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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zur Bebbanburg. Sie konnte noch niemals erobert
     werden. Also brauche ich viele Männer, um sie zu stürmen. Viele gute Männer und viele scharfe Schwerter.»
    «Wir haben Silber», sagte er und deutete Richtung Kielraum.
    «Aber nicht genug», entgegnete ich grimmig. Meine Feinde waren reicher. Außerdem behauptete Alfred, dass ich der Kirche Geld
     schuldete, und die Gerichte von Defnascir würden Wergeld von mir verlangen. Ich konnte erst nach Hause zurück, wenn ich genug
     Silber hatte, um die Kirche auszahlen, die Gerichte bestechen und Männer unter mein Banner rufen zu können. Ich starrte dem
Weißen Pferd
hinterher, das inzwischen kaum mehr war als ein weißes Segel auf der windzerwühlten See, und spürte wieder das alte Verlangen,
     mit den Dänen zu leben. Ich würde abwarten, bis Ragnar frei war und mich ihm anschließen, aber dann müsste ich gegen Leofric
     kämpfen, und selbst dann müsste ich weiter Geld auftreiben, Männer finden, nach Norden ziehen und um mein Geburtsrecht kämpfen.
     Ich berührte Thors Hammer und betete um ein Zeichen.
    Iseult spuckte, genauer, sie sprach ein Wort aus, das klang, als räusperte sie sich und als hustete sie zugleich Schleim.
     Dabei zeigte sie über die Schiffsflanke und machte mich auf einen seltsamen Fisch aufmerksam, der sich im Wasser tummelte.
     Er war so groß wie ein Jagdhund und |122| hatte eine dreieckige Rückenflosse. «Ein Schweinswal», sagte Leofric.
    «Llamhydydd»
, wiederholte Iseult den britonischen Namen des Fischs.
    «Sie bringen den Seeleuten Glück», wusste Leofric.
    Ich hatte einen solchen Schweinswal nie zuvor gesehen, doch jetzt tauchte gleich ein Dutzend von ihnen auf. Ihre grauen Rücken
     glänzten in der Sonne, und sie waren nach Norden unterwegs.
    «Das Segel soll wieder gesetzt werden», sagte ich zu Leofric.
    Er starrte mich an. Die Mannschaft hatte gerade die Ruder losgeschallt und nahm die Verschlüsse aus den Ruderlöchern. «Das
     Segel setzen?», fragte er.
    «Wir fahren nach Norden.» Ich hatte um ein Zeichen gebeten, und Thor hatte die Schweinswale geschickt.
    «In die Sæfern-See? Da gibt’s doch nichts zu holen», sagte Leofric. «Erinnerst du dich nicht, was Svein gesagt hat?»
    «Svein hat gesagt, dass es dort nichts zu plündern gibt, weil sich die Dänen alles geholt haben, und das heißt, dass ihre
     Schiffe reich beladen sind.» Freude flutete in mir hoch wie eine Welle, das Gefühl war so stark, dass ich Leofric auf die
     Schulter klopfte und Iseult umarmte. «Und er sagte auch, dass diese Schiffe aus Irland kommen.»
    «Na und?» Leofric rieb sich die Schulter.
    «Männer aus Irland!», erklärte ich. «Die Dänen kommen mit irischen Mannschaften, um Wessex anzugreifen. Und wenn man eine
     Schiffsmannschaft aus Irland hierherbringen muss, was bringt man da mit?»
    «Seinen gesamten Besitz», antwortete Leofric tonlos.
    «Und sie ahnen nicht, dass wir in der Nähe sind. Wir werden als Feuerdrache über diese Hammel herfallen.»
    |123| Er grinste. «Du hast recht», sagte er.
    «Natürlich habe ich recht. Ich bin ein Herr. Ich habe recht und ich werde reich! Wir alle werden reich! Wir werden von goldenen
     Tellern essen, unseren Feinden ins Maul pissen und aus ihren Frauen unsere Huren machen.»
    Während ich diesen Unsinn lautstark von mir gab, ging ich zur Mitte des Schiffs und löste das zusammengebundene Segel. «Wir
     tragen silberne Schuhe und goldene Hüte und werden reicher sein als die Könige! Wir waten durchs Silber, überschütten unsere
     Huren mit Gold und scheißen Bernsteinklumpen. Zieht die Ruder ein und stopft die Löcher! Wir fahren nach Norden und werden
     reich wie die Bischöfe. Jeder Einzelne von uns!» Die Männer grinsten und ließen sich von meiner Begeisterung nur allzu gern
     anstecken.
    Wohl war ihnen bei unserem Zug nach Norden trotzdem nicht, denn wir würden das Land aus der Sicht verlieren. So weit hatte
     ich mich noch nie von der Küste entfernt, und auch ich fürchtete mich, denn Ragnar der Ältere hatte mir oft von Nordmännern
     erzählt, die sich aufs weite Meer hinausgewagt hatten, um immer weiter nach Westen zu segeln, noch über die Toteninseln hinaus,
     wo es Länder gab, wie Ragnar behauptete, in denen Geister wohnten. Aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Sicher weiß ich aber,
     dass er erzählt hatte, viele dieser Schiffe seien niemals zurückgekehrt. Sie waren der untergehenden Sonne nachgesegelt und
     immer weiter und konnten sich nicht zur Umkehr entschließen, und

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