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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Entscheidungen hauptsächlich aus ihrem Instinkt heraus getroffen werden würden. Dies war nicht ihr erster Schneesturm und würde auch nicht ihr letzter sein.
    Aber der Mord – der Mord und die abgeschlachteten Tiere.
    Hier versagte ihr Instinkt. Sie hatte keine Ahnung, was sie in dieser Angelegenheit unternehmen sollte.
    »Schlaf in der Wanne ein, und du läufst Gefahr zu ertrinken«, warnte Tess von der Türschwelle aus.
    Willa richtete sich auf und runzelte unwillig die Stirn. Sie war nicht übermäßig prüde, das Stirnrunzeln galt lediglich der unerwünschten Störung, auch wenn diese mit dem köstlichen Geruch dampfenden Stews verbunden war. »Hast du’s schon mal mit Anklopfen versucht?«
    »Du hast die Tür offengelassen, meine Beste.« Tess, die beschlossen hatte, ihre Kellnerinnenrolle von der komischen Seite aus zu betrachten, stellte das Tablett auf dem Wannenrand ab. »Ich will mit dir reden.«
    Willa seufzte nur und setzte sich so weit auf, daß sie bequem essen konnte. Sie tauchte den Löffel in ihr Stew, während kleine Schaumblasen an ihren Brüsten herunterrannen. »Dann sag schon, was du zu sagen hast.«
    Tess ließ sich auf dem breiten Rand der Badewanne nieder
und blickte sich um. Was für ein Badezimmer, dachte sie bewundernd. Es sah aus, als wäre es der Fantasie eines Filmstars entsprungen. Die Wände waren rubinrot, saphirblau und weiß gekachelt, ein wahrer Urwald an Farnen wucherte in Messing- und Kupferübertöpfen, die separate Duschkabine mit den klaren Glaswänden verfügte über ein halbes Dutzend Duschköpfe, die alle in verschiedenen Winkeln und auf verschiedener Höhe angebracht waren. Und die Wanne, in der Willa sich räkelte, bot ausreichend Platz für ein paar nekkische Wasserspielchen.
    Müßig tauchte sie einen Finger in den Schaum und schnupperte daran. »Veilchen«, kommentierte sie, »muß von Lily stammen.«
    »Wolltest du mit mir über Schaumbäder diskutieren?« erkundigte sich Willa gereizt, während sie sich mit wachsender Begeisterung über ihre Mahlzeit hermachte. Sie hätte eine ganze Wagenladung Stew verdrücken können.
    »Verschieben wir das lieber auf später.« Tess spähte über ihre Schulter, als Lily in der Tür erschien, den Blick taktvoll auf einen Punkt weit oberhalb von Willas Kopf gerichtet. »Ich habe dir einen Bademantel geholt. Wenn du fertig bist, kannst du ihn anziehen, ich werde ihn von außen an die Tür hängen.«
    »Komm rein und setz dich«, forderte Willa sie mit einer einladenden Handbewegung auf. »Tess möchte mit uns reden.«
    Als Lily zögerte, verdrehte Willa ungeduldig die Augen. »Wir haben alle drei einen Busen, Lily.«
    »Und ihrer ist ohnehin nur mit der Lupe zu erkennen«, fügte Tess mit einem feinen Lächeln hinzu. »Nun setz dich schon«, wies sie Lily an. »Sie will dich ja unbedingt mit einbeziehen.«
    »Worin mit einbeziehen?« fragte Willa mit vollem Mund.
    »Ich will es mal so ausdrücken: Lily und ich sind ein wenig beunruhigt. Würdest du mir da zustimmen, Lily?«
    Mit hochrotem Kopf klappte Lily den Toilettendeckel herunter und nahm darauf Platz. »Ja.«
    Trotz des warmen Wassers überlief Willa eine Gänsehaut.
»Habt ihr zwei etwa vor, euch aus dem Staub zu machen?«
    »Wir sind weder Feiglinge noch Idioten.« Tess legte den Kopf auf die Seite. »Uns allen ist gleichermaßen daran gelegen, das Jahr zu überstehen, und ich wage zu behaupten, daß wir es alle mit heiler Haut hinter uns bringen wollen. Irgend jemand, höchstwahrscheinlich jemand auf dieser Ranch, hat
    – wie soll ich sagen? – eine ungesunde Vorliebe für Messer entdeckt. Die Preisfrage lautet jetzt: Wie sollen wir uns nun verhalten?«
    Willa verzog mißbilligend den Mund. »Jemand von der Ranch? Ich kenne meine Leute.«
    »Aber wir nicht«, entgegnete Tess. »Es wäre doch schon einmal ein Anfang, wenn du unsere Wissenslücken füllen könntest. Erzähl uns haarklein, was du über jeden einzelnen von ihnen weißt. So verlockend es auch klingen mag, wir drei können schließlich nicht während der nächsten neun oder zehn Monate Tag und Nacht zusammenkleben.«
    »Da gebe ich dir vollkommen recht.«
    Die prompte Zustimmung traf Tess völlig unvorbereitet. Erstaunt sah sie Willa an. »Man höre und staune. Den Tag muß ich mir rot im Kalender anstreichen. Willa Mercy gibt mir recht.«
    »Ich finde dich noch immer unerträglich.« Willa kratzte ihren Teller leer, ehe sie fortfuhr: »Aber ich muß dir trotzdem in diesem Punkt zustimmen. Wir drei müssen

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