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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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überschlug sich fast vor Diensteifer. Er zitierte unverzüglich einen Pagen herbei, dem er auftrug, sich um das Gepäck zu kümmern und den Damen den Weg zu ihrem Bungalow zu zeigen, der versteckt hinter einer Reihe von Kiefern auf einem kleinen Hügel lag.
    Der Anblick des Bungalows verschlug Lily dann endgültig die Sprache. Das riesige Panoramafenster im Wohnzimmer bot einen atemberaubenden Blick auf die Berglandschaft und den geschickt in die Felsen integrierten Außenpool. Im Kamin flackerte bereits ein Feuer, frisch geschnittene Blumen in Steingutvasen schmückten den Raum. Die riesige, weiche Sitzgarnitur aus braunem Leder, die durch Kissen in leuchtendbunten Farben aufgelockert wurde, lud dazu ein, es sich vor dem Fernseher bequem zu machen. Auch ein Videorecorder und eine Stereoanlage waren vorhanden.
    An die elegante kleine Kitchenette schloß sich eine Eßecke aus dunklem Holz an.
    »Herrje«, wiederholte Lily, diesmal allerdings leise, als
der Page sie in das Schlafzimmer führte, dessen Glastüren auf eine große Terrasse hinausgingen. Zwei Doppelbetten mit dicken Kissen und zurückgeschlagenen Steppdecken füllten den Raum. Dahinter lag das Bad, das Lily nur flüchtig betrachten konnte. Dennoch bemerkte sie ein elfenbeinfarbenes Doppelwaschbecken, eine außergewöhnlich große Badewanne sowie eine separate Duschkabine, die von gläsernen Wänden umgeben war. Außerdem war das Bad noch mit einem Bidet ausgestattet.
    Einem Bidet. Nicht zu glauben.
    Leicht benommen hörte sie zu, wie Tess dem Pagen Anweisungen erteilte. »Die Taschen bitte hier hinein. Und ihr Gepäck … sie warf Willa einen stahlharten Blick zu, »bringen Sie bitte in das andere Schlafzimmer. Es macht dir hoffentlich nichts aus, das Zimmer mit mir zu teilen, Lily.«
    »Was? Nein, natürlich nicht, ich …«
    »Wunderbar. Dann richte dich schon mal häuslich ein. In einer Stunde beginnt die erste Anwendung.«
    »Anwendung? Ich weiß nicht …«
    »Keine Sorge«, meinte Tess, als sie hinter dem Pagen aus dem Zimmer eilte, »ich hab’ mich schon um alles gekümmert. Es wird dir gefallen.«
    Mit butterweichen Knien ließ sich Lily auf die Bettkante sinken und fragte sich, ob sie zufällig in eine Märchenwelt geraten war.
     
    »Was ist denn mit Ihrem Auge passiert?«
    Die Kosmetikerin, Beraterin oder wie auch immer sie sich nennen mochte, studierte mitleidig Willas Veilchen. Diese aber rührte sich nicht. Es war ein schwieriges Unterfangen, die Schultern zu zucken, denn sie lag splitterfasernackt auf einem gepolsterten Tisch in einem kleinen, von dämmrigem Licht erfüllten Raum.
    »Hab’ nicht aufgepaßt, wo ich hinlaufe.«
    »Hmm. Nun, wir werden sehen, was sich da machen läßt. Entspannen Sie sich«, wies sie Willa an und begann, sie in etwas Warmes, Feuchtes einzuhüllen. »Ist dies Ihr erster Besuch im Mountain King Spa? «
    »Ja.« Und der letzte, schwor sie sich.
    Ein unerwarteter Anfall von Klaustrophobie überfiel sie, als sie in Tücher eingepackt wurde. Sie spürte, wie ihr Herz zu rasen begann und ihr Atem schneller wurde. Energisch versuchte sie, sich von ihren Fesseln zu befreien.
    »Ganz ruhig. Entspannen Sie sich, und atmen Sie ganz tief durch.« Eine schwere, warme Decke wurde über sie gebreitet. »Viele unserer Gäste reagieren so wie Sie auf eine Kräuterpackung. Sie verursacht ihnen Unbehagen. Es geht vorbei, wenn Sie abschalten und die Gedanken einfach wandern lassen. So, diese Wattebäusche sind mit einer speziellen Flüssigkeit getränkt, die die Schwellung schneller zurückgehen und die Ringe unter Ihren Augen verschwinden läßt. Sie haben offensichtlich in der letzten Zeit nicht genug geschlafen.«
    Na großartig. Nun war sie nicht nur unfähig, ein Glied zu rühren, sondern auch noch blind. Willa fragte sich, ob sie wohl der erste Gast wäre, der sich die mit Kräuteressenzen getränkten Tücher vom Leibe riß und nackt und kreischend aus dem Ladies’ Treatment Center floh.
    Da sie auf diese zweifelhafte Ehre keinen gesteigerten Wert legte, bemühte sie sich nach Kräften, sich zu entspannen. Vermutlich bekam sie nur, was sie verdiente, weil sie während der ganzen Fahrt störrisch geschwiegen hatte. Sie hörte Musik im Hintergrund, die sich als Wassergeplätscher und Vogelgezwitscher herausstellte. Willa atmete tief durch, so wie ihr geraten worden war, und tröstete sich mit dem Gedanken, daß ihr Leiden in gut achtundvierzig Stunden beendet sein würde. Bereits nach fünf Minuten war sie tief und fest

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