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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in den großen Raum.
    Sie hatten gerade die Grundauswahl getroffen und den CD-Player mit einigen silbernen Scheiben gefüttert, als die ersten Scheinwerferlichter auftauchten.
    »Der Mitternachtstanz gehört mir«, sagte er leise.
    »Natürlich. Ich bin ein bißchen nervös«, gestand sie mit einem verlegenen Lächeln. »Bleib in meiner Nähe, ja?«
    »Solange du mich brauchst.« Adam schaute auf, als Tess
und Willa, sich gegenseitig böse anfunkelnd, die Treppe hinunterkamen. Da es von ihm erwartet wurde und weil es seine ehrliche Meinung war, ließ Adam einen anerkennenden Pfiff hören. Tess zwinkerte ihm zu, Willa verzog das Gesicht.
    »Ich brauche einen Drink, und zwar so schnell wie möglich«, meinte Willa wütend, als sie zur Tür ging und die ersten Gäste begrüßte.
     
    Innerhalb einer Stunde war das Haus voller Menschen. Stimmen schwirrten durcheinander, und die verschiedenartigsten Gerüche erfüllten die Luft. Anscheinend hatte die gesamte Nachbarschaft nichts Besseres zu tun, als eine Silvesterparty zu besuchen, jede Menge Champagner zu trinken, politische oder religiöse Fragen zu erörtern oder über Bekannte und Freunde herzuziehen.
    Willa fand einmal mehr ihre schlechte Meinung von Gesellschaften dieser Art bestätigt, als sich Bethanne Mosebly zu ihr durchschlängelte und sie über den Mord auszuhorchen begann.
    »Wir waren alle wie vor den Kopf gestoßen, als wir erfuhren, was dem armen John Barker zugestoßen ist.« Zwischen den Sätzen führte sich Bethanne mit solcher Inbrunst Champagner zu Gemüte, daß Willa versucht war, ihr einen Strohhalm anzubieten. »Das muß ja ein furchtbarer Schock für dich gewesen sein.«
    Obwohl Willa den Namen John Barker nicht sofort mit Pickles in Verbindung brachte, verrieten ihr Bethannes vor freudiger Erregung funkelnde Augen, um wen es sich handeln mußte. »Es ist eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal wiederholen möchte. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muß noch …«
    Weiter kam sie nicht, da Bethanne ihren Arm festhielt. »Es heißt, er wurde regelrecht in Stücke geschnitten.« Hastig trank sie einen weiteren Schluck. Ihre Lippen glänzten feucht. »Er soll kaum noch zu erkennen gewesen sein.« Die langen Spinnenfinger krallten sich fester in Willas Arm. »Hat man ihn wirklich skalpiert?«
    Mehr noch als das grausame Bild, das ihr plötzlich wieder
glasklar vor Augen stand, verursachte ihr die Schadenfreude in Bethannes Stimme Übelkeit. Obwohl Willa wußte, daß die Frau abgesehen von ihrer übermäßigen Klatschsucht vollkommen harmlos war, lief ihr eine Gänsehaut über den Rükken.
    »Er ist brutal ermordet worden, Bethanne. Zu schade, daß ich meine Videokamera nicht dabeihatte, sonst hätte ich dir jetzt eine Privatvorführung gegeben.«
    Der offenkundige Sarkasmus verfehlte seine Wirkung. Bethanne rückte noch ein Stück näher, was Willa äußerst unangenehm war. Die Frau schien von diesem tragischen Vorfall besessen zu sein. »Jeder könnte es getan haben, wirklich jeder. Man muß ja fürchten, nachts in seinem eigenen Bett umgebracht zu werden. Gerade sagte ich noch zu Bob, daß ich an gar nichts anderes mehr denken kann. Und ich mache mir ja solche Sorgen um dich.«
    Willa verzog die Lippen zu einem dünnen Lächeln. »Nun, da ich das weiß, werde ich sicherlich ruhiger schlafen. Dein Glas ist leer, Bethanne. Zur Bar geht es da entlang.«
    Sie nutzte die Gelegenheit, weiteren Aushorchmanövern zu entgehen, wandte sich ab und bahnte sich rasch einen Weg durch die Menge. Wenn sie nicht sofort frische Luft bekam, würde sie noch ersticken. Wie konnte man in einem Raum atmen, in dem so viele Leute unablässig Sauerstoff verbrauchten?
    Willa kämpfte sich entschlossen bis zur Tür durch, riß sie auf – und stand Ben gegenüber.
    Er starrte sie dermaßen ungläubig an, daß sie begann, verlegen an ihrem Kleid herumzuzupfen. Doch nachdem die erste Schrecksekunde überwunden war, schob sie ihn einfach beiseite und lehnte sich gegen das Verandageländer. Sie fröstelte leicht, empfand jedoch die frische, unverbrauchte Luft als wohltuend.
    Als Ben ihr die Hände auf die Schultern legte und sie zu sich herumdrehte, knirschte sie mit den Zähnen. »Die Party findet drinnen statt.«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, daß ich nicht träume.«
    Nein, stellte er fest, er sah keine Fata Morgana. Ihre kühle,
bloße Haut zitterte leicht unter seinen Händen, und die riesigen Rehaugen schimmerten noch dunkler als sonst. Das leuchtendblaue,

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