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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gegeben.
    Willa hatte beide ins Haus geschickt und alle anderen, die sich auf die Veranda drängten, um ebenfalls das Geschehen zu verfolgen und wilde Spekulationen auszutauschen, scharf aufgefordert, auch wieder hineinzugehen. Sie wollte später über diese Frau nachdenken, diese Frau mit der bläulichen Haut und dem fehlenden Haar, die tot am Fuße ihrer Verandatreppe lag.
    Sie würde später über all das nachdenken.
    »Bess hat bereits die Polizei verständigt.« Adam legte ihr eine Hand auf den Arm und wartete, bis sie ihn ansah. Das Stimmengewirr um sie herum schwoll beängstigend an. »Es ist besser, wenn ich zu Ben nach draußen gehe und … und bei ihr bleibe, bis die Polizei eintrifft. Kommst du allein zurecht?«
    »Ja.« Erleichtert blickte Willa auf, als sie Nate hastig die Treppe herunterkommen sah. »Ja, geh nur. Du auch«, sagte sie zu Nate. »Bitte, geh nach draußen zu Ben und Adam. Wir … da ist schon wieder etwas passiert.«
    Sie wandte sich ab und suchte das Wohnzimmer auf, wo Stu McKinnon bereits die Musik abgestellt hatte und mit seiner durchdringenden Stentorstimme beruhigend auf die anderen Gäste einsprach. Willa blieb einen Moment lang still stehen, dankbar dafür, daß er ihr einen Teil der Verantwortung abnahm, und starrte auf das Porträt ihres Vaters über dem Kamin. Dessen kalte blaue Augen schienen sie streng und unerbittlich zu fixieren, sie zu verdammen.
    Barfuß, den Reißverschluß ihres Kleides nicht ganz geschlossen, stürmte Tess die Treppe herunter, und im selben Augenblick kam Lily in die Halle gerannt. »Was ist los? Ich habe Schreie gehört.«
    »Wieder ein Mord.« Lily umklammerte Tess’ Hand. »Ich
habe die Leiche nicht gesehen, Adam wollte nicht zulassen, daß ich hinausgehe. Doch diesmal handelt es sich um eine Frau. Anscheinend weiß niemand, wer sie ist. Sie liegt einfach so da, direkt vor dem Haus.«
    »Großer Gott!« Tess preßte ihre Hand vor den Mund und rang um Beherrschung. »Frohes neues Jahr, kann ich da nur sagen.« Sie holte ein paarmal tief Luft. »Na, dann wollen wir mal der Dinge harren, die da kommen werden.«
    Beide traten an Willas Seite, als ob sie sie beschützen wollten. Keiner von ihnen wurde bewußt, daß sie einander an den Händen hielten.
    »Ich kenne sie nicht«, stieß Willa hervor. »Ich kenne sie noch nicht einmal.«
    »Denk jetzt nicht daran.« Tess drückte ihrer Schwester tröstend die Hand. »Wir stehen die Sache schon durch.«
     
    Stunden später, als die Morgendämmerung bereits hereinbrach, spürte Willa, daß jemand ihre Schulter berührte. Irgendwann mußte sie vor dem Kaminfeuer eingeschlafen sein. Unwirsch versuchte sie sich loszumachen, als Ben sie hochheben wollte.
    »Ich bringe dich nach oben. Du gehörst ins Bett.«
    »Nein.« Willa richtete sich unsicher auf. Vor ihren Augen schien ein Schleier zu liegen, ihr Körper fühlte sich seltsam schwerelos an, doch ihr Herz hämmerte wieder schmerzhaft. »Nein, ich kann unmöglich …« Benommen blickte sie sich im Zimmer um. Überall standen die Überbleibsel der Party; Gläser, Teller mit Essensresten, überquellende Aschenbecher, leere Bierflaschen. »Wo sind … ?«
    »Sie sind alle fort. Die letzten Polizisten haben vor zehn Minuten das Haus verlassen.«
    »Sie wollten doch noch einmal mit mir sprechen.«
    Sie noch einmal in die Bibliothek beordern, verhören, sie wieder und wieder den Ablauf des Abends abspulen lassen, bis hin zu dem Moment, wo sie nach draußen gestürzt war und dort zwei völlig verstörte Teenager und eine tote Frau mit bläulich verfärbter Haut vorgefunden hatte, dachte sie dumpf. Bens Stimme drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr.
    »Was?« Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht.
    »Ich habe ihnen gesagt, daß sie später mit dir reden können, aber nicht jetzt.«
    »Oh. Kaffee? Ist noch etwas Kaffee übrig?«
    Ben hatte sie bereits voller Sorge betrachtet, als er sie zusammengerollt in dem Sessel vorgefunden hatte. Ihr blasses Gesicht stand in auffälligem Gegensatz zu den dunklen Schatten unter ihren Augen. Er wußte, daß sie im Moment nur schiere Willenskraft auf den Beinen hielt, und dagegen gab es ein einfaches Mittel. Er nahm sie in die Arme und hob sie hoch.
    »Du gehst jetzt ins Bett, und zwar sofort.«
    »Kann nicht. Ich muß … noch soviel erledigen.« Sie wußte, daß sie sich um ein gutes Dutzend verschiedener Dinge zu kümmern hatte, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren. »Wo … wo sind meine

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