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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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brach ab, und ihre Augen schwammen in Tränen. »Und ich glaube, ich könnte mit niemandem so offen reden außer mit euch beiden.«
    »Lily …«
    »Nein.« Lily schnitt Tess mit einer Kopfbewegung das Wort ab. »Für mich hat sich alles geändert, mein ganzes Leben. Es begann, als ich euch beide zum ersten Mal traf. Da fing ich an, mich zu verändern. Und trotz all der schrecklichen Dinge, die geschehen sind, bin ich glücklich. Ich habe Adam gefunden, und ich habe euch beide. Ich liebe euch alle so sehr. Entschuldigt mich bitte«, sagte sie, sprang auf und stürzte ins Badezimmer.
    Gerührt und vollkommen außer Fassung gebracht, blieb Willa sitzen. Sie hörte, wie Wasser in das Waschbecken lief. »Sollten wir nicht nach ihr sehen?«
    »Nein.« Tess war selbst den Tränen bedenklich nahe. Sie füllte Willas Glas noch einmal und ließ sich dann neben sie auf die Couch fallen. »Lassen wir sie eine Minute allein.« Nachdenklich wählte sie einen Granny Smith aus dem Obstkorb aus, der auf dem Tisch stand. »Sie hat nämlich recht, weißt du? So schlimm die Situation auch ist, es gibt auch viel Positives, das darf man nicht vergessen.«
    »Möglich.« Willa schaute in ihr Glas, dann hob sie den Blick und sah Tess an. »Schätze, ich bin froh, dich kennengelernt zu haben. Ich muß dich ja nicht unbedingt mögen«, fügte
sie hinzu, bevor das Gespräch allzu sentimental zu werden drohte. »Aber ich bin froh, daß wir uns kennengelernt haben.«
    Lächelnd stieß Tess mit Willa an. »Darauf trinke ich.«

Kapitel 2
    »Wozu soll das bloß gut sein?« fragte Willa, während sie stirnrunzelnd auf ihre Fußnägel sah, die gerade mit pinkfarbenem Nagellack versehen wurden. »Außer mir sieht sie sowieso keiner, und ich interessiere mich nicht sonderlich für meine Fußnägel.«
    »Was nicht zu übersehen war«, gab Tess zurück, sehr zufrieden mit ihrem knallroten Lack. »Bevor Marla Wunder sich ihrer angenommen hat, sahen sie aus, als würdest du sie mit dem Rasenmäher schneiden.«
    »Ach ja?«
    Willa haßte es, zugeben zu müssen, daß sie die Prozedur tatsächlich genoß – vor allem ihre neue Lieblingsbehandlung, die Fußmassage. Sie drehte sich zur anderen Seite der gepolsterten Sitzbank, wo Lily strahlend ihre zur Hälfte lakkierten Fußnägel betrachtete.
    »Glaubst du wirklich, Adam fliegt auf – wie heißt das?« Willa verrenkte sich den Hals, um das Etikett auf dem Fläschchen entziffern zu können. »Calypso Coral?«
    »Das weiß ich nicht. Aber mir gefällt es.« Lächelnd bewunderte sie ihre bereits gefeilten und mit Unterlack behandelten Nägel. »Ich komme mir attraktiv vor und fühle mich wohl in meiner Haut.« Sie schaute zu Tess hinüber. »Und nur das zählt, nicht wahr?«
    »Du hast es erfaßt.« Als ob ein begriffsstutziger Schüler endlich die richtige Antwort gefunden hätte, so freudig schlug Tess die Hände zusammen; wobei sie allerdings sorgfältig darauf achtete, den feuchten Nagellack nicht zu verschmieren. »Wenigstens eine von euch beiden zeigt etwas gesunden Menschenverstand. Eine kluge Frau macht sich
nicht zurecht und kauft schöne Kleider, um einem Mann zu imponieren. Sie tut es in erster Linie für sich, dann für ihre Geschlechtsgenossinnen, die einzige Spezies, die wirklich auf die Details achtet. Erst zu allerletzt putzt sich eine Frau, um bei Männern Eindruck zu schinden, die, wenn sie großes Glück hat, dann auch die Witterung aufnehmen.«
    Kichernd zog Tess die Augenbrauen zusammen und senkte ihre Stimme um eine Oktave. »Ugah! Frau gut aussehen! Gut riechen! Tarzan will Jane!«
    Diese aufschlußreiche Analyse wurde von Willa mit einem Kichern gewürdigt. »Du hältst nicht viel von Männern, was, Hollywood?«
    »Au contraire, du taube Nuß. Ich halte sogar sehr viel von Männern und bin im großen und ganzen der Meinung, daß sie eine interessante Abwechslung vom Alltagstrott darstellen. Nimm Nate.«
    »Mir scheint, das hast du schon längst getan.«
    »Allerdings.« Tess’ Lächeln erinnerte an das einer Katze, die Sahne geschleckt hat. »Nathan Torrence. Anfangs war er mir ein Rätsel. Ein bedächtiger, langsam sprechender Rancher aus Montana mit einem Juradiplom von Yale, der Drum-Tabak, Keats und die Marx Brothers liebt. Eine derartige Mischung ist meiner Meinung nach eine Herausforderung und einmalige Gelegenheit zugleich.«
    Sie hob den fertig behandelten Fuß und betrachtete ihn lange. »Ich gehe selten einer Herausforderung aus dem Weg, und ich nutze jede Gelegenheit,

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