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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den Scheunen und Koppeln vorbeischlenderte und zu dieser Weide ging. Sie blieb immer am Zaun stehen und schaute den Pferden zu.
    Und sie war immer allein.
    Adam hatte ihr Zeit gelassen. Er ahnte, daß sie die Einsamkeit brauchte, damit ihre Wunden verheilen konnten. Doch nun war er der Meinung, daß ihr ein Freund vielleicht helfen konnte. Also ging er jetzt auf sie zu, wobei er darauf achtete, genügend Lärm zu machen, damit sie nicht erschrak. Als sie sich umdrehte, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, zögernd zwar, aber immerhin ein Lächeln.
    »Es tut mir leid. Ich bin doch hoffentlich nicht im Weg?«
    »Sie sind niemandem im Weg.«
    Da sie sich inzwischen in seiner Gesellschaft relativ sicher fühlte, wandte sie sich wieder den Pferden zu. »Ich liebe es, die Tiere zu beobachten.«
    »Sie können sie sich gleich einmal aus der Nähe ansehen.« Er brauchte den Futtereimer gar nicht, um die Pferde an den Zaun zu locken, sie folgten schon dem Klang seiner Stimme. Jetzt reichte er den Eimer an Lily weiter. »Schütteln Sie den mal.«
    Lily tat, wie ihr geheißen, und stellte entzückt fest, daß sich einige Ohren aufstellten. Langsam trotteten die Pferde auf den Zaun zu. Und ohne zu überlegen, nahm Lily Körner in die Hand und fütterte damit eine hübsche Falbstute.
    »Sie hatten früher schon mit Pferden zu tun, stimmt’s?«
    Bei Adams Worten zog Lily sofort die Hand zurück. »Entschuldigung, ich hätte selbstverständlich vorher fragen müssen.«
    »Schon gut.« Er bedauerte, durch seine Bemerkung das Lächeln von ihrem Gesicht genommen zu haben, jenes warme Licht, das ihre Augen so wunderbar erhellte, deren Farbe irgendwo zwischen Grau und Blau lag. Wie das Wasser eines
Bergsees in der Sonne, dachte er fasziniert. »Na, komm mal her, Molly.«
    Beim Klang ihres Namens tänzelte die Stute am Zaun entlang bis hin zum Tor. Adam ließ sie in den Korral und legte ihr Zaumzeug an.
    Lily, die etwas von ihrer Selbstsicherheit zurückgewonnen hatte, wischte sich Futterkrümel von den Jeans und trat zögernd einen Schritt näher. »Sie heißt Molly?«
    »Ja.« Er hielt den Blick absichtlich auf die Stute gerichtet, um Lily Gelegenheit zu geben, sich zu sammeln.
    »Ein schönes Tier.«
    »Sie ist ein gutes Reitpferd, freundlich und zutraulich. Ihr Gang ist ein bißchen rauh, aber sie gibt sich Mühe, stimmt’s, mein Mädchen? Können Sie auf einem Westernsattel reiten, Lily?«
    »Ich … wie bitte?«
    »Vermutlich haben Sie auf einem englischen gelernt.« Sachte legte Adam die Decke, die er mitgebracht hatte, über Mollys Rücken. »Nate hat englisches Sattelzeug, wenn Sie’s mal probieren möchten. Wir können uns einen Sattel von ihm borgen.«
    Ihre Hände verschränkten sich ineinander, wie immer, wenn sie nervös wurde. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Sie möchten doch gerne einmal reiten, oder nicht?« Er legte Molly einen alten Sattel von Willa auf. »Ich dachte, wir machen einen kleinen Ausflug in die Berge, vielleicht sehen wir ein paar Elche.«
    Lily war zwischen Vorfreude und Furcht hin- und hergerissen. »Ich bin seit – ach, ich weiß nicht mehr wieviel Jahren nicht mehr geritten.«
    »Das verlernt man nicht.« Adam schätzte die Länge ihrer Beine und stellte die Steigbügel dementsprechend ein. »Wenn Sie sich erst einmal hier in der Gegend auskennen, dann können Sie auch alleine ausreiten.« Er drehte sich zu ihr um und bemerkte, daß sie sich ständig nach der Ranch umschaute, als wolle sie sich vergewissern, wieviel Entfernung zwischen ihr und dem Haus lag. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben.«
    Lily glaubte ihm. Das war es, wovor sie sich fürchtete – ihm zu vertrauen. Wie oft hatte sie Jesse geglaubt! Aber das war vorbei. All dies lag hinter ihr, und sie konnte ein neues Leben anfangen, wenn sie nur wollte.
    »Ich würde gerne ein Stückchen reiten, wenn Sie sicher sind, daß niemand etwas dagegen hat.«
    »Wer sollte denn etwas dagegen haben?« Er trat auf sie zu, blieb jedoch stehen, bevor sie wieder vor ihm zurückweichen würde. »Sie müssen sich wegen Willa keine Sorgen machen. Sie hat ein gutes Herz und ist ein sehr großzügiger Mensch. Im Moment hat sie nur furchtbaren Kummer.«
    »Ich weiß, wie sehr sie aus dem Gleichgewicht geraten ist, und sie hat ja auch allen Grund dazu.« Lily konnte sich nicht länger zurückhalten, streckte eine Hand aus und streichelte Mollys weiche Nase. »Seit das mit dem armen Rind passiert ist, ist alles nur noch schlimmer geworden. Wer

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