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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zusammenhalten, wenn wir das Jahr durchhalten wollen. Ich schlage vor, daß keine von euch beiden sich in Zukunft alleine draußen aufhält, bis die Polizei – oder wir – Pickles’ Mörder gefunden haben.«
    »Oh, ich kann schon auf mich aufpassen. Ich habe Selbstverteidigungskurse besucht.«
    Tess’ Ankündigung entlockte Willa ein verächtliches Lächeln.
    »Mit dir würde ich allemal fertig«, schoß Tess zurück. »Innerhalb von zehn Sekunden würdest du auf dem Rücken liegen und Sternchen sehen. Aber das gehört jetzt nicht zur Sache.« Sie verspürte plötzlich ein heftiges Verlangen nach einer
Zigarette. Doch dieses Verlangen mußte auf später verschoben werden. »Lily und ich können uns ja nicht mit Handschellen aneinanderketten.«
    »Ich bin den größten Teil des Tages mit Adam zusammen, bei den Pferden.«
    Willa nickte Lily zu und glitt wieder ins Wasser. »Du kannst Adam blind vertrauen. Und Bess und Ham.«
    »Warum Ham?« wollte Tess wissen.
    »Er hat mich großgezogen«, erwiderte Willa knapp. »Außerdem wird das Wetter ohnehin dafür sorgen, daß ihr beide euch in der nächsten Zeit nur in der Nähe des Hauses aufhaltet.«
    »Was ist denn mit dir?« fragte Lily besorgt.
    »Ich komme schon alleine klar.« Willa tauchte unter, hielt eine Weile die Luft an und kam prustend wieder an die Oberfläche. Fast fühlte sie sich wieder wie ein Mensch. »Mir ist es leider verwehrt geblieben, in den Genuß von Selbstverteidigungskursen zu kommen, aber ich kenne meine Männer, und ich kenne das Land. Sollte einer von euch die Decke auf den Kopf fallen, dann könnt ihr euch getrost ein Pferd satteln und mir bei der Arbeit helfen. Und falls mir nicht eine von euch den Rücken schrubben will, hätte ich jetzt gerne meine Ruhe.«
    Tess erhob sich und griff nach dem Tablett. »Ein großes Mundwerk bietet nicht allzuviel Schutz gegen ein Messer.«
    »Eine Winchester schon.« Zufrieden, das letzte Wort zu behalten, griff Willa nach der Seife.
     
    Trotz ihrer abgrundtiefen Erschöpfung schlief sie schlecht und schreckte immer wieder aus furchtbaren Alpträumen hoch. Sie drehte und wälzte sich von einer Seite auf die andere und versuchte, noch etwas Schlaf zu finden, doch sie konnte die Bilder von Blut und Gewalt, die ihr durch den Kopf gingen, nicht verscheuchen.
    Als die ersten dünnen Lichtstrahlen des neuen Wintertages durch den Schleier unaufhörlich fallenden Schnees ins Zimmer drangen, wünschte sie, sich an irgend etwas, irgend jemandem festhalten zu können. Nur eine kleine Weile lang.
Auch ein anderer erwachte in demselben fahlen Licht, und die gleichen grausigen Bilder spulten sich vor seinem inneren Auge ab.
    Doch er lächelte dabei.

Kapitel 4
    Aus Tess’ Tagebuch:
     
    Mit der Zeit fange ich an, den Schnee zu mögen. Oder ich verliere langsam den Verstand. Jeden Morgen, wenn ich aus dem Schlafzimmerfenster schaue, sehe ich nichts als Schnee, meilenweit nur reines, schimmerndes Weiß. Ich kann nicht behaupten, daß mir die Kälte zusagt. Oder der verdammte Wind. Aber ich muß zugeben, daß der Schnee einen gewissen Reiz auf mich ausübt – besonders wenn ich selbst im Warmen sitze und aus dem Fenster schaue. Vielleicht liegt es ja auch nur daran, daß ich mich wieder etwas sicherer fühle.
    Weihnachten ist in einer Woche, und bislang ist nichts geschehen, was den Alltagstrott unterbrochen hat. Kein Mann wurde ermordet, kein Tier dahingemetzelt. Jegliches Leben scheint im Schnee zu ersticken. Vielleicht haben die Cops letztendlich doch recht, und die Person, die den armen Kahlkopf umgebracht hat, ist schon längst über alle Berge. Ein psychopathischer Wandervogel? Schön wär’s.
    Lily genießt die Weihnachtsstimmung. Sie ist wirklich ein seltsames Mädchen. Aber lieb. Sie kommt mir vor wie ein Kind, schmuggelt Tüten in ihr Zimmer, packt Geschenke ein und backt zusammen mit Bess Plätzchen. Ganz ausgezeichnete Plätzchen übrigens, was bedeutet, daß ich wohl meine Morgengymnastik um eine Viertelstunde verlängern muß.
    Vor kurzem sind wir nach Billings gefahren, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Lily stellte kein Problem dar. Ich habe eine hübsche Brosche in Form eines sich aufbäumenden Pferdes aufgetrieben, eine Filigranarbeit, sehr schlicht und sehr feminin. Wohl oder übel mußte ich mir auch für die
sauertöpfische Bess etwas einfallen lassen, also entschied ich mich für ein Kochbuch. Lily hat es gefallen, so habe ich wohl das Richtige getroffen. Mit der Cowboyprinzessin verhält es

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