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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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organisieren. Und Wiik richtet die Hinweisannahme im Revier ein.«
    Sie wollten schon gehen, als sie Widells Stimme hörten.
    »Warten Sie mal!«, rief er. »Einige Ladenbesitzer in der Fußgängerzone möchten ihre Geschäfte öffnen. Für mich ist das in Ordnung, solange ihr den Brandplatz abgesperrt haltet.«
    »Ich werde dafür sorgen«, sagte Jönsson und ging mit energischen Schritten weiter auf das Polizeirevier zu.

4
    Aus dem Gespräch mit Evert Bergman ergab sich, dass das Bürgerhaus mehrere Organisationen beherbergt hatte. Im linken Flügel hatten die Arbeiterbewegung, eine Abteilung des Metall­verbandes und einige kleinere Verbände ihre Büros gehabt. Im rechten Flügel war die Gemeindebibliothek untergebracht. Die Räume dazwischen waren an ein Restaurant verpachtet. Der Inhaber hieß Greger Hedåsen. Dann gab es noch einen großen Ver­sammlungsraum, der für Konferenzen und Feste benutzt wurde.
    In den letzten Monaten hatte Hedåsen im Versammlungsraum freitags eine Disko veranstaltet. Bergman hatte sich darüber gefreut, dass viele Jugendliche gekommen waren. Außerdem hatte die Vermietung etwas Geld in die Kasse gebracht. Die wirtschaftliche Lage des Bürgerhauses war angespannt und hing ganz und gar von den Beiträgen der Kommune ab. Da die Sozialdemokraten an der Macht waren, war die Unterstützung eigentlich nie in Frage gestellt worden.
    Aber Surahammar war eine Abwanderungsgemeinde mit verringertem Steueraufkommen und in den letzten Jahren war der Beitrag gekürzt worden. Erhöhte Mieteinnahmen waren also dringend nötig, hatte Evert Bergman Egon Jönsson nachdrücklich erklärt.
    Auf die Frage, wer einen Grund haben könnte, einen Brand im Bürgerhaus zu legen, hatte Bergman keine Antwort. Soweit er wusste, gab es keinen Angestellten oder ehemaligen Angestellten, der sich ungerecht behandelt fühlen könnte. Den Gedanken an eine politische Tat, gerichtet gegen die Arbeiterbewegung, wies er von sich.
    Jönsson bekam eine Liste mit allen Personen, die sich häufig in den Räumen der Arbeiterbewegung aufhielten, Angestellte und Vertrauensleute. Evert Bergman zählte die Namen aus dem Gedächtnis auf.
    Jönsson wollte Greger Hedåsen bitten, ihm eine entsprechende Liste für das Restaurant zur Verfügung zu stellen. Dann war da noch die Bibliothek; aber um die würde man sich zum Schluss kümmern. Alle, die sich täglich im Haus aufgehalten hatten, mussten verhört werden, ob ihnen vor dem Brand etwas aufgefallen war. Das würde eine langwierige Arbeit werden.
    Elina Wiik hatte sich im Empfangsraum des Polizeireviers eingerichtet. Er war klein und normalerweise leer, da das Revier nur montags zwischen neun und vierzehn Uhr geöffnet hatte. Ein Schild verwies alle anderen Angelegenheiten an die Polizei in Hallstahammar.
    Aber jetzt kam es darauf an, schnell Kontakt zu eventuellen Zeugen aufzunehmen. Elina Wiik hoffte auch, etwas über die Verhältnisse um das Bürgerhaus herum aufzuschnappen.
    Man soll das Gerede der Leute nicht unterschätzen, dachte sie. Und auf das Unausgesprochene achten. Das, was dicht unter der Oberfläche eines Redestroms liegt.
    Eine Weile hatte sie erwogen, ein Schild mit der Aufschrift »Hinweisannahme« aufzuhängen mit einem Pfeil, der auf das Polizeirevier zeigte, hatte es sich dann aber anders überlegt. Das Risiko, Lotto- und Totospieler anzuziehen, war zu groß.
    Die Eingangstür wurde geöffnet. Elina hob den Blick und sah in ein Gesicht, das von einem großen runden Brillengestell beherrscht wurde.
    »Es ist furchtbar«, jammerte die Frau. »Entsetzlich. Unser Bürgerhaus. Wie kann jemand so was machen, ein richtiger Frevel! Sie müssen versprechen, den Täter zu fassen.«
    Elina versprach es. Auf dem Weg hinaus hielt die Frau einem Mann mit zurückgekämmtem dickem weißen Haar die Tür auf. Elina erkannte ihn wieder, er hatte in der Menschenansammlung vor der Absperrung gestanden. Er war es, der beim Anblick des abgebrannten Gebäudes geweint hatte.
    »Sind Sie Polizistin?«, fragte er.
    »Ja, das bin ich.« Sie stand auf und reichte ihm die Hand. »Ich bin Kriminal … Mein Name ist Elina Wiik«, sagte sie.
    »Aha«, sagte der Mann.
    Er erzählte vom ersten Mal, als er im Bürgerhaus in Surahammar gewesen war, im Mai 1935. In dem alten Haus, das wie eine Burg ausgesehen hatte, das abgerissen worden war. Das allererste Bürgerhaus von Surahammar war ein kleines rotes Haus aus Holz gewesen, südlich der Gemeinde, das vor einigen Jahren ebenfalls abgerissen

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