mit dem Speer, sodass sie wieder zurücksprangen. Das kleine Schiff nahm wieder Abstand und wartete, während der Priester
     mit uns sprach.
    |80| Er hieß Pater Mardoc und nahm auf einer der Ruderbänke Platz. Mit Blick auf das Kruzifix, das um seinen Hals hing, sagte ich:
     «Ich hasse Christen und sollte Euch eigentlich sofort an Njord verfüttern.»
    Vielleicht wusste er nicht, dass Njord ein Meeresgott war; jedenfalls ging er nicht auf meine Worte ein, sondern sagte: «Ich
     bringe Euch ein Geschenk von meinem Herrn», worauf er zwei verbogene Armreifen aus seiner Kutte zog.
    Ich nahm sie. Es waren einfache Ringe aus Kupfer, alt, mit Grünspan überzogen und fast wertlos. Einen Moment lang wollte ich
     sie einfach ins Wasser werfen, doch weil sich unsere Reise bislang kaum gelohnt hatte, mussten wir sogar diese kümmerlichen
     Dinger behalten. «Wer ist Euer Herr?», fragte ich.
    «König Peredur.»
    Fast hätte ich laut aufgelacht. König Peredur? Durfte man von einem König nicht erwarten, dass sein Name ruhmreich war? Von
     einem Peredur hatte ich jedoch noch nie gehört, was darauf schließen ließ, dass er höchstens ein Ortsvorsteher mit einem hochtrabendem
     Titel war. «Und warum lässt mir dieser Peredur so schäbige

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