Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
wiederholte ich, «aber ich glaube es nicht.»
    «Kirchen sind reich», meinte er nachdenklich, runzelte dann die Stirn und sagte, «nur seltsam, dass ausgerechnet dort eine
     Kirche gebaut werden soll.»
    «Warum seltsam?»
    «In unmittelbarer Nähe zum Meer? Wo sie so leicht überfallen werden könnte?»
    «Vielleicht legt man es darauf an», gab ich zu bedenken.
    «Ein goldener Altar als Köder?»
    «Und hat Guthrum nicht befohlen, die Westsachsen in Frieden zu lassen?», fragte ich.
    «Guthrum kann befehlen, was er will», erwiderte er harsch. «Ich bin Svein vom Weißen Pferd, und ich lasse mir von Guthrum
     nichts befehlen.» Wir gingen weiter, und er runzelte die Stirn, als wir an Fischernetzen vorbeikamen, die Männer zum Trocknen
     aufgehängt hatten, die mittlerweile tot waren. «Es heißt, dass Alfred kein Narr ist.»
    «So heißt es zu Recht.»
    «Wenn er Gold ans Meeresufer bringen lässt, sorgt er auch dafür, dass es bewacht wird», sagte Svein. Er war ein Krieger, und
     wie die meisten Krieger war er keinesfalls dumm. Wenn heute von den Dänen die Rede ist, stellen |113| sich die Leute barbarische Heiden vor, die rücksichtslos plündernd und mordend über Meer und Land zogen. In Wahrheit aber
     waren die meisten wie Svein, der sich Sorgen um seine Männer machte und sie zu schonen versuchte. Das war immer die größte
     Sorge der Dänen und zugleich ihre größte Schwäche. Sein Schiff trug den Namen
Weißes Pferd
. Die Mannschaft bestand aus dreiundfünfzig Männern. Schon der Verlust von zehn Männern hätte das
Weiße Pferd
verhängnisvoll geschwächt. Im Kampf war Svein – wie alle Dänen – von tödlicher Entschlossenheit, doch bevor er sich überhaupt
     zu einem Kampf entschloss, dachte er reiflich nach. Er kratzte sich eine Laus aus den Haaren, zeigte dann auf die Gefangenen,
     die seine Leute gemacht hatten, und sagte: «Außerdem habe ich die da.»
    Er hatte also nicht vor, nach Cynuit zu ziehen. Die möglichen Verluste erschienen ihm zu hoch, und darum begnügte er sich
     mit der Aussicht, seine Gefangenen versilbern zu können.
    Am nächsten Morgen bat mich Svein um Hilfe. Sein Schiff lag in Callyns Hafen, und er bat mich, ihn und einige seiner Männer
     dorthin zu bringen. Wir ließen den Rest seiner Mannschaft zur Bewachung der Gefangenen zurück, die später abgeholt werden
     sollten. Hinter uns stiegen schwarze Rauchwolken aus Peredurs Siedlung auf, als wir nach Osten segelten, Callyns Siedlung
     entgegen. Dort warteten wir einen Tag lang, während Svein seine Rechnung mit Callyn beglich. Wir nutzten die Zeit, um unsere
     Wollvliese und Zinn an die Händler des Ortes zu verkaufen, und obwohl wir nicht viel dafür bekamen, waren wir froh, die sperrige
     Fracht los zu sein. Die
Fyrdraca
glitzerte nun vor lauter Silber, und die Leute waren zufrieden, weil sie wussten, dass jeder seinen gerechten Anteil bekommen
     würde. Haesten wollte Svein begleiten, doch ich schlug |114| ihm seine Bitte aus. «Ich habe dir das Leben gerettet», erklärte ich. «Du hast mir noch nicht lange genug gedient, um das
     auszugleichen.» Das nahm er hin, und er freute sich über den zweiten Armreif, den ich ihm als Lohn für seinen Einsatz vor
     der Festung Dreyndynas schenkte.
    Sveins
Weißes Pferd
war kleiner als die
Fyrdraca
. Am Vordersteven trug sie einen geschnitzten Pferdekopf, über dem Heck einen Wolfskopf. Auf der Windfahne über dem Mast war
     ein weißes Pferd zu erkennen. Ich fragte Svein, was es mit diesem Pferd auf sich habe, und er antwortete lachend: «Als ich
     sechzehn Jahre alt war, setzte ich bei einer Wette den Zuchthengst meines Vaters gegen das weiße Pferd des Königs ein. Ich
     hatte den besten Mann des Königs zum Ringen und zum Schwerter-Wettkampf herausgefordert. Mein Vater verkeilte mich wegen dieser
     Wette, doch ich gewann! Das weiße Pferd hatte mir Glück gebracht. Seitdem reite ich nur noch weiße Pferde.» Und deshalb hieß
     sein Schiff
Weißes Pferd
. Ich folgte ihm entlang der Küste zurück nach Westen, wo über dem Flecken, der unter Peredurs Herrschaft gestanden hatte,
     immer noch schwarze Rauchschwaden hingen.
    «Bleiben wir mit ihm zusammen?», fragte Leofric, der sich wunderte, dass wir wieder einen westlichen Kurs eingeschlagen hatten,
     statt nach Defnascir zurückzusegeln.
    «Ich habe vor, mir einmal Britanniens Grenze anzusehen», antwortete ich, denn mir stand nicht der Sinn danach, an die Uisc
     und zu meiner schlechtgelaunten Frau zurückzukehren.
    Svein

Weitere Kostenlose Bücher