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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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hier?«, fragte er.
    »Nein, ich bin ein Hologramm«, erwiderte ich. »Ich bin schon vor einer Stunde gegangen.«
    Ein Sergeant in Uniform kam hereingeschneit, eine große Plastiktüte in der Hand. Er ließ die Tüte auf Filbins Schreibtisch fallen und schob dem irischen Detective ein Klemmbrett unter die Nase. »Hier unterschreiben!«, schnarrte er.
    »Wieso? Ist das meine Wäsche?«, fragte Filbin.
    »Verarsch mich nicht, Filbin! Das sind Ferrimans Klamotten, aus der Forensik. Quittier einfach den Empfang. Schreiben kannst du doch wohl, oder?«
    Seufzend nahm Filbin einen Stift von seinem Schreibtisch und kritzelte auf das Klemmbrett, während ich nach der Tütegriff. Sie enthielt ein weißes T-Shirt, hochhackige Stiefel, ein weißes Höschen, einen schwarzen Minirock und einen BH sowie eine schwarze Motorradlederjacke. Ich zog die Jacke heraus und hielt sie hoch. Sie sah völlig normal aus. So was sah man ständig auf der Straße – großer Kragen, viele Reißverschlüsse, Gürtel am unteren Rand. Sie wissen schon. Wie die Jacke, die sie im Traum getragen hatte.
    Der Sergeant mit dem Klemmbrett trat ab. Er wandte noch mal den Kopf und rief: »Übrigens, Doc, weißt du, dass am Batmobil ein Strafzettel steckt?«
    »Das hier ist keine Boutique«, sagte De’Ath. Er nahm mir die Jacke ab und stopfte sie in den Sack zurück.
    »Was machst du denn mit den Sachen?«, fragte ich.
    »Sie ist noch nicht angeklagt, also darf sie ihre eigenen Kleider tragen«, sagte er. Er schnappte sich die Tüte und nahm sie mit zu den Vernehmungs zimmern.
    Als er durch die Doppeltür ging, kam Captain Canonico ins Büro gestürmt wie eine Fregatte unter Volldampf. »Beaverbrook, haben Sie Kruzifix und Pflock dabei?«, grölte er.
    »Morgen, Detective«, sagte ich beklommen.
    Er stürzte auf mich zu, legte die Hände auf den Tisch und baute sich vor mir auf wie ein Sturm, der losbrechen will. »Hab noch ’nen Drecksack für Sie«, sagte er. »Vor einer halben Stunde frisch reingekommen. Gestern Nacht hat er zwei kleine Jungs umgebracht. Hat sie mit einem Lötkolben gefoltert und ihnen die Pimmel abgebissen. Hat man Töne? Richtig abgebissen und runtergeschluckt. Behauptet, das steigert seine Potenz. Wissen Sie, was ich mit so einem anstellen würde, Beaverbrook? Ich würde ihm die Eier mit einer stumpfen Säge abhacken undihn lebenslang einbuchten. Das würde ich machen. Aber Sie, Beaverbrook, Sie denken vermutlich, er ist nur ein bisschen gestört und wir sollten ihn in irgendeine hübsche Klinik verfrachten, wo er das Tischlern lernt und lange Spaziergänge an der frischen Luft macht. Jedenfalls ist er in Zimmer C. Gehen Sie doch mal zu ihm rein und gucken ihm in den Kopf!« Er rutschte vom Schreibtisch und schielte in meine Richtung. »Und am Batmobil steckt schon wieder ein Strafzettel«, sagte er und verschwand in sein Büro.
    »Der hat dich wohl immer noch auf dem Kieker?«, fragte Filbin, als er den Hörer abnahm und eine Nummer wählte. Ich antwortete nicht, schnappte nur meine Aktentasche und machte mich auf den Weg zu den Vernehmungszimmern.
    Rund zwei Stunden blieb ich in Zimmer C, und ich fühlte mich ganz schlecht, als ich wieder herauskam. Elend, schmutzig und befleckt. Ja, der Mann war unzurechnungsfähig, so viel stand fest. Das Pro gramm klassifizierte ihn als para noiden Schizo phrenen, und ich wusste, dass Captain Canonico nicht begeistert sein würde.
    Verdenken konnte ich es ihm nicht. Kinder mörder verabscheute ich noch mehr als jeden anderen Killer, einfach abgrundtief. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dem Arschloch liebend gern auf der Stelle mit einer zerbrochenen Flasche eine bimediale Lobotomie verpasst, aber so funktioniert das amerikanische Justizsystem leider nicht. Manchmal hasste ich meinen Job, und noch mehr hasste ich die Leute, mit denen ich dadurch in Berührung kam. Es gibt keine Rechtfertigung für das Töten von Kindern. Absolut keine. Ich ging direkt in mein Büro, schrieb das Gutachten und legte es in die Hauspost,denn ich wollte nicht mehr da sein, wenn Canonico es in die Finger bekam.
    Er hatte mir nie verziehen, was vor ein paar Jahren passiert war, als ich an einem meiner ersten Fälle arbeitete.
Die Teenagermörder
nannte man sie, zwei richtige Kotzbrocken, die zusammen in einer Zelle von San Quentin wegen Vergewaltigung einsaßen. Jahrelang vertrieben sie sich die Zeit, indem sie ihre Vergewa ltigungserfahrungen austauschten und Zukunftspläne für die Zeit nach ihrer Entlassung

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