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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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zuteil wurde. Sie war gebaut wie ein Bulle, wie ein prächtiger, glänzender Bulle, den zu besitzen jeder Mann stolz wäre, deswegen hatte sie sechs Stoffe und eine große Rolle Messingdraht gekostet, Said bin Salim hatte sie erworben und sich sogleich die Finger an ihr verbrannt, denn sie war zänkischer als ein alter, einsamer Büffel. Da sie von den Menschen stammte, die sich Knochenscheiben durch die Oberlippe stecken, stand ihre Lippe wie der Schnabel einer Ente ab. Schon ihr Anblick flößte jedem von uns Respekt ein, ihr Verhalten aber versetzte uns in Furcht. Said bin Salim reichte sie zwar an den kräftigsten unter den Trägern weiter, an einen Mann namens Goha, aber auch er war gegen sie machtlos, sie behandelte ihn von Anfang an mit Verachtung, und ich weiß nicht, ob sie ihn nächtens wärmte, aber ich weiß, was jeder von uns wußte, sie bescherte dem armen Goha bald einen und bald darauf ein Dutzend Nebenbuhler. Sie zerbrach jeden Gegenstand, den man ihr gab, damit sie ihn nicht tragen mußte, sie brachte die ganze Karawane durcheinander, wir redeten über kaum etwas anderes, jederverdächtigte den anderen, sie insgeheim zu begehren, denn so erstaunlich es klingen mag, meine Brüder, je hochfahrender sie sich verhielt, desto lüsterner wurden wir. Ihr hättet ihre festen Arme und ihre festen Schenkel sehen müssen, zwischen ihnen lag das Paradies, so dachten wir, und dieser Gedanke, dieser Anblick, er hatte viele staubige einsame Schritte Zeit, in uns aufzugehen. Nichts, was sie tat, konnte löschen, was in uns brannte, nicht ihre Beleidigungen, nicht ihre Schroffheit. Sie lief fast jeden Abend weg, und jedesmal wurde sie wieder eingefangen, von Männern, die sich zu dieser verhaßten Aufgabe freiwillig gemeldet hatten, und nachdem sie zurückgebracht worden war, zeigte sie weder Reue noch Scham. Sie war so einmalig, so einmalig schwierig, jedes Boot, auf dem sie fuhr, würde untergehen. Und so beschloß Said bin Salim schließlich, sie gegen einige große Säcke Reis an einen Araber in Kazeh einzutauschen, und das war das schlechteste Geschäft, das dieser erfahrene Händler in seinem ganzen Leben gemacht hat, denn am nächsten Morgen erschien er bei uns und klagte bitterlich, sie habe ihm den Schädel eingeschlagen. Wir lachten und lachten und waren froh, sie losgeworden zu sein, doch insgeheim träumten unsere Lenden davon, wie es gewesen wäre, in ihren Armen zu liegen.
    – Solche Träume kenne ich, sie vergehen so langsam wie Brandwunden.
    – Wie eine Schwellung am Kopf!
    – Es müssen neue Träume an die Stelle treten.
    – Es muß eine neue Frau kommen, und die alte ist weggewischt wie der Abdruck eines Blattes.
    – Zeige mir den Abdruck eines Blattes, Baba Ilias.
    – Genau das will ich sagen, du Steinkopf, die Erinnerung an die Frau ist plötzlich so flüchtig wie der Abdruck eines Blattes.
    – Irgend etwas stimmt mit dir nicht, Baba Ilias, du mußt immerzu erklären, was du eigentlich sagen willst.
    – Das hängt allein von den Zuhörern ab, Baba Yusuf. Wer nicht verstehen will, der stolpert über seine eigenen Fragen.
    – Kommt näher, meine Brüder, kommt näher. Salim ist zu Bett gegangen, und die Drohungen, die gelegentlich auf uns herabprasseln, sind verstummt, was auch immer der Grund dafür sein mag, wirsollten uns der Segnungen erfreuen, solange wir können. Es gibt unter euch keinen, der nicht wüßte, ich bin von meiner ersten Reise mit einer Frau zurückgekehrt, mit einer jungen Frau, die es mir angetan hatte von dem ersten Augenblick an, als ich sie sah, am Fluß, wo sie mit den anderen Mädchen des Dorfes unsere Sachen wusch. Der Morgen duftete nach erwachenden Pflanzen, nach Blüten im Tau, und ich hatte nichts zu tun, ich hatte keine Arbeit, meine Füße trugen mich zum Fluß, auf Umwegen, ich zwängte mich durch eine Böschung, und auf einmal stand ich am Wasser, und nicht weit von mir entfernt waren die jungen Frauen des Dorfes, gebückt schlugen sie Kleidungsstücke gegen einen Stein, der im Wasser lag, flach wie ein Tisch. Ich sage, die Frauen des Dorfes, aber eigentlich meine ich nur eine Frau, die meinen Blick gefangennahm. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber was ich sah, das erfreute mich so sehr, ich wollte es so lange anschauen, wie ich nur konnte. Ich bewegte mich nicht, ich starrte auf diese Frau, deren Körper glänzte von all den Wassertropfen, die von den ersten ausgelassenen Sonnenstrahlen des Morgens umspielt wurden, ihre Haut war dunkel, so dunkel

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