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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Tess. In ihrem Kopf entstand
sogleich das Konzept für eine neue Drehbuchfigur, und sie lächelte die Frau strahlend an. »Guten Abend. Ich bin Tess Mercy.«
    »Ja, Señorita Mercy.« Bei der Erwähnung des Namens Mercy öffnete die Frau die Tür ein Stückchen weiter und trat zur Seite, um Tess einzulassen.
    »Ich möchte gern Nate sprechen, wenn er Zeit hat.«
    »Er ist in seinem Büro. Dort, am Ende der Halle. Ich werde es Ihnen zeigen.«
    »Sie wollten doch gerade gehen.« Tess wollte vermeiden, daß ihr Besuch angekündigt wurde. »Ich finde mich schon selbst zurecht, Señora …«
    »Cruz.« Die Frau zwinkerte verdutzt, als Tess ihr die Hand entgegenstreckte, dann ergriff sie sie und schüttelte sie einmal kräftig. »Mister Nate wird sich freuen, Sie zu sehen.«
    So, wird er das? dachte Tess, lächelte jedoch ihr Gegenüber mit unverminderter Herzlichkeit an. »Ich habe ein kleines Geschenk für ihn«, erklärte sie und hielt das in buntes Geschenkpapier gewickelte Päckchen hoch. »Eine Überraschung.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Die dritte Tür links, bitte.« Das kaum merkliche Lächeln, das die Mundwinkel der Frau umspielte, gab Tess zu verstehen, das der eigentliche Grund für ihren Besuch nur allzu offensichtlich war. Zumindest für eine andere Frau. »Gute Nacht, Señorita Mercy.«
    »Gute Nacht, Señora Cruz.« Tess lachte in sich hinein, als die Tür hinter der Señora zufiel und sie allein in der stillen Halle stand.
    Geometrisch gemusterte Teppiche in kräftigen Farben bedeckten den dunklen Holzfußboden, an den elfenbeinfarben gestrichenen Wänden hingen ansprechende Tuschezeichnungen, und überall standen Messingvasen mit geschmackvoll arrangierten Strohblumen – das mußte das Werk der Señora sein, vermutete Tess, während sie langsam durch den Raum schlenderte.
    In dem gemauerten Kamin im Wohnzimmer flackerte ein einladendes Feuer. Auf dem Kaminsims standen zinnerne Kerzenleuchter und eine Sammlung ausgefallener Briefbeschwerer.
Die wuchtigen Sitzmöbel wirkten gemütlich und ausgesprochen maskulin, ihre dunklen Farben bildeten einen reizvollen Kontrast zu den hellen Wänden und den schimmernden Teppichen.
    Eine interessante Zusammenstellung, fand Tess. Schlicht, und doch angenehm für das Auge.
    Die leisen Töne eines Mozart-Konzertes drangen an ihr Ohr, als sie sich der offenstehenden Bürotür näherte.
    Da saß er in einem hochlehnigen, lederbezogenen Stuhl hinter einem mächtigen Schreibtisch aus Eichenholz und erinnerte sie mehr den je an den jungen Jimmy Stewart. Die Schreibtischlampe warf ein schwaches Licht auf seine Hände, während er etwas auf einen gelben Notizblock kritzelte. Die Brauen hatte er nachdenklich zusammengezogen, seine Krawatte saß locker, und sein dichtes goldblondes Haar war zerzaust, weil er sich ständig mit den Fingern hindurchfuhr.
    Sieh mal einer an, dachte sie. Mein Herz schlägt ja geradezu Purzelbäume. Ihre Reaktion belustigte sie, und so sah sie ihm noch einen Moment lang zu. Es gefiel ihr, ihn bei der Arbeit beobachten zu können, ohne daß er etwas davon ahnte.
    Überall im Zimmer lagen Bücher verstreut, ein Becher mit Kaffee stand neben seinem Ellbogen, und im Hintergrund spielte immer noch leise Musik.
    Nate, du bist ein verlorener Mann, entschied sie, sich flüchtig über das Haar streichend.
    »Guten Abend, Herr Anwalt«, sagte sie gedehnt und blieb im Türrahmen stehen, als er mit einem Ruck den Kopf hob, sich von seiner Arbeit losriß und sie überrascht ansah.
    »Oh, hallo, Miß Mercy.« Leiser Argwohn stieg in ihm auf, als er sie da stehen sah, Haar und Mantel noch leicht mit Schnee bestäubt. Dieser Argwohn verstärkte sich, als ein zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht trat. Doch er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als könne ihn kein Wässerchen trüben. »Was für eine angenehme Überraschung.«
    »Das hoffe ich. Und ich hoffe auch, daß ich Sie nicht von der Arbeit abhalte.«
    »Halb so wichtig.« Die Notizen, die er sich gerade gemacht hatte, waren bereits in Vergessenheit geraten.
    »Señora Cruz hat mich hereingelassen.« Tess ging langsam auf seinen Schreibtisch zu, wobei sie an die Raubkatze auf der Veranda denken mußte. An der würde sie sich ein Beispiel nehmen und eine Weile mit ihrer Beute spielen, ehe sie sich auf sie stürzte. »Ihre Haushälterin?«
    »Mein Wachhund.« Nate war völlig aus dem Konzept geraten. Sollte er aufstehen und ihr einen Drink anbieten? Oder lieber sitzen bleiben? Warum, zum Teufel, sah

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