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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war ein kräftiger Mann, dessen Gesicht noch immer im Schatten lag. Trau keinem, entschied sie, und ihre Hand schloß sich fester um ihre provisorische Waffe.
    »Alles in Ordnung. Lily, geh ins Haus und sag Bess, daß Wood hier ist. Nun mach schon«, zischte sie, woraufhin sich Lily gehorsam in Bewegung setzte.
    »Kein Grund, Bess zu behelligen.« Wood richtete die Taschenlampe auf den Holzstoß und folgte dann mit dem Lichtstrahl dem ausgetretenen Pfad, der zum Haus führte. »Meine Frau hat zwar inzwischen bestimmt das Essen fertig, aber ich kann Ihnen trotzdem noch etwas Holz hereinbringen.«
    Da sie jetzt mit Wood mutterseelenallein war, konnte Tess nur beten, daß Lily das Haus sicher erreicht und Bess alarmiert hatte. Die Angst jagte ihr kalte Schauer über den Rükken. Sie trat einen Schritt zurück, dann noch einen. »Danke, wir haben genug geholt.«
    »Bei so einem Sturm kann man nie ausreichend Holz im Haus haben.« Er hielt ihr die Taschenlampe hin, worauf sie erschrocken zurückwich, da sie im ersten Moment meinte, er hielte ein Messer in der Hand. »Nehmen Sie die«, sagte er freundlich, »und ich nehme das Holz.«
    Obwohl sie immer noch versucht war, so schnell wie möglich wegzulaufen, nahm Tess die Taschenlampe. Wood beugte sich gerade über den Holzstoß, als Lily atemlos angelaufen kam. »Bess hat Kaffee gemacht.« Ihrer Stimme war die Anstrengung anzuhören. »Sie sagt, es ist genug da, falls Wood eine Tasse möchte.«
    »Nun ja, richten Sie ihr bitte aus, ich wüßte ihre Einladung zu schätzen.« Wood fuhr fort, Holzscheite in seiner Armbeuge zu stapeln. »Aber ich seh’ lieber zu, daß ich nach Hause komme, meine Frau wartet auf mich. Gehen Sie nur zurück und nehmen Sie die Lampe mit. Ich finde den Weg auch so.«
    »Ja, laß uns ins Haus gehen. Komm schon, Tess!« Vor Kälte schlotternd, zupfte Lily Tess am Ärmel. »Vielen Dank auch, Wood.«
    »Keine Ursache«, murmelte er und sah ihnen kopfschüttelnd nach. »Weiber«, brummte er dann in seinen Bart.
     
    »Ich hatte ja solche Angst!« Kaum hatten sie die Abstellkammer sicher erreicht, umarmte Lily ihre Schwester. »Und du warst so tapfer.«
    »Ich war nicht tapfer, ich war zu Tode erschrocken.« Erst
jetzt kam Tess so recht zu Bewußtsein, in welcher Gefahr sie hätten schweben können, und sie drückte Lily fest an sich. »Wie konnten wir nur so dumm sein? Wie konnten wir uns da draußen wie die Schulkinder im Schnee wälzen und dabei vergessen, was alles geschehen ist? O Gott, jeder könnte es sein! Warum haben wir so lange gebraucht, um das zu begreifen?« Sie ließ Lily los und sah sie ernst an. »Jeder könnte es sein.«
    »Adam nicht.« Nachdem sie ihre Handschuhe ausgezogen hatte, rieb Lily ihre erstarrten Hände warm. »Er könnte niemandem etwas zuleide tun, weder einem Menschen noch einem Tier. Außerdem war er mit uns zusammen, als wir … als wir das Reh fanden.«
    Tess wollte etwas erwidern, besann sich jedoch eines Besseren. Warum sollte sie Lily darauf hinweisen, daß es Adam durchaus möglich gewesen wäre, noch vor dem Morgengrauen auszureiten, die Tat durchzuführen und sie beide später wie zufällig zum Ort des Geschehens zu führen, um sich so von jeglichem Verdacht zu reinigen?
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Aber wenn wir hierbleiben und diesen Winter durchstehen wollen, dann sollten wir uns gut überlegen, wie wir uns schützen können, und wir sollten auf der Hut sein.« Tess zog ihren Mantel aus und nahm die Skimütze ab. »Ich kann einfach nicht glauben, daß Adam zu so etwas fähig sein soll. Oder Ben oder Nate. Himmel, ich kann mir nicht vorstellen, daß überhaupt ein Mensch es fertigbringt, so etwas zu tun, und genau da liegt das Problem. Wir werden uns wohl oder übel an diesen Gedanken gewöhnen müssen.«
    »Hier sind wir sicher.« Lily kehrte ihr den Rücken zu und hängte ihren Mantel sorgfältig auf einen Bügel. »Absolut sicher. Ich habe mich seit langer Zeit nicht mehr so sicher und geborgen gefühlt, und ich werde nicht zulassen, daß mir das jemand zerstört.«
    »Lily.« Tess legte ihrer Schwester sanft eine Hand auf die Schulter. »Wenn wir auch weiterhin sicher sein wollen, dann müssen wir auf uns achtgeben. Wir beide sind hier, weil wir etwas erreichen wollen«, fuhr sie fort. »Und für uns steht soviel
auf dem Spiel, daß wir sogar das Risiko eingehen, auch weiterhin auf der Ranch zu bleiben. Also müssen wir uns gegenseitig vertrauen. Ich würde vorschlagen, daß

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