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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zweier Krieger aus seinen Reihen vorzog, die sich wie wilde Hunde bekämpften. Sonst wollte
     sich niemand in ganz Wessex dieses Schauspiel entgehen lassen. Es ging hoch her, doch Huppa sorgte für Ordnung und bestand
     darauf, dass die Menge zurückgedrängt wurde und uns das Feld am Fluss überließ, damit wir genug Bewegungsfreiheit hatten.
     Als sich die Zuschauer schließlich auf einer Anhöhe am Rand des Kampfplatzes zurückgezogen hatten, ging Huppa auf Steapa zu
     und erkundigte sich, ob er bereit sei.
    Er war bereit. Sein Kettenhemd schimmerte im fahlen Sonnenlicht. Sein Helm glänzte. Sein Schild war ein riesiges Ding, eisenbeschlagen
     und schwer wie ein Sack Getreide, es war selbst eine Waffe, wenn es ihm gelang, mir damit einen Schlag zu versetzen. Seine
     Hauptwaffe aber war sein großes Schwert, so lang und schwer, wie ich nie eines gesehen hatte.
    Begleitet von zwei Wachen, kam Huppa nun zu mir. Seine Füße sanken in dem feuchten Gras ein, und mir wurde klar, dass der
     Kampfplatz seine eigenen Tücken hatte. «Uhtred von Oxton», sagte er, «seid Ihr bereit?»
    «Mein Name», sagte ich, «ist Uhtred von Bebbanburg.»
    «Seid Ihr bereit?», fragte er erneut, ohne auf meinen Einwurf einzugehen.
    «Nein», sagte ich.
    In den vorderen Reihen der Zuschauer wurde ein Raunen laut, das sich fortsetzte, und nach ein paar Herzschlägen |196| johlte die ganze Menge. Man hielt mich für einen Feigling und sah sich bestätigt, als ich Schild und Schwert fallen ließ und
     mich mit Leofrics Hilfe meines schweren Kettenhemdes entledigte. Odda der Jüngere, der neben seinem Helden stand, fing laut
     zu lachen an. «Was hast du vor?», fragte Leofric.
    «Ich hoffe, du hast viel Geld auf mich gesetzt», sagte ich.
    «Das habe ich natürlich nicht.»
    «Verweigert Ihr den Kampf?», fragte mich Huppa.
    «Nein», antwortete ich. Und als ich die Rüstung abgelegt hatte, ließ ich mir von Leofric mein Schwert Schlangenhauch zurückgeben.
     Schlangenhauch, sonst nichts. Kein Helm, kein Schild, nur mein gutes Schwert. So war ich unbehindert. Steapa hatte auf dem
     morastigen Grund schwer an seinem Harnisch zu schleppen. Ich aber war unbelastet, und ich war schnell, und ich war bereit.
    «Ich bin bereit», verkündete ich.
    Huppa ging zur Mitte des Kampfplatzes, hob einen Arm und ließ ihn fallen. Die Menge jubelte.
    Ich küsste mein Amulett, vertraute dem großen Gott Thor meine Seele an und bewegte mich vorwärts.
     
    Steapa kam mit erhobenem Schild langsam auf mich zu, das Schwert nach links ausgestreckt. Seine Miene verriet keine Spur von
     Besorgnis. Er war erfahren in seinem Handwerk, und ich fragte mich, wie viele Männer er wohl schon getötet hatte. Er musste
     glauben, mich im Handumdrehen überwinden zu können, denn ich hatte weder Schutz noch Schild. Und so gingen wir aufeinander
     zu, bis ich, nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, plötzlich losrannte. Ich stürmte ihm entgegen, täuschte einen Ausfall
     nach rechts vor, wo er sein Schwert trug, und schlug |197| dann, immer noch rennend, einen Haken nach links an ihm vorbei. Ich spürte, dass mir sein riesiges Schwert nahe kam, als er
     damit nach mir ausholte, während er herumwirbelte. Doch jetzt war ich hinter ihm, als er sich noch umdrehte, ließ mich auf
     die Knie fallen, duckte mich, hörte die Klinge über meinen Kopf zischen, und dann sprang ich schon wieder auf und stach zu.
    Die Spitze meines Schwertes durchbohrte sein Kettenhemd und schlug eine blutende Wunde in seine linke Schulter. Doch er war
     schneller, als ich erwartet hatte, und holte erneut zum Hieb aus, sodass Schlangenhauch durch seine Drehung wieder frei wurde.
     Ich hatte ihm nur einen Kratzer verpasst.
    Ich sprang zwei Schritte zurück, nach links, und er stürmte auf mich zu und wollte mich mit der Wucht seines Schildes niederrennen,
     doch ich war schon nach rechts ausgewichen und wehrte sein Schwert mit meiner Klinge ab. Als hätte die Glocke des Jüngsten
     Gerichts geschlagen, so laut klirrte es, als beide Eisen aufeinanderprallten. Und wieder stach ich zu, zielte diesmal auf
     seine Hüfte, traf aber ins Leere, weil er schon zurückgesprungen war. Mein Arm zitterte unter der Nachwirkung des heftigen
     Aufpralls der Schwerter. Ich bewegte mich schnell, er musste sich erneut umdrehen, ich täuschte einen Stoß vor und sprang
     schon nach links, als er sich mir zuwendete. Der Boden war sumpfig. Ich fürchtete auszurutschen, wusste aber, dass Geschwindigkeit
     mein einziger

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