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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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siehst nicht so aus, als wärst du neunzehn-hundertfünfundfünfzig geboren.«
    Ich lächelte sarkastisch. Sie wusste genau, wie ich das gemeint hatte. »An dem Tag«, sagte ich. »Ich bin am dreißigsten September geboren. Und meine Mutter war immer ein Fan. Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es eine gute Idee war, ein Kind mit dem Namen eines Filmstars zu belasten. Jedenfalls kein Kind in Nordengland. In der Schule hat man mich gehänselt.«
    »Nennst du dich deshalb Jamie und nicht James? Und warum nicht Dean?«
    »Eher aus beruflichen Gründen. Einen Psychologen, der James Dean heißt, würde man wohl kaum ernst nehmen können.«
    »Das ist doch dasselbe in Grün, Jamie. Nur dass die Leute, die dich aufziehen, älter sind. Derselbe Spott, nur auf einer anderen Spielwiese.«
    Ich konnte es nicht fassen. Das Mädchen war ja fast noch ein Teenie und versuchte schon, mich zu psychoanalysieren.
    »Darum geht es doch gar nicht. Nicht darum, dass man mich damit aufzieht. Es ist nur so, dass …«
    »Ich weiß, du wolltest nicht, dass James Dean an der Tür deines Büros steht. Man könnte dich ja auslachen.«
    »Es ist keine Frage des Ausgelachtwerdens; es geht darum, dass man mich ernst nimmt.«
    Sie lächelte amüsiert und zog die Brauen hoch. Sie musste gar nichts sagen. Vielleicht war es dasselbe.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte ich.
    »Nein danke. Ich bin nur gekommen, um mich bei dir zu bedanken und dich auszuführen.«
    »Mich auszuführen?«
    Sie lachte. »Um dir zu zeigen, wie ich deine Hilfe schätze. Hol deine Autoschlüssel. Zieh dich nicht extra um – so siehst du interessant genug aus.«
    Interessant? Eine alte Levi’s und ein Billy-Idol-T-Shirt waren interessant? Deborah hätte das nicht so genannt. Für sie gehörte das in die Modekategorie »So willst doch nicht etwa unter die Leute«.
    »Hast du eine Jacke?«, fragte sie. »Leder vielleicht?«
    »Ich habe noch irgendwo eine alte Motorradjacke, aber die habe ich jahrelang nicht mehr getragen.«
    Sie lachte. »Wunderbar, dann hol sie doch!«
    Im Schlafzimmer durchsuchte ich gerade den Schrank, als mir aufging, dass ich ihre Anweisungen wie ein kleines Kind befolgte. Komisch. Sie setzte mich nicht unter Druck, ich wollte nur tun, was sie sagte. Ich lechzte nach ihrer Anerkennung. Ihrem Lächeln. Ich fand die Jacke und zu meiner Überraschung passte sie immer noch. Ich ging ins Arbeitszimmer zurück und stellte mich mit ausgestreckten Armen hin. »Wie sieht das aus?«, fragte ich.
    Sie legte den Kopf schief und nickte nachdenklich. »Wunderbar«, sagte sie. »Aber du solltest den Kragen hochstellen.«
    »À la James Dean?«
    »Probiers doch mal.«
    Das tat ich und sie lächelte. »Sieht toll aus.«
    »Wohin wollen wir denn?«, fragte ich.
    »Das ist eine Überraschung.«
    »Ist es weit?«
    Sie lachte. »Ein etwa einstündiger Ritt auf einem guten Pferd.«
    »Was?«
    Sie grinste über meine Verwirrung und schüttelte den Kopf. »Das war ein Scherz«, sagte sie. »Nicht weit. Los, steigen wir in dein Auto.« Sie nahm meinen Arm, und halb zog sie mich, halb schob sie mich in die Diele. »Küche?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Wo ist die Küche?«
    Ich deutete mit dem Kopf nach links und sie zog mich in die Küche. »Reis?«, fragte sie.
    »Reis?«
    »Reis. Hast du Reis da, Jamie?« Sie sprach langsam, als wäre ich ein behindertes Kind, aber sie lächelte, um mir zu zeigen, dass sie mich aufzog.
    Ja, ich hatte Reis. Deborah hatte eine besondere japanische Sorte für ihre Sushipartys. »Im Schrank neben dem Kühlschrank.«
    Sie hockte sich hin und holte ein großes Glas heraus. »Schön. Mülltüten?« Sie drehte den Kopf zu mir um. »Mülltüten?«, wiederholte sie.
    Ich zeigte auf die Schublade. Sie richtete sich auf, öffnete sie und zog zwei schwarze Plastikmüllbeutel heraus. Eine braune Papiertüte lag auf der Arbeitsfläche, und sie schüttete drei, vier Hand voll Reis hinein, drehte sie oben zu und steckte sie in ihre Jackentasche. Sie rollte die Müllbeutel zusammen und wedelte dann damit vor mir herum wie ein Dirigent, der vor seinem Orchester volle Fahrt aufnimmt. »Na, dann los!«, sagte sie.
    »Wohin denn, Terry?«
    »Das ist eine Überraschung.«
    »Überraschungen mag ich nicht.«
    »Die hier schon. Glaub mir, Jamie.«
    Sie kam auf mich zu, ihre schwarzen Augen schienen mich zu verschlingen, als sie näher kam und ihre Arme um meinen Hals schlang. Ich sah das verzerrte Spiegelbild meines Gesichts in ihren Pupillen. Es wirkte

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