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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Willa auf, daß sie während der letzten vierundzwanzig Stunden im Mountain King Spa all ihre Probleme und ihre Verantwortung vergessen hatte. Diese Erkenntnis
verursachte ihr ein leichtes Unbehagen. Es war allzu einfach, alles hinter sich zu lassen und es zu genießen, einmal nach Herzenslust verwöhnt zu werden.
    Als ob man eine andere Welt betreten würde, dachte sie und verzog kurz das Gesicht, als sie eine Reihe hübsch verpackter Schachteln auf dem Bett ausbreitete. Vielleicht hatte sie deswegen kaum Widerstand geleistet, als Tess und Lily sie drängten, Cremes, Lotionen, Parfüm und Haarpflegemittel zu kaufen. Hunderte von Dollars hatte sie für kosmetische Produkte zum Fenster hinausgeworfen, die sie vermutlich so gut wie nie benutzen würde.
    Am besten schenkte sie Bess den ganzen Kram, zusammen mit der parfümierten Seife und dem Badesalz, das sie für sie gekauft hatte.
    Auf jeden Fall war es ein herrliches Gefühl, endlich wieder Jeans tragen zu können, dachte sie, als sie den Reißverschluß hochzog. Adam hatte ihr erzählt, daß während ihrer Abwesenheit nichts Ungewöhnliches vorgefallen war. Die Männer beruhigten sich langsam wieder, obwohl immer noch rund um die Uhr Wache geschoben wurde. Die Zeit des Kalbens neigte sich ihrem Ende zu, und der Kalender versicherte ihr glaubhaft, daß der Frühling vor der Tür stand.
    Davon war allerdings noch nicht viel zu spüren, als sie mit einem Flanellhemd in der Hand ans Fenster trat. Von Kanada wehte ein eiskalter Wind herüber, aber zum Glück sah der Himmel nicht nach Schnee aus. Doch sie kannte die plötzlichen Wetterumschwünge im März und April und wußte, daß der tatsächliche Frühling noch in weiter Ferne lag. Dabei wartete sie bereits voller Sehnsucht darauf.
    Auch das erstaunte sie. Normalerweise liebte sie jede Jahreszeit gleichermaßen. Sicher, der Winter brachte viel Arbeit mit sich, aber auch lange Ruhephasen für Mensch und Land. Im Frühling erwachte zwar die Natur zu neuem Leben, aber es war zugleich auch die Zeit von Schlamm, Trockenheit oder endlosen Regens, schmerzender Muskeln und müder Knochen. Die Felder mußten bestellt, das Vieh von Weide zu Weide getrieben werden.
    Trotzdem sehnte sie sich danach, endlich wieder die ersten
Pflanzen blühen zu sehen – die Blüten des Goldenzians, die ihre Köpfchen triumphierend aus dem Schlamm reckten, die zarten Farben des Bergrhododendrons, die tief verborgen im Dickicht des Waldes schimmerten, wilde Akelei, die sich an die Felsen klammerten. Sie schüttelte verblüfft den Kopf und wandte sich vom Fenster ab. Seit wann träumte sie denn von Blumen?
    Vermutlich war Tess daran schuld. All das Gerede über Romantik, Liebe und Männer. Da war es eigentlich logisch, daß die Gedanken weiterwanderten, hin zu Frühling, Blumen  – und der Paarungszeit.
    Während sie vor sich hinkicherte, betrachtete sie die Schachteln auf der schlichten Bettdecke. Wenn sie ehrlich war, mußte sie zugeben, daß all diese Dinge im Grunde genommen nichts anderes als kostspielige Lockmittel waren.
    Als sie draußen Schritte hörte, schob sie die Schachteln zusammen und rief laut: »Bess? Hast du einen Augenblick Zeit? Ich habe einige Sachen mitgebracht, die du vielleicht gerne haben möchtest. Warum ich die gekauft habe, weiß der …«
    Sie brach ab, als Ben und nicht Bess das Zimmer betrat.
    »Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen? Kannst du nicht anklopfen?«
    »Hab’ ich doch. Bess hat mich reingelassen.« Seine Augen leuchteten bewundernd auf. »Gut siehst du aus, Willa.«
    Sie war froh, daß sie wenigstens die Jeans übergezogen hatte. Sie war sich allerdings auch der Tatsache bewußt, daß sie obenherum nur mit einem seidenen Unterhemd bekleidet war. Ihre Brustwarzen zeichneten sich verräterisch unter dem dünnen Stoff ab, als sie nach dem Flanellhemd griff, das sie zuvor achtlos beiseite geworfen hatte.
    »Ich bin noch nicht einmal eine Stunde wieder hier«, beschwerte sie sich, während sie das Hemd überzog, »und schon hab’ ich dich am Hals. Ich habe jetzt keine Zeit für ein Schwätzchen und kann auch nicht die Bücher mit dir durchgehen. Immerhin habe ich bereits ein ganzes Wochenende verloren.«
    »Mir scheint nicht, daß das verlorene Zeit war.« Ben war
enttäuscht, als sie das karierte Hemd zuknöpfte, dennoch sah er fasziniert zu, wie rasch und geschickt sich ihre Finger an den Knöpfen zu schaffen machten. Er hätte den Vorgang gerne in umgekehrter Richtung beobachtet.
    »Du siehst

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