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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sprang er aus dem Sattel und ließ den Hengst frei laufen. Mit der Büchse in der Hand trat er auf die Tür zu. Diese wurde mit einem Mal aufgerissen, und Nizhoni stand vor ihm. Sie hielt eine Flinte in der Hand, ließ diese jedoch sinken, als sie ihn erkannte.
    Noch während sie traurig den Kopf senkte und überlegte, wie sie Walther den Tod Giselas erklären sollte, drängte Josef sich an ihr vorbei und lief auf seinen Vater zu.
    »Papa, da bist du ja wieder!«
    Walther legte die Büchse ab und schloss seinen Sohn in die Arme. »Josef, Gott sei Dank habe ich dich wieder!«
    Dann suchte sein Blick Nizhoni. »Was ist mit meiner Frau?«
    »Sie starb bei der Geburt ihres Kindes«, sagte Nizhoni mit schwankender Stimme. »Sie war nicht gesund und hätte nicht mehr schwanger werden dürfen. Aber sie wollte das Kind so sehr, dass sie seinetwegen ihr Leben opferte.«
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie wagte es nicht, Walther anzusehen.
    »Aber das hätte sie mir sagen sollen«, flüsterte er erschüttert.
    »Es war ihr freier Wille! Sie wusste, dass sie bald sterben würde. Mir hat sie immer wieder gesagt, es würde ihr so ergehen wie einem Mann aus ihrer Heimat, der ebenfalls in diesem kalten, schrecklichen Land gewesen war und hinterher nie mehr gesund geworden ist.«
    »Damit hat sie unseren Freund Holger Stoppel gemeint«, sagte Walther leise. »Ihm hat dieser verfluchte Feldzug nach Russland die Kraft geraubt, und er starb viel zu früh.«
    »Genau wie Gisela! Sie war eine große Frau.« Nizhoni lächelte nun unter Tränen und fasste Walthers Hand.
    »Willst du ihr letztes Geschenk an dich nicht ansehen? Josef und ich haben uns sehr viel Mühe damit gegeben, das Kind am Leben zu erhalten. Hätte Josef nicht die Ziege gefunden, wäre es uns wohl nicht gelungen. Auch bekamen wir Hilfe von einer Kohani-Frau, die dem Kleinen fünf Tage lang die Brust gegeben hat. Ich habe ihrem Mann dafür die alte Flinte geschenkt und hoffe, du bist mir deswegen nicht böse.«
    Als Walther das hörte, überlief es ihn heiß und kalt. Beinahe hätte er diese Indianer niedergeschossen, weil er vermutet hatte, Gisela und Nizhoni wären von ihnen wegen der Flinte ermordet worden. Daher dankte er Gott in einem stillen Gebet dafür, dass er ihn vor einem schlimmen Fehler bewahrt hatte, nickte Nizhoni zu und befahl ihr: »Zeig mir das Kind!«
    »Ich habe noch etwas für dich!«, sagte Nizhoni und zog die Ledertasche mit den Papieren, die Gisela ihr anvertraut hatte, unter ihrem Kleid hervor.
    Walther warf einen kurzen Blick darauf, doch im Augenblick waren ihm seine Söhne wichtiger als alle Besitzurkunden der Welt.

Neunter Teil Der weiße Stern

1.
    M it dem Sieg am San Jacinto River war die Entscheidung in Texas gefallen. Zwar hielt General Urrea sich noch im Süden des Landes auf, doch er hatte nicht mehr genug Soldaten, um Sam Houstons Armee herausfordern zu können. Außerdem erteilte Antonio López de Santa Ana ihm wie auch General Cos aus der Gefangenschaft heraus den Befehl, sich über den Rio Grande zurückzuziehen.
    Nun konnten die meisten Flüchtlinge auf ihren Besitz zurückkehren. Manche hatten Glück wie Walther und fanden ihre Häuser unversehrt vor, die meisten hingegen standen vor verkohlten Balken und Trümmern und besaßen kein Vieh mehr. Da auch einige von Walthers Nachbarn davon betroffen waren, war er ständig unterwegs, um zu helfen. Es mussten nicht nur Häuser und Schuppen neu errichtet, sondern auch die vorhandenen Vorräte gerecht aufgeteilt werden, damit alle bis zur nächsten Ernte durchkamen.
    Die Frauen seiner direkten Nachbarn blieben auf seiner Farm, bis ihre Heimstätten wieder aufgebaut waren. Als Gertrude, Arlette und die anderen von Giselas Tod erfuhren, kämpften alle mit dem Gefühl, die Freundin im Stich gelassen zu haben, und sie bewunderten Nizhoni. Dieser war es nicht nur gelungen, zusammen mit Josef in der Prärie zu überleben, sondern sie hatte auch das Kleine am Leben erhalten können. Selbst Rachel wagte es nicht, ein böses Wort gegen die Navajo zu sagen, sondern arbeitete still mit.
    In den ersten Tagen hatte Walther zu viel zu tun, als dass er sich um die Frauen oder Nizhoni hätte kümmern können, außerdem machte er sich Sorgen um seine verschollenen Vaqueros. Als er an diesem Morgen zu Thierrys Farm ritt, schlug er einen Bogen und ließ dabei die Grenzen des besiedelten Gebietes ein Stück hinter sich.
    Mit einem Mal zuckte er zusammen. Hatte er da Rindergebrüll gehört? Er

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