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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Heulen durch den Kamin. »Hast du Angst?«
    »Und ob ich Angst habe. Du etwa nicht?«
    Lily schürzte nachdenklich die Lippen und sah Tess an. Ihr Blick flackerte nicht. Dann fuhr sie mit der Spitze ihres Zeigefingers sacht über ihre Unterlippe, die, wie sie aus Erfahrung wußte, immer dann zu zittern begann, wenn die Furcht mit eisigem Griff ihr Herz umklammerte.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich verstehe es selbst nicht, aber ich habe nicht direkt Angst. Ich bin nur traurig darüber,
daß solche furchtbaren Dinge überhaupt geschehen können. Und ich mache mir Sorgen«, fügte sie hinzu, während ihre Augen wieder magnetisch vom Fenster angezogen wurden und in ihrer Vorstellung das Bild von drei im Schnee umherirrenden Reitern entstand. »Um Adam, Willa und Ben.«
    »Denen wird schon nichts passieren. Sie sind hier aufgewachsen und kennen sich in der Gegend aus.«
    Tess hielt es nicht länger auf dem Sofa. Sie stand auf und begann, rastlos auf und ab zu gehen. Das laute Knacken eines im Feuer zerberstenden Holzscheites ließ sie heftig zusammenzucken, und sie verkniff sich einen bösen Fluch. »Sie wissen schon, was sie tun.« Und falls sie es nicht wußten, dachte sie, was dann? »Wahrscheinlich habe ich nur deshalb solche Angst, weil ich im Moment vollkommen hilflos bin. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich nun tun soll, und das ist Neuland für mich. Weißt du, ich bin eher ein Mensch, der sich ein Ziel setzt, einen Plan ausarbeitet und dann die entsprechenden Schritte einleitet. Aber jetzt komme ich mir entsetzlich verloren vor.«
    Sie drehte sich um und musterte Lily forschend. »Im Gegensatz zu dir, nicht wahr? Du weißt genau, was du tust. Du lenkst dich ab, indem du Tee kochst, Suppe zubereitest oder das Feuer schürst. Es gibt dir das Gefühl, zumindest indirekt von Nutzen zu sein.«
    Kopfschüttelnd zwang sich Lily, den Blick vom Fenster abzuwenden. »All diese Dinge sind relativ bedeutungslos.«
    »Ansichtssache«, erwiderte Tess weich. Dann hielt sie mitten in der Bewegung inne, als sie durch den Schneeschleier hindurch einen Lichtschein bemerkte. »Da draußen ist jemand!«
    Da sie wieder einmal nicht wußte, was sie tun sollte – fortlaufen, sich verstecken? –, riß Tess sich zusammen, ging durch die Halle zur Vordertür und öffnete sie. Sekunden später tauchte Nate aus dem Schneegestöber auf.
    »Gehen Sie rasch wieder hinein«, befahl er, schob sie zur Seite und schloß schnell die Tür hinter sich. »Sind die anderen schon wieder zurück?«
    »Nein. Lily und ich …« Tess deutete auf das Wohnzimmer. »Was machen Sie denn schon wieder hier?«
    »Sieht böse aus da draußen«, meinte Nate. »Ich hab’ Shelly und das Baby sicher nach Hause gebracht, aber den Rückweg hätte ich beinahe nicht mehr geschafft.« Er nahm seinen Hut ab und schüttelte die Schneeflocken ab, die sich darauf angesammelt hatten. »Sie sind jetzt zwei Stunden unterwegs. Ich gebe ihnen noch ein paar Minuten, dann mache ich mich auf die Suche.«
    »Sie wollen noch mal raus? Bei diesem Unwetter?« Tess kannte Blizzards zwar nur vom Hörensagen, war sich aber ganz sicher, daß gerade jetzt einer dieser tückischen Schneestürme dort draußen tobte. »Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?«
    Nate tätschelte ihr abwesend die Schulter – ein Mann, der mit seinen Gedanken ganz offensichtlich woanders war. »Ist zufällig noch heißer Kaffee da? Ich könnte ein Täßchen vertragen. Und ich würde gerne eine Thermoskanne davon mitnehmen.«
    »Sie gehen da nicht wieder raus!« Obwohl sie wußte, daß sie sich töricht verhielt, stellte sich Tess entschlossen zwischen Nate und die Tür. »Niemand, der auch nur einen Funken Verstand hat, verläßt bei diesem Wetter das Haus!«
    Lächelnd fuhr er ihr mit einem Finger über die Wange. Er empfand ihre Geste nicht als töricht, sondern als Ausdruck unbewußter Angst. »Machen Sie sich etwa Sorgen um mich?«
    Das war noch stark untertrieben, aber darüber würde sie später nachdenken. »Da draußen lauern Frostbeulen, Unterkühlung, Tod durch Erfrieren.« Sie spuckte die Worte förmlich aus. »Ich würde mir um jeden Sorgen machen, der verrückt genug ist, sich bei diesen Temperaturen ins Freie zu wagen.«
    »Drei meiner Freunde sind irgendwo da draußen.« Seine Stimme klang ruhig, doch sie wußte, er würde sich nicht mehr umstimmen lassen. »Seien Sie so lieb und machen Sie Kaffee, Tess. Schwarz und heiß.« Ehe sie etwas erwidern konnte, hob er eine Hand und

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