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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bißchen vermißt – nun ja, mehr als nur ein bißchen. Ein seltsames Gefühl. Ich kann
mich nicht erinnern, je zuvor einen Mann vermißt zu haben. Sicher, im Bett hat mir manchmal ein Partner gefehlt, aber das ist etwas anderes.
    Jedenfalls kam es mir so vor, als ob die Rinder gar keinen Treiber nötig hätten; sie sind gleichmütig und ohne großen Protest dahingetrottet, und nur gelegentlich hat eines der Tiere einen klagenden Laut ausgestoßen. Adam behauptet, daß die meisten von ihnen den Weg schon einmal gemacht haben und die Route kennen. Die Neulinge schließen sich ihnen einfach an. Trotzdem machen sie einen beträchtlichen Lärm, und ab und an muß der eine oder andere Ausreißer wieder in die Herde eingereiht werden.
    Ich habe beobachtet, wie Will eines der Rinder mit dem Lasso eingefangen hat, und ich muß sagen, ich war beeindruckt. Die Frau wirkt auf dem Rücken eines Pferdes natürlicher als auf ihren zwei Füßen. Majestätisch, möchte ich sagen, obwohl ich ihr gegenüber nie eine derartige Bemerkung fallenlassen würde. Sie ist ohnehin schon eingebildet genug. Ich stelle immer wieder fest, daß sie über eine angeborene Autorität verfügt, die ihr in ihrer Position sehr zugute kommt. Außerdem arbeitet sie mindestens so hart wie die Männer, was ich auch bewundere. Ich bin aber nicht unbedingt damit einverstanden, daß sie mit ihrer Peitsche in meine Richtung knallt.
    Ich habe den Verdacht, daß wir auf unserem Weg kleine Abstecher zu landschaftlich besonders schönen Ecken gemacht haben. Zweifellos hat Willa Lily und mir zuliebe die Route etwas geändert. So habe ich Elche, Hochwild, Dickhornschafe und riesige, wundervoll aussehende Vögel zu Gesicht bekommen. Einem Bären bin ich allerdings nicht begegnet. Kann nicht behaupten, daß ich das bedaure.
    Lily hat jede Menge Filme verknipst. Sie hat sich so vollständig erholt, daß man fast vergißt, welcher Schrecken hinter ihr liegt. Aber nur fast. Im Zusammenhang mit Lily denke ich immer an eine Waage, die Leid und Glück ausbalanciert. Irgendwie hat Lily eine Möglichkeit gefunden, die Waagschale zum Glück hin pendeln zu lassen. Auch das nötigt mir Bewunderung ab.
    Aber es ist einfach nicht möglich, all das Unheil zu vergessen. Selbst Will ist unter der rauhen, entschlossenen Oberfläche nur noch ein Nervenbündel. Wir freuen uns alle schon auf die Hochzeit und tun unser Bestes, damit kein Schatten mehr darauf fällt. Aber jeder hegt insgeheim trübe Gedanken. Die Luft knistert förmlich vor Spannung.
    Ich komme mit der Überarbeitung meines Drehbuches gut voran. Ira ist sehr angetan von unserem Geschäft – und meinen Fortschritten. Ich nehme an, daß ich, wenn ich im Herbst nach L. A. zurückkehre, mit Einladungen überhäuft werde. Letztendlich habe ich mich dazu durchgerungen, Ira von meinem Buch zu erzählen. Er war überraschenderweise von der Idee begeistert, also habe ich ihm die ersten Kapitel zugeschickt, damit er einen Vorgeschmack vom Endprodukt bekommt. Mal sehen, was daraus wird.
    Im Moment muß ich froh sein, wenn ich überhaupt ein paar Minuten Zeit zum Schreiben finde, so eingespannt bin ich in die Hochzeitsvorbereitungen. Der Empfang rückt näher, und wir tun alle so, als ob Lily keine Ahnung hätte, daß wir ihn vorbereiten. Dabei ist das längst ein offenes Geheimnis.
     
    »Was plant ihr Männer denn für Adams Junggesellenabschiedsparty ?« Tess saß auf dem Zaun und sah zu, wie Nate einen Jährling die Gangarten durchexerzieren ließ.
    »Eine stilvolle Überraschung natürlich.«
    »Aha. Wie viele Stripteasetänzerinnen werden erwartet?«
    »Drei. Das ist die äußerste Grenze.« Nate zog die Zügel an, ließ den Jährling ein paar Schritte rückwärts gehen und trieb ihn dann durch leichten Schenkeldruck an. Das Pferd fiel gehorsam in einen leichten Trab. »So ist’s recht. Braver Junge.«
    Wie gut er aussah, dachte Tess bewundernd, so schlank und geschmeidig, den Hut tief ins Gesicht gezogen, und dann diese langen, schön geformten Hände, die einem Konzertpianisten alle Ehre gemacht hätten.
    Bei seinem Anblick lief ihr buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. »Hab’ ich dir schon einmal gesagt, was für
eine gute Figur du auf einem Pferderücken machst, Herr Anwalt ?«
    »Ein- oder zweimal schon.« Jedesmal wurde ihm warm ums Herz. »Aber sag es ruhig noch mal.«
    »Du siehst gut aus. Wann kann ich dich denn mal im Gerichtssaal erleben?«
    Erstaunt wendete er das Pferd. »Ich wußte gar nicht, daß du dich

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