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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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konnte Willa sich Mercy überhaupt nicht mehr ohne Lily vorstellen.
    Lily hatte dem Haus bereits ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Sie sammelte Zweige und arrangierte sie so geschickt in alten Flaschen, daß kleine dekorative Kunstwerke entstanden. Sie füllte alle Schalen, derer sie habhaft werden
konnte, mit Obst und Strohkörbe mit Kiefernzapfen, und sie schmuggelte Pflanzen aus dem Treibhaus heraus, um sie in den Räumen zu verteilen.
    Da sich niemand beschwerte, fuhr sie ermutigt damit fort, alte Truhen und Schränke zu durchstöbern. Die Kerzenständer, die sie dort entdeckte, wurden mit eigens für diesen Zweck erstandenen Duftkerzen versehen, die nun jeden Abend brannten, so daß das ganze Haus nach Vanille, Zimt und vielem anderen roch.
    Aber Willa gefielen die Veränderungen. Das Haus hatte sich sehr zu seinem Vorteil verändert, es wirkte gemütlicher, viel behaglicher als zu Lebzeiten ihres Vaters.
    Außerdem konnte jeder, der Augen im Kopf hatte, sehen, daß Adam in Lily verliebt war, obwohl ihn die Aura von Verwundbarkeit, die sie umgab, ein wenig zu verunsichern schien. Aber er war ein geduldiger Mensch, der die Zeit für sich arbeiten ließ. Willa bezweifelte, daß Lily Adams Gefühle richtig einschätzte. Sie glaubte offenbar, er wolle nur nett zu ihr sein.
    Willa stieg seufzend ab und begann, den Zaun instandzusetzen.
    Dann war da noch Tess. Sie konnte wahrlich nicht behaupten, daß sie Miß Hollywood besonders ins Herz geschlossen hatte, doch ihr erster heftiger Widerwille gegen sie ließ allmählich nach. Dazu kam, daß Tess ihr so weit wie möglich aus dem Weg ging. Sie schloß sich oft stundenlang in ihrem Zimmer ein, schrieb oder telefonierte mit ihrem Agenten. Die ihr zugewiesenen Arbeiten erledigte sie ohne große Begeisterung und nicht immer sorgfältig, aber immerhin tat sie, was man ihr auftrug.
    Willa war das Techtelmechtel zwischen Tess und Nate nicht entgangen, aber sie hatte sich entschlossen, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Diese Beziehung konnte ohnehin nicht lange gutgehen. Sobald das Probejahr um war, würde Tess nach L. A. entschwinden und keinen Gedanken mehr an Nate verschwenden.
    Sie hoffte nur, daß er darauf vorbereitet war.
    Und sie selbst? Willa lehnte sich an einen Zaunpfahl und
blickte sehnsüchtig hinüber zu den Bergen. Einen Moment lang wünschte sie, sie könnte hinaufreiten, höher und höher, bis sie eins war mit dem Schnee, den Bäumen und dem Himmel. Sie liebte die Ruhe dieser Landschaft, den vollkommenen Frieden, das Gurgeln des Wassers, das sich seinen Weg durch das Eis bahnte, den Wind, der durch die Kiefern fuhr, und vor allem die wunderbare reine Luft dort oben.
    Nur einen Tag lang einmal keine Verantwortung haben. Keine Männer zur Arbeit einteilen, keine Zäune kontrollieren, kein Vieh füttern müssen. Nur einen Tag lang nichts tun, außer in den Himmel zu schauen und seinen Träumen nachzuhängen.
    Welchen Träumen? fragte sie sich kopfschüttelnd. Ob wohl die beseligte Stimmung ihrer Umgebung auf sie abfärben würde, so daß sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich erotischen Vorstellungen hingeben würde, wie es wohl wäre, sich von Ben in die Liebe einführen zu lassen?
    Oder würden Blut und Tod, Versagen und Schuld ihre Tagträume beherrschen? Würde sie in die Berge reiten und dort wieder ein Tier oder, schlimmer noch, einen Menschen finden, der sein Leben lassen mußte, nur weil sie keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte?
    Darauf wollte sie es nicht ankommen lassen.
    Seufzend drehte sie sich zu Moon um, legte eine Hand über den Kolben ihrer Büchse und stieg auf.
    Als sie den Reiter bemerkte, der rasch näher kam, hoffte sie, es möge Ben sein, der da mit Charlie an seiner Seite auf sie zugaloppierte. Kurz darauf schämte sie sich, weil sie im ersten Moment enttäuscht gewesen war, als sie Adam erkannte. Wie gut er aussah. So kräftig und so männlich.
    »Das ist seit langer Zeit das erste Mal, daß ich dich allein ausreiten sehe«, rief sie ihm entgegen.
    Grinsend zügelte er sein Pferd. »Was für ein herrlicher Tag.« Er holte einmal tief Luft und wandte sein Gesicht dem Himmel zu. »Lily schwelgt im Partyfieber und hat Tess angesteckt.«
    »Also mußt du mit mir vorliebnehmen.« Willa lachte, als ein Anflug von Schuldbewußtsein über sein Gesicht huschte.
»Ich mache nur Spaß, Adam. Ich bin ja dankbar dafür, daß du ein Auge auf die beiden hast, obwohl ich weiß, daß dir diese Pflicht alles

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