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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mutes mit uns aufgebrochen sind, ihr Ziel auch erreichen.«
    Erschrocken schlug der Priester das Kreuz. »Ist es wirklich so schlimm?«
    »Das ist ein wildes Land. Wer es besiedeln will, muss sich den Gefahren stellen, die hier auf ihn lauern. Denken Sie allein an die Giftschlangen! Sie müssen dafür Sorge tragen, dass auch die Frauen und Kinder immer festes Schuhwerk tragen.« Damit ließ Walther den Iren stehen und ging weiter zu den Sizilianern. Deren Patron aß gerade ein Stück Wurst und ließ sich dabei nicht stören.
    Dafür eilte Tonino Scharezzani herbei. »Sind Sie sicher, dass dies der richtige Weg ist? Ich sehe keine Straße.«
    »Es gibt auch keine. Schauen Sie dorthin! Da sind die Wagenspuren früherer Siedlungszüge zu erkennen. Außerdem sind wir noch keine fünf Meilen von San Felipe de Guzmán entfernt. Auf dieser Strecke können wir uns wohl kaum verirren. Und jetzt sagen Sie Ihren Leuten, dass wir in einer halben Stunde aufbrechen.«
    Während Walther weiterging, fragte er sich, ob er und die anderen Überlebenden der
Loire
auch so widerspenstig gewesen waren. Angst vor dem Unbekannten hatten sie gewiss gehabt und ihren Führern Löcher in den Bauch gefragt. Ihre Zahl war jedoch geringer gewesen als dieser Siedlerzug, der mehr als zweihundert Männer, Frauen und Kinder umfasste. Zudem waren sie froh und dankbar gewesen, nach dem Schiffbruch der
Loire
überhaupt lebend an Land gekommen zu sein, und hatten Gamuzanas Angebot als ein Geschenk des Himmels angesehen.
    Die polnische Gruppe war ebenfalls beim Essen. Krzesimir Tobolinski bot ihm ein Stück stark nach Knoblauch schmeckender Wurst an. Walther musste an ihre Überfahrt auf der
Loire
denken, auf der ihnen die Matrosen für ein ähnliches Stück mehrere Francs abverlangt hatten, obwohl die Würste aus ihren eigenen Vorräten stammten. Er schüttelte diese Erinnerung rasch wieder ab und aß hungrig. Danach zog er seine Uhr aus der Tasche.
    »In zehn Minuten geht es weiter! Also beeilen Sie sich«, erklärte er Tobolinski.
    »Ist es wirklich nötig, so zu hetzen?«, fragte dieser verwundert.
    »Wir können uns auch Zeit lassen. Das heißt aber, dass Sie Ihr mitgebrachtes Saatgut nicht rechtzeitig in den Boden bringen. Dass die mexikanische Regierung Ihnen Lebensmittel für ein weiteres Jahr zukommen lässt, bezweifle ich.«
    Walther wäre gerne höflicher mit den Leuten umgegangen, doch eine solche Gruppe konnte nur mit fester Hand geführt werden. Auf die Minute schwang er sich auf sein Pferd und winkte den beiden Knechten, mit den eigenen Wagen loszufahren. Danach ritt er zu den Polen.
    »Was ist? Ihr solltet längst fertig sein.«
    »Dieses Gesindel hält alles auf«, rief einer der Iren von hinten. Zum Glück verstand keiner der Polen sein schwerfälliges Englisch.
    Tobolinski steckte das letzte Stück Wurst in den Mund, klappte sein Messer zu und stieg auf den Bock. Von seinen Leuten mussten einige den anfahrenden Wagen nachlaufen und hochklettern.
    »Das macht ihr kein zweites Mal mehr!«, schalt Walther sie. »Wenn einer von euch abrutscht und unter die Räder gerät, ist er tot oder schwer verletzt. Hier in der Wildnis heißt Letzteres, dass er kurz darauf tot sein wird.«
    Tobolinski erschrak und rief seinen Leuten etwas in seiner Sprache zu, das ziemlich zornig klang.
    Nach den Polen setzten sich die Sizilianer in Bewegung. Walther wollte schon an ihnen vorbeireiten, als er hinter einem Gebüsch einen kleinen, etwa fünf Jahre alten Jungen auftauchen sah, der barfuß hinter den Wagen herlief. Er ritt zu ihm hin, hob ihn auf und brachte ihn zu Scharezzanis Wagen.
    »Das nächste Mal gebt gefälligst acht, dass ihr vollzählig seid! Verstanden?«
    »
Si,
Signore«, sagte der Sizilianer und nahm den Jungen entgegen.
    »Und noch etwas! Beim nächsten Halt helft ihr den Polen und Iren und diese euch!«, fuhr Walther fort. »Ihr werdet in diesem Land Nachbarn sein und müsst zusammenhalten, sei es gegen Indianer, Landräuber oder all die anderen Gefahren, die hier lauern.«
    Scharezzani nickte, ohne wirklich zu verstehen, was Walther meinte.
    Dieser hatte spätestens jetzt begriffen, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor ihm lag, wenn er die Siedler so weit bringen wollte, dass sie einander ungeachtet ihrer Herkunft beistanden.
    Während sie weiterzogen, unterhielt er sich während der raren Rastpausen mit Tobolinski, Father Patrick und Scharezzani, um mehr über die Neusiedler zu erfahren. Ohne Ausnahme waren sie von Gamuzanas Werbern

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