Der weite Himmel: Roman (German Edition)
als Shelly sich zu ihr gesellte. »Du und Ben, na so was! Ich hatte ja keine Ahnung. Der Mann versteht es wirklich, ein Geheimnis zu bewahren.« Beim Sprechen bugsierte sie Willa nachdrücklich in eine Ecke, um dort weiter auf sie einzureden. »Wann hat das denn angefangen? Was geht zwischen euch vor?«
»Es hat überhaupt nichts angefangen, und zwischen uns geht auch nichts vor.« Willas Temperament drohte überzuschäumen, sie spürte förmlich, wie die Wut auch physisch von ihr Besitz ergriff. »Dieser Hundesohn! Ein Brandzeichen! Er sagte, er hätte mir sein Brandzeichen aufgedrückt.«
»Tatsächlich?« Shelly, eine unverbesserliche Romantikerin, legte eine Hand auf ihr Herz. »Wie herrlich. Zack hat noch nie etwas in dieser Art zu mir gesagt.«
»Vermutlich ist das der Grund, warum er noch unter uns weilt.«
»Machst du Witze? Ich wäre hin und weg.« Shelly brach in
schallendes Gelächter aus, als sie Willas verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte. »Ehrlich, Will, Machogehabe kann in kleinen Dosen durchaus anziehend wirken. Ich verspüre immer so ein Kribbeln im Bauch, wenn Zack seine Muskeln spielen läßt.«
Willa sah Shelly fest in die Augen. »Wieviel hast du eigentlich schon getrunken?«
»Ich bin weder betrunken noch zu Scherzen aufgelegt. Manchmal hebt er mich auch einfach so hoch und wirft mich über seine Schulter; vielleicht nicht ganz so spontan, wie er es mit dem Baby macht, aber ich sag’ dir, es wirkt.«
»Auf dich mag so ein Benehmen ja wirken. Ich für meinen Teil kann zudringliche Männer nicht leiden.«
»O ja, das weiß ich. Und ich fand es furchtbar, daß alle anderen nur untätig herumstanden, während du ganz allein Bens Zudringlichkeiten abwehren mußtest.« Shelly zog die Worte genüßlich in die Länge, tauchte den Zeigefinger in ihren Wein und leckte ihn dann ab. »Jeder der Anwesenden konnte doch sehen, wie sehr du es verabscheut hast, bis zur Besinnungslosigkeit geküßt zu werden.«
Willa suchte verzweifelt nach einer geistreichen, bissigen Antwort. »Halt die Klappe, Shelly«, war alles, was ihr einfiel. Dann stolzierte sie so würdevoll wie möglich davon.
»Unsere Cowboyprinzessin scheint auf hundertachtzig zu sein«, kommentierte Tess.
»Ben tut nichts lieber, als sie zu ärgern.«
Tess hob eine Augenbraue und sah Nate spöttisch an. »Mir fällt da auf Anhieb etwas ein, was er mit Sicherheit noch viel lieber mit ihr tun würde.«
»Sieht so aus. Und da wir gerade beim Thema sind …« Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr einen Vorschlag ins Ohr, bei dem ihr Blutdruck in die Höhe schnellte. »Ich muß schon sagen, Herr Anwalt, Ihre Ausdrucksweise läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.«
»Wir könnten uns davonschleichen, zu mir fahren und das neue Jahr in etwas … privaterer Atmosphäre begrüßen. Niemand wird uns vermissen.«
»Hmm.« Sie drehte sich um, so daß er ihre Brüste spüren konnte. »Zu weit weg. Oben, in meinem Zimmer. In fünf Minuten.«
Seine Augen weiteten sich. »Hier? Mit all den Leute im Haus?«
»Ich habe ein schönes, festes Schloß an der Tür. Oben an der Treppe nach links, dann wieder rechts, die dritte Tür ist meine.« Mit den Fingerspitzen fuhr sie an seiner Kinnlinie entlang. »Ich warte auf dich.«
»Tess, ich glaube …«
Doch sie war schon auf dem Weg, nicht ohne ihm über die Schulter hinweg noch einen lockenden Blick zuzuwerfen. Nate hätte schwören können, daß er spürte, wie ein paar Gehirnzellen abstarben. Er lief ihr zwei Schritte hinterher, dann blieb er stehen und bemühte sich, vernünftig zu bleiben.
Ach, zum Teufel damit! Seit dem Tag, an dem sie ihn in seinem Büro verführt hatte, zweifelte er ohnehin an seiner Fähigkeit, vernünftig zu denken. Es störte ihn auch nicht, daß er im Begriff war, sich in sie zu verlieben, während sie ihn immer noch als flüchtiges Abenteuer betrachtete. Sie hatten sich gesucht und gefunden, auch wenn sie noch nicht bereit war, über eine feste Beziehung nachzudenken. Bei ihm hatte es jedenfalls gefunkt.
So diskret wie möglich schnappte er sich eine Flasche Champagner und zwei Gläser, aber er kam nicht weiter als bis zum Fuß der Treppe.
»Kleine Privatparty?« fragte Ben überfreundlich, dann begann er zu schmunzeln, als er Nates Verlegenheit sah. »Gib Tess zum Jahreswechsel einen Kuß von mir.«
»Such dir eine eigene Frau.«
»Genau das habe ich vor.«
Aber er ließ sich Zeit damit, sie in der Menge ausfindig zu machen und in die Enge zu
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