Der weite Himmel: Roman (German Edition)
Hüften nicht los, als sie begann, sich rhythmisch und kraftvoll auf ihm zu bewegen.
Später, als sie erschöpft in seinen Armen lag, bot er seinen ganzen Willen auf, um zum Telefon zu greifen und eine Nummer zu wählen, was Tess ein protestierendes Stöhnen entlockte.
»Will? Nate am Apparat. Tess ist bei mir … ja, genau. Sie bleibt über Nacht hier.« Er wandte den Kopf, um ihre nackte Schulter zu küssen, wobei ihm auffiel, daß es ihm immer noch nicht gelungen war, ihr das Kleid ganz auszuziehen. Nun, dafür war immer noch genug Zeit, dachte er und lauschte wieder Willas Stimme. »Nein, es geht ihr gut. Großartig sogar. Morgen früh ist sie wieder da. Tschüs.«
»Das war sehr rücksichtsvoll von dir«, murmelte Tess. Irgendwann hatte sie in der Hitze des Gefechts ein paar seiner Hemdknöpfe abgerissen, und nun genoß sie das Gefühl seiner nackten Haut unter ihren Fingerspitzen.
»Sie würde sich sonst Sorgen machen.« Nate schob ihr das zerknüllte Kleid weiter nach oben und zog es ihr über den Kopf. Nun trug sie nichts weiter außer Strümpfen mit Spitzensaum, ausgesprochen sexy wirkende hochhackige Schuhen und ein selbstzufriedenes Lächeln. Dieses Lächeln war das einzige, worauf er verzichten konnte. »Wie fühlst du dich?«
»Einfach wundervoll.« Sie warf ihr Haar zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Nacken. »Und du?«
Er ließ seine Hände unter ihren Po gleiten und hob sie mit sich hoch, als er aufstand. »Glücklich«, erklärte er, sie rücklings auf den Schreibtisch legend. Den Notizblock, der neben ihrem Kopf lag, warf er achtlos zu Boden. »Und ich werde gleich noch glücklicher sein.«
Überrascht, jedoch nicht abgeneigt, lachte sie. »Ich höre und staune. Leitest du gerade die zweite Runde ein?«
»Halt dich einfach nur fest, Herzchen.« Mit langsamen Bewegungen begann er sie zu streicheln und nahm zufrieden zur Kenntnis, daß sie leise aufstöhnte. »Aber halt dich gut fest.«
Tess brauchte nicht lange, um seine Warnung ernst zu nehmen.
Kapitel 5
Zu Silvester stieg die Temperatur plötzlich sprunghaft an. Eine von Petrus’ kleinen Wetterkapriolen, die nur für Gott allein einen Sinn ergeben mochten, brachte strahlendblauen Himmel, Sonnenschein und Wärme mit sich. Das bedeutete zwar, daß mit Schlamm und Matsch – und mit Eis, wenn es sich wieder abkühlte – zu rechnen war, doch jeder auf der Ranch genoß den unerwartet schönen Tag.
Willa ritt mit einer leichten Jeansjacke bekleidet die Zäune ab und pfiff vor sich hin, wenn sie kleinere Reparaturen ausführte. Die Berge trugen weiße Kappen, doch der Chinook hatte den Schnee auf den Weiden teilweise zum Schmelzen
gebracht, so daß hier und da grüne und braune Flecken in dem strahlenden Weiß auftauchten. Nur der zu beiden Seiten der Straße aufgetürmte Schneeberg war immer noch höher als ein Jeep. Auch die Pappeln standen, ihrer glitzernden Zierde beraubt, kahl und vor Nässe schwarz glänzend da, während die Kiefern strahlendgrün in der Sonne leuchteten.
Willa nahm an, daß sich Lilys reine, ungekünstelte Freude auf ihre eigene Stimmung übertrug. Ihre Schwester befand sich immer noch in überschwenglicher Festtagslaune, der nur ein absoluter Griesgram hätte widerstehen können.
Warum sonst hätte sie wohl Lilys zaghaft vorgebrachter Bitte, eine Silvesterparty zu geben, sofort entsprochen. Sie würde das Haus voller Leute haben, sich in Schale werfen und Konversation machen müssen, und bei all dem, was ihr sonst noch so im Kopf herumging, hätte ihr eigentlich vor der bloßen Vorstellung schon grauen müssen.
Aber wenn sie ganz ehrlich war, mußte sie zugeben, daß sie sich auf die Party freute.
Lily, Bess und Nell waren in der Küche noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Das Haus blitzte nur so vor Sauberkeit, und Willa hatte Anweisung erhalten, um Punkt acht Uhr gebadet und angekleidet zu sein. Sie würde sich daran halten, schon Lily zuliebe.
Irgendwann im Laufe der letzten Monate hatte sich ihre Abneigung gegen diese Fremde, die Schwester, die unerwünscht in ihr Leben getreten war, in Liebe verwandelt.
Man mußte Lily einfach gernhaben, gestand sie sich ein, während sie sich in Moons Sattel schwang und losritt. Sie war so lieb und geduldig, immer bemüht, anderen eine Freude zu machen. Und ihre offensichtliche Verletzlichkeit rührte an Willas Herz. Sosehr sie sich anfangs auch bemüht hatte, Distanz zu wahren, die Zeit hatte sie beide einander nähergebracht, und nun
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