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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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legte lauschend den Kopf auf die Seite.
    »Da. Das müssen sie sein.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Sie sind wieder da«, sagte Nate, setzte seinen Hut auf und ging hinaus, um seine Freunde in Empfang zu nehmen.
     
    Nate hatte sich nicht getäuscht. Er mußte Ohren wie ein Luchs haben, dachte Tess, als die drei durchgefroren und mit Schnee bedeckt ins Haus traten. Sie versammelten sich im Wohnzimmer, tranken den Kaffee, den Bess innerhalb weniger Minuten gebraut hatte, und wärmten sich am Feuer auf.
    »Bei dem Schnee konnten wir kaum etwas erkennen.« Ben ließ sich in einen Sessel sinken, während Adam es sich im Schneidersitz vor dem Kamin bequem machte. »Wir haben die Stelle zwar gefunden, aber inzwischen ist so viel Schnee gefallen, wir haben keine Spuren mehr entdeckt.«
    »Aber das Reh habt ihr doch gefunden?« Tess setzte sich auf die Sofalehne. »Ihr habt gesehen, was mit ihm passiert ist.«
    »Ja.« Mit einem verstohlenen Seitenblick auf Adam zuckte Willa die Achseln. Sie sah keinen Anlaß zu erwähnen, daß die Wölfe zurückgekommen waren. »Ich werde morgen früh mit den Männern darüber sprechen. Im Augenblick gibt es genug anderes zu tun.«
    »Anderes zu tun?« echote Tess verständnislos.
    »Die Männer sind schon dabei, die Herden zusammenzutreiben und in die Unterstände zu bringen. Ich werde Ham suchen.«
    »Moment mal.« Überzeugt, daß sie als einzige im Raum noch bei klarem Verstand war, hob Tess eine Hand. »Du willst allen Ernstes noch mal da raus? Wegen ein paar Rindern?«
    »Sie würden dieses Unwetter nicht überleben«, erwiderte Willa scharf.
    Ungläubig beobachtete Tess, wie sich alle wieder in dicke Mäntel hüllten und das Haus verließen. Kopfschüttelnd goß sie sich einen Brandy ein. »Alles für ein paar Rinder«, brummte sie. »Für eine Horde dämlicher Rinder.«
    »Sie werden Hunger haben, wenn sie zurückkommen.«
Diesmal blickte Lily weder aus dem Fenster, noch horchte sie auf das Motorengeräusch der sich entfernenden Fahrzeuge. »Ich werde Bess in der Küche helfen.«
    Tess wußte nicht, ob sie sich ärgern oder ob sie die Dinge hinnehmen sollte, wie sie waren. Sie entschied sich für letzteres. »Ich habe keine Lust, hier ganz alleine sitzen zu bleiben.« Mit dem Brandyglas in der Hand eilte sie Lily hinterher. »Habt ihr bei euch im Osten auch solche Stürme?«
    Lily schüttelte den Kopf. »In Virginia können wir zwar über Mangel an Schnee nicht klagen, aber so ein Unwetter wie dies hier habe ich noch nie erlebt. Ich bin heilfroh, daß ich nicht noch einmal ins Freie muß. Nate wird wahrscheinlich über Nacht hierbleiben, meinst du nicht? Ich werde Bess fragen, ob ich für ihn ein Zimmer vorbereiten soll.«
    Sie öffnete die Küchentür. Bess stand bereits am Herd und rührte in einem riesigen dampfenden Topf. »Stew«, erklärte sie, tauchte einen hölzernen Löffel hinein und probierte. »Genug, um eine ganze Kompanie zu verpflegen. In ein, zwei Stunden ist alles gar.«
    »Die anderen sind wieder draußen.« Ohne Umstände ging Lily an die Anrichte und nahm eine Schürze vom Haken. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie das tat, entlockte Tess ein Lächeln. Lily fühlte sich in der Küche ganz offensichtlich heimisch.
    »Das dachte ich mir schon«, meinte Bess. »Ich will noch einen Apfelkuchen backen.« Sie warf Tess einen mißbilligenden Blick zu und rümpfte die Nase, als sie das Brandyglas in ihrer Hand bemerkte. »Wollen Sie sich nützlich machen?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Der Holzvorrat geht zur Neige«, informierte sie Bess, während sie einen Korb voll Äpfel aus der Speisekammer holte. »Die Männer haben jetzt keine Zeit, um ihn aufzufüllen.«
    Tess ließ den Brandy im Glas kreisen. »Sie erwarten doch wohl nicht von mir, daß ich nach draußen gehe und Holz hereinbringe?«
    »Wenn der Strom ausfällt, dann wollen Sie bestimmt ebensowenig frieren wie wir alle.«
    »Kein Licht und keine Heizung?« Bei der Vorstellung, die Nacht in der Kälte und im Dunkeln verbringen zu müssen, wich die Farbe aus Tess’ Gesicht.
    »Wir haben zwar einen Generator«, erklärte Bess, während sie begann, die Äpfel zu schälen, »aber der ist nur für Notfälle gedacht. Warum sollen wir die Schlafzimmer damit heizen, wenn es andere Möglichkeiten gibt? Wenn Sie im Warmen schlafen wollen, dann müssen Sie schon Holz holen. Lily, hilf ihr lieber. Ich brauche dich hier nicht so dringend. Von dieser Tür da drüben führt ein Seil direkt zum Holz. Folgt ihm und bringt

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