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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Scharfsinn, um aus einem zertretenen Steinchen oder einem abgebrochenen Zweig herauslesen zu können, dass Nizhoni hier vorbeigekommen war.
    Obwohl es Walther schwerfiel, musste er seine Ungeduld zügeln. Ihm zu Gefallen folgte Rudledge der Spur bis kurz vor Einbruch der Dämmerung. Dann erst machten sie Rast. Ihnen war klar, dass sie noch mindestens drei Tage brauchen würden, um Nizhoni einzuholen.
    In diesen drei Tagen durchlebte Walther die Hölle. Rudledge und er sprachen nicht viel, sondern folgten weiterhin der Spur und untersuchten die Stellen, an denen die Gesuchten die Nächte verbracht hatten. Beim Anblick des Hochwasser führenden Rio Brazos bezweifelte Walther, dass Nizhoni es gewagt hatte, den Fluss zu überqueren.
    Doch kurz darauf fand Rudledge die zurückgelassene Stangenschleife und stieß einen kurzen Pfiff aus. »Wie es aussieht, müssen wir ebenfalls hinüber«, sagte er zu Walther.
    »Nizhoni kann das unmöglich bewältigt haben!«, rief dieser erschrocken.
    »Das werden wir sehen, wenn wir drüben sind!« Kurz entschlossen lenkte Rudledge seinen Mustang in den Fluss und brachte ihn dazu, ans andere Ufer zu schwimmen. Walther folgte ihm mit verbissener Miene, rutschte aber mitten im Fluss aus dem Sattel und kam nass wie eine gebadete Katze am anderen Ufer an. Bis er sich aus seiner Kleidung geschält und diese zum Trocknen aufgehängt hatte, war Rudledge ein Stück das Ufer entlanggeritten und kehrte zufrieden zurück.
    »Die Indianerin ist recht geschickt. Ich glaube nicht, dass eine weiße Frau das geschafft hätte«, erklärte Rudledge. »Sie ist samt dem Jungen, dem Pferd und dem anderen Viehzeug herübergekommen und weiter nach Westen gezogen.«
    »Dann ist sie wirklich zur Farm zurückgekehrt!« Nun hielt Walther nichts mehr an der Stelle. Unter dem nachsichtigen Kopfschütteln des Scouts zog er sich wieder an und stieg in den Sattel.
    »Vorwärts!«
    »Wenn Sie meinen!« Rudledge seufzte und war wieder einmal froh, nie geheiratet zu haben. Trotzdem achtete er auf die Spur und zeigte Walther einige Stunden später eine Stelle, an der Nizhoni und Josef die Nacht über gelagert hatten. Zuerst sah Walther fast gar nichts. Erst als der Scout etwas Erde beiseiteschob, entdeckte er die Asche eines kleinen Lagerfeuers. Daneben lagen ein paar winzige Wirbelknochen.
    »Sieht aus, als hätte es Schlange zum Abendessen gegeben. Die Frau ist wirklich gut!« Rudledge grinste, während es Walther schüttelte.
    »Man kann doch keine Schlangen essen.«
    »Warum nicht? Ist auch nur Fleisch!«, antwortete der Scout, der während seiner Streifzüge öfters eine Schlange oder eine Eidechse in die Bratpfanne gelegt hatte.
    »Wir müssten bald am Rio Colorado sein«, wechselte Walther das Thema.
    »Ist Ihre Farm auf dieser Seite des Flusses oder drüben?«, fragte Rudledge.
    »Auf dieser Seite«, antwortete Walther. Kurz darauf erblickte er eine niedergebrannte Farm. Der Gedanke, sein Anwesen könnte genauso aussehen, verdrängte für einige Augenblicke sogar die anderen Sorgen.
    Dann aber stieg der Scout aus dem Sattel und zog eine volle Graswindel aus einem Erdloch. »Wie es aussieht, hat sie den Säugling bei sich.«
    »Ein Neugeborenes braucht doch Milch. Entweder ist Gisela trotz allem bei Nizhoni, oder …«
    »Sie haben das andere Viehzeug vergessen. Ich wette, es ist eine Ziege!«, unterbrach ihn Rudledge.
    »Das wäre eine Möglichkeit. Anders als Kuhmilch soll die einer Ziege für kleine Kinder verträglich sein«, sagte Walther mehr für sich als für den Scout. Dann wandte er sich mit einer heftigen Bewegung an Rudledge.
    »Kommen Sie! Wir reiten zur Farm. Ich will wissen, ob Nizhoni dort ist.«
    »Wenn Sie meinen!« Der Scout folgte Walther zunächst, blieb aber dann, als dieser seinen Hengst immer mehr antrieb, hinter ihm zurück.
    »Ich komme nach!«, hörte Walther den Scout noch rufen, dann war er allein mit sich und seinem Pferd. Jetzt, da er sein Ziel direkt vor Augen hatte, trieben ihn die Ungeduld und die Angst zu erfahren, was mit seiner Frau und seinem Sohn geschehen war.
    Der Hengst war erschöpft und prustete unwillig. Dann aber erkannte er die gewohnte Umgebung und lief weiter, bis Dächer vor ihnen auftauchten. Hatte Walther bisher befürchtet, sein Haus könnte niedergebrannt worden sein, so atmete er beim Anblick der unversehrten Gebäude auf. Aus dem gemauerten Kamin des Haupthauses stieg eine leichte Rauchfahne und verriet ihm, dass jemand dort war.
    Auf dem Hof angekommen,

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