Der weite Weg nach Hause
scheißverdammter Albtraum.«
»Aber jetzt ... fast nie in die Kneipe ... fast nie.«
»Das sagen Sie.«
»Das stimmt, Liebes«, sagte Christy. »Ich weiß, dass ich lange Zeit schlimm war. Aber jetzt habe ich es echt im Griff.«
»Hat er«, sagte Lev. »Ein sehr guter Griff. Deshalb fragen wir nur: Dürfen wir bitte Frankie einen schönen Tag machen? Alle zusammen. Abends ist sie wieder bei Ihnen. Alles nett und ordentlich: Spaziergang am Strand, Minigolf spielen, Fish and Chips essen. Alles schön so.«
Angela tat Zucker in ihren Kaffee und rührte heftig um. »Das entscheide ich nicht jetzt«, sagte sie, »also machen Sie keinen Druck.«
Alles schwieg. Lev richtete sich wieder auf. Er zog ein Päckchen Silk Cut aus der Tasche. »Wird es Sie stören, wenn ich Zigarette rauche?«, fragte er Angela.
»Wie Sie wollen«, sagte Angela. »Das ist nicht meine Wohnung.«
Lev hielt Christy das Päckchen hin, und er nahm eine mit zitternder Hand.
»Was Lev sagt, ist wahr, Angie ...«, begann er.
»Ach, hör bloß auf, Christy!«, schrie sie und knallte ihren Kaffeebecher hin. »Ich finde den ganzen Zauber hier zum Kotzen, verdammte Scheiße noch mal! Fünf Jahre lang versaust du mir mein Leben, und jetzt tust du so, als würde alles gut werden, alles scheißnett und prima. Das ist es aber nicht! Du musst schon mehr tun als rumzutönen, du würdest nicht mehr in die Kneipe gehen. Du musst schon mehr tun, als von der Miete unschuldiger Menschen aus fremden Ländern zu leben. Du musst wieder anfangen zu arbeiten. Du musst beweisen − nicht nur mir, sondern dem Gericht −, dass du wieder ein vernünftiges,verantwortliches menschliches Wesen und ein guter Vater bist. Dann kann ich vielleicht mal nachdenken über das, worum du mich bittest. Übrigens − und ich möchte dir das jetzt sagen, damit deine neuen Freunde dich zurückhalten können, wenn du wieder einen von deinen irischen epileptischen Anfällen kriegst − hat Tony mich gebeten, ihn zu heiraten, und sobald die Scheidung durch ist, werde ich das tun. Ich habe es schon Frankie gesagt, und sie findet es gut. Sie vergöttert Tony. Er wird der Vater sein, den sie nie hatte.«
Christy sank auf einen harten Stuhl. Seine blauen Augen flackerten. Das Flackern erinnerte Lev an die Todeszuckungen eines Insekts.
Sophie sagte ruhig: »Ich bin nicht aus einem fremden Land. Meine Eltern leben in Sussex. Sie züchten Windhunde.«
Angela erhob sich. Sie hatte ihren Kaffee nicht angerührt. Sie wandte sich an Sophie und sagte: »Es interessiert mich nicht, wer Sie sind oder wo Sie wohnen, meine Liebe. Die Sache hier geht Sie nichts an. Hier geht es um etwas zwischen Christy und mir. Aber wenn Sie seine Freundin sein wollen, sagen Sie ihm, er soll aufhören, mich wegen Treffen mit seiner Tochter zu belästigen. Das hätte er alles sehr viel früher bedenken sollen.«
»Angela ...«, begann Christy.
»Ich höre nicht hin«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wieso ich überhaupt gekommen bin. Eigentlich nur, weil Frankie ihren Kaufladen wiederhaben will, deswegen hole ich den jetzt, und dann gehe ich.«
Angela verließ polternd das Zimmer. Lev blickte zu Christy, der regungslos dasaß. Die Zigarette war ihm aus den mageren, narbigen Händen gefallen, die er jetzt unter seinem Kinn faltete und wieder öffnete. Lev ging zu ihm und hob die Zigarette auf und steckte sie an und gab sie ihm. Sophie blickte hilfesuchend zu Lev, und Lev fasste einen Entschluss.
Er machte kehrt und verließ das Zimmer und ging über den Flur in sein Zimmer. Den Anblick der großen, wütenden Angelain seinem Schlafzimmer fand er beleidigend. Er sah, wie sie sich bückte und nach dem Miniaturladen mit seiner altmodischen Einrichtung und dem optimistischen kleinen Schild Hallo! Mein Laden ist geöffnet griff. Er sah den schnurrbärtigen Ladenbesitzer herauskippen und auf den Boden fallen.
»O Scheiße!«, sagte Angela.
Lev hob den Ladenbesitzer auf. Angela sagte: »Ich brauche eine Tragetasche oder irgendwas, wo ich das Zeug reintun kann. Können Sie mir was suchen?«
»Es ist eine Schande ...«, sagte Lev.
»Hä?«
»Ich überlege ... Ich mag diesen Ladenbesitzer ziemlich. Ich werde diesen Laden vermissen.«
»Was?«
»Ist wahr. Ich werde vermissen. Aber es ist okay. Das ist nichts. Aber wenn Sie Frankie von Christy wegnehmen, das ist schlimm. Er ist der Vater, wie ich der Vater von Maya bin. Er wird leiden ...«
»Hören Sie«, sagte Angela mit einem tiefen Seufzer. »Sie scheinen ein sehr
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