Der weite Himmel: Roman (German Edition)
wandte sich ab und schaute zum Himmel. »Vielleicht hat sich diese Wandlung ja auch schon lange vorher angekündigt.«
»Gut, ich weiß Bescheid.« Willa war dankbar dafür, daß er ihr den Rücken zukehrte. So konnte er nicht sehen, daß sie sich auf die Lippen beißen mußte, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Ich verstehe dich, und ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast. Es besteht kein Anlaß, es uns beiden noch schwerer zu machen.«
»Schwer? Himmel, das trifft noch nicht einmal annähernd den Punkt.« Ben schob die Hände in die Hosentaschen und betrachtete nachdenklich den langen Zaun. Mehr trennte sie nicht voneinander, nur eine dünne Stacheldrahtgrenze. »Du bist mir fast mein gesamtes Leben lang im Weg gewesen und hast mir nichts als Ärger bereitet.«
»Du befindest dich auf meinem Land«, gab sie tief getroffen zurück. »Wer ist hier wem im Weg?«
»Ich denke, ich kenne dich besser als sonst irgend jemand«, fuhr er fort, ohne auf ihren Einwurf zu achten. »Auch deine Fehler sind mir wohlbekannt, und davon hast du wahrlich mehr als genug. Du bist hitzköpfig, stur wie ein Maulesel und bringst deine Mitmenschen mit schöner Regelmäßigkeit zur Verzweiflung. Du verfügst zwar über eine nicht unbeträchtliche Intelligenz, aber dein aufbrausendes Temperament steht dir im Weg. Wenn man aber die Schwächen kennt, ist der Kampf schon halb gewonnen.«
Willa versetzte ihm einen heftigen Fußtritt, der ihn nach hinten gegen sein Pferd taumeln ließ. Er hob den Hut auf, den sie ihm vom Kopf gestoßen hatte, bürstete ihn ab und drehte sich zu ihr um. »Dafür könnte ich dir jetzt eine kleine Lektion erteilen, aber ein Ringkampf würde vermutlich anders enden, als du es dir vorstellst.«
»Versuch es nur!«
»Und weißt du, was das schlimmste ist?« Er deutete mit dem Zeigefinger auf sie. »Dieser aufsässige Gesichtsausdruck,
den du jetzt gerade wieder aufgesetzt hast. Wenn ich so darüber nachdenke, dann war er es, der den Ausschlag gegeben hat.«
»Den Ausschlag wozu?«
»Daß ich mich in dich verliebt habe.«
Vor Schreck ließ sie den Hammer fallen, den sie in die Hand genommen hatte, um ihm damit zu drohen. »Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden, du hast nämlich Ohren wie ein Luchs.« Er kratzte sich am Kinn und rückte dann seinen Hut zurecht. »Ich fürchte, du wirst mich heiraten müssen, Willa. Ich sehe keinen anderen Ausweg, und glaub mir, ich habe mir lange darüber den Kopf zerbrochen.«
»Tatsächlich?« Sie bückte sich, hob den Hammer wieder auf und schlug damit gegen ihre Handfläche. »Hast du das?«
»Ja.« Grinsend behielt er den Hammer im Auge. Er hielt es für unwahrscheinlich, daß sie von ihm Gebrauch machen würde. Sollte sie jedoch den Versuch machen, so konnte er schnell genug ausweichen, um einer Gehirnerschütterung zu entgehen. »Wenn es eine andere Lösung geben würde, hätte ich sie gefunden. Weißt du …« Er kam langsam auf sie zu und umkreiste sie lauernd. »Anfangs habe ich mir eingebildet, ich wollte dich nur, weil du anders bist als die anderen. Dann, als ich mein Ziel erreicht hatte, dachte ich, ich könnte nicht von dir lassen, weil ich keine Ahnung hatte, wie lange ich dich würde halten können.«
»Komm nur näher«, warnte sie kühl, »wenn du eine Beule in deinem Dickschädel haben willst.«
Er kam näher. »Und irgendwann einmal stellte ich mir die Frage, warum keine andere Frau in mir so widersprüchliche Gefühle geweckt hat wie du. Warum ich dich bereits fünf Minuten, nachdem du zur Tür hinausgegangen warst, schon vermißte. Als du in Gefahr warst, da habe ich beinahe den Verstand verloren. Nun, da ich dich heil zurückbekommen habe, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dich zu heiraten.«
»Ist das deine Vorstellung von einem gelungenen Heiratsantrag?«
»Du hast noch keinen besseren erhalten. Und wenn du dich nicht ganz stark änderst, wirst du auch kein besseres Angebot bekommen.« Ben paßte den richtigen Augenblick ab, entriß ihr den Hammer und schleuderte ihn über den Zaun. »Ablehnung wird nicht geduldet, Will. Ich bin fest entschlossen, kein Nein hinzunehmen.«
»Ich lehne trotzdem ab.« Willa verschränkte herausfordernd die Arme. »Bis ich etwas Besseres höre.«
Er seufzte schwer, da er schon befürchtet hatte, daß es so kommen würde. »Also gut, wenn es sein muß. Ich liebe dich. Ich möchte, daß du meine Frau wirst. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Reicht
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