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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihrer Meinung nach genauso widerlich wie lebendig.
    »Wir.« Willa wischte sich die Hände an ihren Jeans ab.
»Betrachte es einfach als Frühjahrsputz.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück ins Büro.
    Nun, nachdem der erste Rausch verflogen war, sah sie erst, was sie angerichtet hatte. Überall im Raum lagen Köpfe und ausgestopfte Körper verstreut. Es sah aus wie nach einem Bombenanschlag. Hölzerne Sockel waren umgekippt oder beschädigt worden, und ein einzelnes Glasauge starrte sie von dem kostbaren Teppich her drohend an.
    »O Gott.« Sie holte tief und vernehmlich Atem. »O Gott«, wiederholte sie etwas leiser.
    »Denen hast du’s aber gegeben.« Tess klopfte ihr leicht auf den Rücken. »Sie hatten nicht die geringste Chance gegen dich.«
    »Es ist …« Lily kniff die Lippen zusammen. »Es sieht furchtbar aus, findet ihr nicht? Wirklich furchtbar.« Sie verschluckte sich, drehte sich um und preßte die Lippen noch fester zusammen. »Entschuldigt bitte. Ich weiß, daß das nicht komisch ist. Ich wollte auch nicht lachen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um das erneut aufsteigende Kichern zu unterdrücken. »Aber ich komme mir vor wie in einem Leichenschauhaus für wilde Tiere.«
    »Ein gräßlicher Anblick.« Auch Tess verlor den Rest ihrer mühsam aufrechterhaltenen Selbstbeherrschung und begann haltlos zu lachen. »Gräßlich, morbid und obszön, und – Himmel, Willa, wenn du dich hättest sehen können! Du hast wie eine Furie ausgesehen, die mit einem ausgestopften Bären Tango tanzt.«
    »Ich hasse dieses Viehzeug. Ich hab’s noch nie leiden können.« Jetzt konnte auch sie das Lachen nicht mehr zurückhalten, sie setzte sich auf den Boden und stimmte in das Gelächter mit ein.
    Bald lagen alle drei der Länge nach auf dem Holzfußboden zwischen den körperlosen Tierköpfen und brüllten vor Lachen, bis ihnen die Tränen über die Wangen liefen.
    »Sie fliegen alle raus«, keuchte Willa und hielt sich die schmerzenden Seiten. »Sobald ich wieder aufstehen kann, fliegen sie alle aus dem Haus.«
    »Ich werde sie bestimmt nicht vermissen.« Tess wischte
sich über die Augen. »Aber was, zum Teufel, sollen wir nur mit ihnen anfangen?«
    »Verbrennen, vergraben, verschenken.« Willa hob die Schultern. »Was auch immer.« Sie holte tief Luft und rappelte sich auf. »Los geht’s«, ordnete sie an und wuchtete einen Elchkopf hoch.
    Nach und nach karrten sie die Trophäen aus dem Haus – Elch-, Hirsch-, Schafs- und Bärenköpfe. Dann gab es noch ausgestopfte Vögel, präparierte Fische und eine Reihe von Geweihen. Als der Berg vor der Veranda langsam wuchs, kamen die Männer herübergeschlendert und bildeten ein ebenso fasziniertes wie verwundertes Publikum.
    »Dürften wir fragen, was ihr da macht?« Jim, der sich zum Sprecher der Gruppe aufgeschwungen hatte, trat vor.
    »Frühjahrsputz«, erklärte Willa. »Bittest du Wood gleich mal, ein Loch auszuheben, groß genug, um diesen Biestern ein anständiges Begräbnis zu geben?«
    »Du willst sie einfach so verbuddeln?« Erschrocken sah Jim sie an und drehte sich zu den anderen um, die aufgeregt miteinander flüsterten. Nach ein paar Minuten waren sie offenbar zu einer Entscheidung gelangt, denn Jim räusperte sich. »Vielleicht könnten wir ein paar davon haben, für unsere Unterkünfte und das Gemeinschaftszimmer. Es wär’ doch eine Schande, sie zu vergraben. Hier, der Hirschkopf würde sich über dem Kamin prächtig machen. Und Mr. Mercy war so stolz auf den Bären.«
    »Nehmt euch, was ihr wollt«, erwiderte Willa.
    »Kann ich den Luchs haben, Will?« Billy hockte sich hin, um die Raubkatze zu bewundern. »Das wäre wirklich nett von dir. Er ist ein echtes Prachtstück.«
    »Nehmt euch, was ihr wollt«, wiederholte sie und schüttelte den Kopf, als die Männer zu diskutieren begannen und schließlich auswählten.
    »Da hast du ja was Schönes angerichtet.« Ham kam langsam auf die Gruppe zu, während vier Männer den Bären auf der Ladefläche eines Pritschenwagens verstauten. »Jetzt glotzt mich diese häßliche Kreatur jeden Morgen und jeden Abend an, wenn ich ins Haus komme. Und das, was sie an
den Wänden nicht unterbringen können, werden sie in einem Schuppen verstauen. Merk dir meine Worte.«
    »Besser da als in meinem Haus.« Willa legte den Kopf auf die Seite. »Ich dachte immer, dir gefällt der Bär, Ham. Du warst ja dabei, als Pa ihn erlegt hat.«
    »Ja, ich war dabei. Deswegen muß ich das Vieh noch lange

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