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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schüttelte sie den Kopf. »Ich werde wegen dieses Mannes nicht zur Mörderin. Der Himmel wird ihn strafen!«
    »Ich habe gelernt, dass der Himmel bei solchen Sachen meistens sehr säumig ist. Da wirst du schon auf das Jenseits warten müssen. Hier auf dieser Welt wird dein Mann fröhlich vor sich hin leben und wahrscheinlich auch noch reich werden. Wäre es mein Mann, würde ich ihn mit Genuss ermorden«, fuhr Arlette unbelehrbar fort.
    Anneliese schlug auf den Tisch. »Still jetzt! An so etwas soll man nicht einmal denken. Außerdem haben wir genug andere Sorgen. Wenn der Zucker teurer wird, wird es auch der Kaffee geworden sein. Wir werden ihn daher in Zukunft dünner aufbrühen und auch mit dem Zucker sparen.«
    Als praktisch veranlagte Frau dachte sie an das, was für sie am wichtigsten war. Politik und Ähnliches interessierte sie weniger. Trotzdem hörte sie zu, als Gisela ihr berichtete, wie viel Land Spencer und Schüdle für sich und ihre Männer gefordert hatten und dass die Kerle dafür die mexikanischen Grundbesitzer vertreiben wollten.
    »Das gefällt mir gar nicht«, meinte sie, als Gisela geendet hatte. »Etliche Mexikaner stehen auf unserer Seite, aber solche Narren bringen diese noch dazu, sich Santa Ana anzuschließen. Dann dürfte hier in Texas alles zusammenbrechen.«
    Gisela nickte beklommen. »Es haben sich schon einige Mexikaner Houstons Heer angeschlossen, während von Spencers oder Schüdles Männern noch kein Einziger den Sabine River überschritten hat.«
    »Ihr redet wie Männer!«, rief Arlette dazwischen. »Für Frauen ist das nichts. Wir sollten über neue Kleider sprechen …«
    »Die wir eh nicht bekommen, weil der Stoff inzwischen viel zu teuer geworden ist«, unterbrach Gertrude sie mit bitterem Spott.
    »Aber man kann sie sich vorstellen! Ich hätte gerne ein rotes Kleid mit einem Saum aus blauen Blumen. Wie ist es bei euch?«
    Obwohl es Gisela widerstrebte, ein so oberflächliches Thema anzusprechen, nannte auch sie ihre Lieblingsfarben. Gertrude und Anneliese taten dies ebenfalls, und so entspann sich ein lebhaftes Gespräch, über das sie beinahe die gestiegenen Preise ebenso wie Schüdles und Spencers unverschämte Forderungen vergaßen.
    Da platzte auf einmal Cécile Poulain herein. »Meiner Mama geht es gar nicht gut!«, rief sie voller Angst.
    Anneliese stand sofort auf. »Ich schaue nach ihr. Hol du inzwischen den Doktor!«, sagte sie zu Cécile und verließ die Küche. Gisela und die anderen folgten ihr in den Schuppen, den sie sich in der Zwischenzeit wohnlich eingerichtet hatten.
    Charlotte lag reglos auf ihrem Bett und erkannte die Freundinnen nicht mehr. Erschrocken griff Gisela nach ihrer Hand. Die war kalt wie die einer Toten.
    Noch atmete die Frau, doch alle sahen, dass es mit ihr zu Ende ging. Charlotte Poulain hatte ihre Heimat verlassen und den Schiffbruch der
Loire
überlebt, aber dabei den Tod zweier Kinder hinnehmen müssen. Auch hier in Texas war ihr wenig Glück beschieden gewesen. Der Biss einer Klapperschlange hatte ihr schwer zugesetzt, und dazu kamen noch ein verbrühter Arm und die Angst um den Mann, der sich Walther und Houston angeschlossen hatte. Das war zu viel für ihr Herz, und so schwand sie immer mehr dahin. Als Cécile weinend mit dem Arzt zurückkam, fürchteten alle, dass es bereits zu spät war.
    Anneliese wandte sich an Gisela. »Du solltest jetzt gehen! Das ist nichts für deinen Zustand. Gertrude soll bei ihr bleiben, denn die beiden waren gute Freundinnen.«
    Da Gisela nicht von Charlottes Seite weichen wollte, holte Anneliese Nizhoni. Dieser gelang es, die Freundin hinauszuführen. Als Gisela kurz darauf in der Küche saß, sah sie immer noch Charlotte Poulains wachsbleiches Gesicht vor Augen, und ihr war so kalt, als hätte der Tod auch sie gestreift.
    Besorgt fasste sie sich an ihren Leib, in dem neues Leben heranwuchs, und wünschte sich einen Platz, an dem sie ihr Kind in Frieden zur Welt bringen konnte. Doch über Texas fegte ein Sturm, und er blies scharf aus dem Süden. Santa Ana würde kommen und das Land danach nie mehr so sein, wie es gewesen war.

11.
    W alther blickte besorgt auf die marschierenden Männer und lenkte seinen Hengst neben Sam Houston, der eben eine Kompanie überholte. »Sie sind immer noch zu langsam«, sagte er zu seinem Oberbefehlshaber. »Wenn sie nicht schneller werden, dürfen wir uns auf kein Marschduell mit den Mexikanern einlassen.«
    »Das sehe ich selbst! Aber wir können Santa Ana mit diesen

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