Der weite Himmel: Roman (German Edition)
dafür interessierst.«
Sie hatte es bis eben selbst nicht gewußt. »Doch, ich würde dich gerne einmal im korrekten Anzug ein Plädoyer halten sehen. Ich schaue dich gerne an, weißt du?«
Nate stieg ab, befestigte die Zügel am Zaun und begann, die Sattelgurte zu lösen. »In den letzten Wochen haben wir ja nicht gerade viel Zeit füreinander gehabt, stimmt’s?«
»Viel Streß. Nur noch zehn Tage bis zur Hochzeit, und Lilys Eltern werden morgen erwartet. Wenn alles vorüber ist, kannst du mich vielleicht einmal in die Stadt mitnehmen, damit ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen kann, wie tapfer du dich vor Gericht schlägst. Danach … könnten wir ja in einem Hotel übernachten und uns ein bißchen amüsieren.« Lockend fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Würde dir das gefallen, Nate?«
»Wird das Spiel nach deinen oder nach meinen Regeln gespielt ?«
»Ganz ohne Regeln.« Lachend sprang sie vom Zaun, warf sich in seine Arme und küßte ihn lange und leidenschaftlich. »Ich habe dich vermißt.«
»Hast du das?« Das war eindeutig ein Fortschritt, mit dem er so schnell nicht gerechnet hatte. »Wie schön.«
Tess schielte zum Haus hinüber, dachte an ein weiches Bett. »Vermutlich können wir nicht mal kurz …«
»Ich fürchte, Maria würde den Schock ihres Lebens bekommen, wenn wir am hellichten Tag … aber du könntest ja bei mir übernachten.«
»Mmm. Ich würd’ ja gerne, aber ich hab’ mich unerlaubt von der Truppe entfernt. Und nach all dem, was passiert ist, möchte ich nicht zu lange ausbleiben.«
Nates Augen veränderten ihren Ausdruck, als er sich umdrehte,
um dem Jährling den Sattel abzunehmen. »Ich wünschte, ich wäre an dem bewußten Abend früher gekommen, dann hätte ich Adam beistehen können.«
»Das hätte auch nichts geändert. Weder Adam noch Will konnten den Gang der Dinge aufhalten, und auch du hättest nichts tun können, selbst wenn du rechtzeitig eingetroffen wärst.«
»Vermutlich nicht.« Trotzdem verursachte ihm der Gedanke an die Ereignisse jener Nacht immer noch Unbehagen. Wie hätte er wohl reagiert, wenn jemand Tess eine Pistole an die Schläfe gesetzt hätte? Da das fröhliche Funkeln aus ihren Augen verschwunden war, schwang er sich aus einem Impuls heraus wieder auf das Pferd. »Komm, reite ein Stück mit mir.«
»Ohne Sattel?« Tess blinzelte ihn ungläubig an, dann trat sie lachend einen Schritt zurück. »Lieber nicht. Ich brauche einen Sattelknauf, an dem ich mich festhalten kann.«
»Angsthase.« Er streckte ihr eine Hand hin. »Na komm schon. Du kannst dich an mir festhalten.«
Mißtrauisch betrachtete Tess das Pferd. »Scheint mir furchtbar groß für einen Jährling.«
»Er ist nur ein Baby und tut, was ihm gesagt wird.« Nate legte den Kopf zur Seite und wartete darauf, daß sie seine Hand ergriff.
»Na gut. Aber ich habe wirklich keine Lust runterzufallen.« Sie klammerte sich an seine Hand und krabbelte ungeschickt hinter ihm auf das Pferd. »Komisches Gefühl«, stellte sie fest, empfand es jedoch als großen Vorteil, sich eng an Nate schmiegen und ihm die Arme um die Taille legen zu können. »Nicht übel. Adam reitet auch oft ohne Sattel. Er sieht dann aus wie ein junger Gott.«
Nate kicherte, schnalzte mit der Zunge und ließ das Tier im Schritt gehen. »So befindet man sich mehr im Einklang mit seinem Pferd.«
Der Kontakt mit dem bloßen Pferderücken löste bei ihr ganz andersgeartete Gefühle aus. Als Nate den Jährling antraben ließ und das Tier dann in einen weichen Galopp fiel, lächelte sie selig vor sich hin. »Das ist großartig. Mehr!«
»Das sagst du immer.« Er ritt einmal im Kreis herum und genoß es, wie sich ihre üppigen, festen Brüste gegen seinen Rücken preßten, doch als sich ihre Hände nach unten tasteten, wurden seine Augen schmal.
»Hab’ ich’s mir doch gedacht«, bemerkte sie zufrieden, als die über die Ausbuchtung seiner Hose strich. »Hast du’s schon mal auf einem Pferderücken probiert?«
»Nö.« Aufreizende Bilder stiegen vor seinem inneren Auge auf – Tess, rücklings gegen den Pferdehals gelehnt, die Beine eng um seine Hüften geschlungen, während sie sich im Rhythmus des Tieres bewegten. »Wenn er plötzlich anfängt zu bocken, dann brechen wir uns das Genick.«
»Das Risiko gehe ich ein. Ich will dich, Nate! Sofort!«
Nate zügelte den Jährling, beruhigte ihn, dann drehte er sich um und zog sie vorsichtig zu sich heran, um sie vor sich auf das Pferd zu setzen, so
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