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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vorteil war. Ich musste ihn in Bewegung halten, ihn zu vergeblichen Schlägen herausfordern und selber jede Gelegenheit
     nutzen, mit der Spitze meines Schwertes zuzustechen. Lass ihn bluten, dachte ich, ermüde ihn. Doch er durchschaute meinen
     Plan und versuchte, mich mit kurz geführten Hieben zu entmutigen. Immer wieder rauschte |198| sein schweres Schwert durch die Luft. Er wollte, dass ich abwehrte, und hoffte darauf, meinen Schlangenhauch zerschlagen zu
     können, wenn sich die Klingen träfen. Genau das fürchtete ich, denn auch das beste Schwert kann brechen.
    Er zwang mich zurück und versuchte, mich in Richtung der Zuschauer auf der Anhöhe zu drängen, um mir direkt vor ihnen den
     Garaus machen zu können. Ich gab ihm nach, wich dann aber, als ich mit dem linken Fuß ins Rutschen geriet, nach rechts aus
     und fiel auf das rechte Knie. Die Menge japste, und eine Frau stieß einen Schrei aus, denn Steapas riesiges Schwert fuhr wie
     eine Axt in Richtung meines Nackens herab. Doch ich war nicht ausgerutscht, sondern hatte nur so getan. Auf den rechten Fuß
     gestützt, sprang ich zur Seite, wich so seinem Hieb aus und kam an seine rechte Seite, während er den Schild herumriss und
     mit dessen eisernem Rand meine Schulter streifte, und mir fuhr durch den Sinn, dass ich einen blauen Fleck bekommen würde,
     doch ich hatte mir auch einen Herzschlag Zeit verschafft und nutzte die Gelegenheit, ließ meine Klinge vorschnellen, durchbohrte
     sein Kettenhemd und traf mit der Spitze auf die Rippen seines Rückens. Brüllend fuhr er herum und riss sich so von meiner
     Waffe frei, doch ich zog mich schon wieder zurück.
    Nach zehn Schritten hielt ich an. Auch er war stehen geblieben und beobachtete mich. Sein flächiges Gesicht verriet leichtes
     Erstaunen. Angst war immer noch nicht zu erkennen, nur Erstaunen. Er setzte den linken Fuß nach vorn, um mich zum Angriff
     herauszufordern. Doch ich war von Harald gewarnt und wusste um den eisenbewehrten Stiefel. Er hoffte, dass ich ihn angreifen
     würde, und er würde sich auf das Eisen an seinem Stiefel verlassen, während er auf mich einhacken und mich verbluten lassen |199| wollte. Ich lächelte ihn an und warf Schlangenhauch von meiner rechten in die linke Hand und gab ihm damit ein neues Rätsel
     auf. War ich vielleicht einer der wenigen Männer, die ihr Schwert mit beiden Händen gleichermaßen gut zu führen vermochten?
     Er zog den Fuß zurück. «Warum nennt man dich Steapa Snotor?», rief ich ihm zu. «Schlau bist du nicht. Im Gegenteil, du bist
     so dumm wie ein faules Ei.»
    Ich versuchte, ihn in Wut zu versetzen, und hoffte, dass er dann unvorsichtig wurde. Doch meine Beleidigung prallte von ihm
     ab. Statt im Zorn auf mich zuzustürmen, näherte er sich langsam und mit Bedacht, den Blick auf das Schwert in meiner Linken
     gerichtet und von Stimmen aus der Menge angefeuert, mich zu töten. Da rannte ich unvermittelt auf ihn zu und wich dann nach
     rechts aus, und weil er dachte, dass ich diesen Schritt nur vortäuschte, um ihn im letzten Moment von der anderen Seite anzugreifen,
     holte er mit dem Schwert aus und bot mir so den linken Arm, auf den ich mit meinem Schlangenhauch einhieb. Ich spürte, dass
     die Klinge an den Ösen des Kettenhemdes entlangkratzte, doch es hielt dem Aufprall stand. Im Zurückspringen wechselte ich
     die Waffenhand und wagte einen neuerlichen Ausfall, musste aber sogleich einem wuchtigen Gegenschlag ausweichen, der mich
     nur um Haaresbreite verfehlte.
    Es war wie bei einer Bullenhatz. Er, der Bulle, musste versuchen, mich in eine Lage zu bringen, in der er mich mit seiner
     überlegenen Kraft und Masse zu Fall bringen konnte. Ich war der Hund, und meine Aufgabe war es, ihn zu reizen und immer wieder
     zuzubeißen, bis er schließlich müde wurde. Er hatte damit gerechnet, dass ich ihm mit Kettenhemd und Schild entgegentreten
     würde und dass wir einige kurze Angriffe durchführen würden, bevor |200| meine Kräfte erlahmten und er mich mit seinen kräftigen Schlägen zu Boden zwingen konnte, um mich dann mit seinem großen Schwert
     in Stücke zu hauen. Doch bis jetzt hatte mich seine Klinge noch nicht berührt. Allerdings war es auch mir nicht gelungen,
     ihn zu schwächen. Die beiden Stiche hatten wohl geblutet, ihn aber kaum verletzt. Er drängte nun wieder vor, um mich am Flussufer
     in die Enge zu treiben. Auf dem Damm schrie eine Frau, und ich glaubte, dass sie meinen Gegner anzustacheln versuchte. Der
     Schrei wurde

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