Der weite Himmel: Roman (German Edition)
eingeschlafen. Zwanzig Minuten später kam sie benommen wieder zu sich, als die Kosmetikerin ihr etwas ins Ohr flüsterte.
»Hmm? Was? Wo?«
»Wir haben Ihrem Körper alle Giftstoffe entzogen.« Rasch und geschickt entfernte die Frau die einzelnen Lagen. »Achten Sie darauf, möglichst viel zu trinken, aber in den nächsten Stunden bitte nur Wasser. In zehn Minuten müssen Sie zur Gommage. Ich werde Ihnen in den Bademantel helfen.«
Noch etwas benommen ließ sich Willa den Frotteemantel umlegen und schlüpfte in die Plastikslipper, die das Mountain King Spa seinen Gästen zur Verfügung stellte. »Was ist eine Gommage?«
»Sie werden begeistert sein«, versprach die Kosmetikerin.
So fand sich Willa ein wenig später erneut nackt auf einem Tisch wieder, wo eine andere Frau in einem pinkfarbenen Laborkittel auf sie wartete. Als Willa den feuchten Luffaschwamm zum ersten Mal auf ihrer bloßen, mit einer feinkörnigen Creme eingeriebenen Haut spürte, schrie sie leise.
»War ich zu grob? Das tut mir schrecklich leid.«
»Nein, ich habe nur einen Schreck bekommen.«
»Nach der Behandlung wird sich Ihre Haut wie Seide anfühlen, Ma’am.«
In tödlicher Verlegenheit schloß Willa die Augen, als die Frau ihr den Po abrubbelte. »Mit was für einem Zeug haben Sie mich denn da eingeschmiert?«
»Das ist unsere spezielle Peelingcreme, Ma’am, Skin-Nu. All unsere Produkte sind auf rein pflanzlicher Basis hergestellt und in unserem Salon erhältlich. Sie haben wirklich eine wunderbare Haut … aber wo kommen all die blauen Flecken her?«
»Ich habe geholfen, Kälber auf die Welt zu holen.«
»Kälber … ah, ich verstehe, Sie arbeiten auf einer Ranch. Wie aufregend. Ist es ein Familienbetrieb?«
Willa ergab sich in ihr Schicksal und ließ sich schichtweise die Haut vom Körper kratzen. »Jetzt ja.«
Das nächste Mal, als sie Tess zu Gesicht bekam, lag Willa wieder nackt auf dem Rücken, während eine andere Kosmetikerin langsam warmen, zähflüssigen Schlamm auf ihrer Haut verteilte. Tess steckte den Kopf durch die Tür, erfaßte mit einem Blick die Lage und brach in schallendes Gelächter aus.
»Dafür wirst du mir bezahlen, Hollywood.« Himmel, die Frau strich heißen Schlamm über ihre Brüste. Ihre Brüste!
»Irrtum, die Mercy Ranch zahlt schon. Und du hast noch nie hübscher ausgesehen.«
»Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte die Kosmetikerin höflich. »Dies sind Privaträume.«
»Das geht schon in Ordnung, wir sind Schwestern.« Tess lehnte sich gegen den Türrahmen. Sie schien sich in ihrem kurzen weißen Bademantel und den Plastikslippern ausgesprochen wohl zu fühlen. »In fünf Minuten steht bei mir eine Gesichtsmassage auf dem Programm. Ich wollte nur kurz bei dir reinschauen und mich davon überzeugen, daß du noch aufrecht gehen kannst.«
»Seit ich hier bin, hab’ ich nur gelegen!«
»Du mußt unbedingt die Dampfsauna ausprobieren, wenn du zwischen den Behandlungen etwas Zeit hast. Was kommt denn bei dir als nächstes?«
»Keine Ahnung.«
»Ich glaube, Miß Mercy ist ebenfalls für eine Gesichtsbehandlung eingeteilt, die einstündige Biokur.«
»Oh, das ist eine wahre Wonne«, erinnerte sich Tess. »Na, genieß es. Nebenan bekommt Lily gerade eine Ganzkörpermassage. Sie wimmert direkt vor Vergnügen.«
»Sie sind also zusammen mit Ihren Schwestern hier«, bemerkte die Kosmetikerin, nachdem sich die Tür hinter Tess geschlossen hatte.
»So kann man’s nennen.«
Die Kosmetikerin lächelte und rieb Willas Gesicht mit Schlamm ein. »Wie reizend.«
»So kann man’s nennen.«
Willa kehrte erst nach sechs in ihren Bungalow zurück. Ihre Beine fühlten sich so schwach und knochenlos an, daß sie sich wunderte, daß sie ihr Körpergewicht überhaupt noch tragen konnten. Sie hätte am liebsten selbst gewimmert und mußte widerwillig zugeben, daß dies ein Laut purer Wonne gewesen wäre. Ihr Körper fühlte sich so herrlich schwerelos an, daß sich ihre Stimmung sichtlich gebessert hatte.
Vielleicht waren die fünfzehn Minuten, die sie zusammen mit anderen Frauen in der Dampfsauna verbracht hatte, nach der einstündigen Massage doch ein wenig zuviel des Guten gewesen. Sie war wohl ein bißchen leichtsinnig geworden.
»Da bist du ja.« Tess zog gerade den Korken aus einer Flasche Champagner, als Willa das Wohnzimmer betrat. »Lily und ich hatten uns eben entschlossen, nicht mehr länger zu warten.«
»Oh, du siehst wundervoll aus.« Lily, noch immer in ihren Bademantel gehüllt,
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